
Die Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent in der Gastronomie ist zeitlich auf den Jahreswechsel 2023/24 begrenzt. Das Thema steht bei Gastronomen daher seit Monaten auf der Tagesordnung, schließlich ist es für viele existenziell.
Eine Entscheidung darüber, den verminderten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent in der Gastronomie beizubehalten, fällt vermutlich gegen Ende des Jahres.
Viele Betriebe werden dies nicht überstehen.Nicolai Danne
Geschäftsführer des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes
Der Geschäftsführer des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Baden-Baden, Nicolai Danne, der auch für das Murgtal verantwortlich ist, sprach von einer enormen Herausforderung für die Branche, sofern die Erhöhung auf 19 Prozent kommt.
„Viele Betriebe“, so Danne, „werden dies nicht überstehen“, wobei der Dehoga-Geschäftsführer befürchtet, dass 2.000 der aktuell rund 25.000 Betriebe allein in Baden-Württemberg verloren gehen könnten.
Durch die Mehrwertsteuererhöhung könnte die kulinarische Vielfalt in manchen Gaststätten verloren gehen. Es wäre eine Wertschätzung gegenüber der Branche, die Mehrwertsteuer bei sieben Prozent zu belassen.
Steuererhöhung müsste an Kunden weitergegeben werden
Frank Füchtenschnieder, Seniorchef des Hotel „Mönchhof“ in Moosbronn, betont, dass man die zusätzlichen zwölf Prozent, die durch die Mehrwertsteuerzurücksetzung auf 19 Prozent anfallen würden, an die Kunden weiterreichen müsste. „Dies ist unvermeidlich, zumal uns auch die Energiepreise Probleme bereiten und die Personalkosten gestiegen sind. Wenn wir unser Personal nicht ordentlich entlohnen, stehen wir alleine da. Auch die Einkaufspreise und die Erhöhung der Straßenmaut trifft uns Gastronomen. Wir sind daher in einer prekären Lage. Viele Menschen, die schon heute den Cent mehrmals umdrehen müssen, werden sich einen Gaststättenbesuch nicht mehr leisten können“.
Britta Ulrich vom „Sternen“ in Staufenberg sieht neben dem geplanten Auslauf der Mehrwertsteuererleichterung zum Jahreswechsel auch weitere Kostensteigerungen, die man jedoch allesamt an die Gäste weiterreichen muss.
„Wenn Gäste heute zu uns kommen“, so Ulrich, „dann haben sie zumeist einen Anlass dafür, wie beispielsweise Geburtstag, Hochzeitstag oder Kennenlerntag. Spontan mal zu Essen gehen, das gibt es heute kaum noch“, sagt die Chefin. „Wir schauen trotz der aktuellen Situation positiv ins neue Jahr, unsere Bücher sind voll“.
Ich bin froh, dass ich ab Januar 2024 in Rente gehen kannThomas Katma
Unimog-Museum Restaurant
„Ich bin froh, dass ich ab Januar 2024 in Rente gehen kann“, sagt Thomas Kaldma vom Unimog-Museum Restaurant in Gaggenau. „Die Mehrwertsteuererleichterung, die aufgrund der Pandemie eingeführt wurde, war eine Forderung der Gastronomie, die schon seit langem bestand und die auch richtig und wichtig war. Die jetzt von der Regierung wieder geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent für Speisen wird sich insbesondere auf die kleineren Betriebe verheerend auswirken. Es werden mit Sicherheit einige auf der Strecke bleiben. Man kann nicht immer die Kosten an den Gast weitergeben“, sagt Kaldma.
„Einmal ist jedoch Schluss, sonst bleibt der Gast am Ende ganz weg. Als eine Ungerechtigkeit empfinde ich es auch, dass beispielsweise Bäckereien und auch Tankstellen weiterhin lediglich sieben Prozent Mehrwertsteuer bezahlen sollen.“
Sternekoch Bernd Werner vom Hotel Restaurant Schloss Eberstein in Gernsbach sieht die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent als sehr problematisch und spricht von einer politischen Fehlentscheidung, sofern sie kommt.
Stattdessen sollten die sieben Prozent beibehalten werden. Werner wies auf frühere Versprechungen von Bundeskanzler Olaf Scholz hin, dass es bei den sieben Prozent bleibt.
Die Steuerrücksetzung auf 19 Prozent, so Bernd Werner, würde rund 3,4 Milliarden Euro in den Bundeshaushalt spülen. „Die Regierung hat dieses Geld bereits verplant, darin bin ich mir sicher. Das Schnitzel wird dann um drei Euro teurer. In Summe wird der Besuch für eine vierköpfige Familie deutlich teurer.“ 12.000 Betriebe sehen nach Aussage von Werner ihre Weiterführung als problematisch an, wenn es wieder zu den 19 Prozent Mehrwertsteuer kommt.
„Wenn uns die Gäste fehlen, weil sie sich ein Besuch im Restaurant nicht mehr erlauben können, dann haben wir alle ein Problem. Falls es zu einer Erhöhung der Mehrwertsteuer zum Jahreswechsel für Speisen kommt, kann dies die Gastronomie nicht alleine schultern. Zumindest einen Teil davon müssen wir an den Gast weiterreichen“, sagt Michaela Scheffold vom Ratsstübel in Gaggenau. „Wir hatten in den vergangenen Monaten schon massive Erhöhungen bei den Lebensmitteln und haben dies bisher alleine verschmerzt. Außerdem steht im kommenden Jahr eine Erhöhung des Mindestlohns an.“