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Kunden nehmen Abholangebote unterschiedlich gut an

Viele Händler im Murgtal setzen auf Click-and-Collect

Erst verboten, dann doch erlaubt: Click-and-Collect, also das Bestellen im Internet und Abholen im Laden vor Ort, ist auch für viele Händler im Murgtal ein kleiner Lichtblick in Zeiten des Lockdowns. Die Angebote werden allerdings unterschiedlich angenommen.

Eine Verkäuferin übergibt im Eingang des Haushaltswarengeschäfts Tritschler einem Kunden bestellte Ware. Seit dem 11. Januar dürfen die allermeisten Betriebe im Südwesten ihre Waren wieder vor Ort von Kunden abholen lassen, wenn deren Bestellungen zuvor beispielsweise telefonisch oder online erfolgt sind. +++ dpa-Bildfunk +++
Abholservice bei geschlossenem Laden: Auch viele Händler im Murgtal setzen auf das Click-and-Collect-Prinzip. Den offenen Laden ersetzt das allerdings nicht. Foto: Marijan Murat picture alliance/dpa

Wer sich die langen Wintermonate gerne einmal mit dem Erwerb eines neuen Kleidungsstücks oder einem neuen Buch versüßt – und das möglichst nicht nur durch große Online-Versandhändler – wird sich sicherlich über diese Neuerung der Corona-Bestimmungen freuen: Das während des zweiten Lockdowns in Baden-Württemberg zunächst verbotene „Click and Collect“ ist inzwischen doch erlaubt.

Und viele Murgtäler Einzelhändler nutzen die Möglichkeit, trotz geschlossener Läden ihre Ware anzubieten. Für die Händler, die ein nahezu ausgefallenes Weihnachtsgeschäft zu beklagen hatten, ist dies zumindest ein kleiner Trost.

Viele Murgtäler, die bereits während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 kreative Möglichkeiten entwickelt haben, können diese nun wieder anwenden.

„Der Abholservice wird sehr gut angenommen“, berichtet die Leiterin der Gaggenauer Buchhandlung Bücherwurm, Andrea Biedermann. Der Laden profitiere dabei von seinen guten digitalen und analogen Strukturen, die er bereits vor Beginn der Pandemie aufgebaut hatte. Hier ist in erster Linie der Webshop zu nennen. Auch telefonisch, per Mail oder WhatsApp können Bücher und andere Artikel bestellt werden.

An erster Stelle steht die Kundenbindung, und erst dann kommen die wirtschaftlichen Aspekte.
Andrea Biedermann, Buchhandlung Bücherwurm

Dank der festgelegten Buchpreise und ihres großen Lagers sei die Buchhandlung gegenüber großen Onlinehändlern oft sogar im Vorteil, da die bestellten Bücher, falls im Lager, sofort abgeholt werden könnten und für den Kunden bei gleichem Preis die Wartezeit wegfalle.

Anstatt im Laden zu stöbern kann das Angebot im Schaufenster oder auf der Facebook-Seite begutachtet und Inspirationen gefunden werden. Die Abholung findet dann kontaktlos vor dem Laden statt. Alternativ liefert das Bücherwurm-Team die Ware auch.

„An erster Stelle steht für uns die Kundenbindung, und erst dann kommen die wirtschaftlichen Aspekte“, sagt Andrea Biedermann. Die Grundkosten könnten durch „Click and Collect“ gesichert werden und es könne trotz Gewinneinbruchs ein verhältnismäßig guter Umsatz generiert werden.

Vorausgesetzt die Durststrecke dauert nicht mehr allzu lange an, ist Andrea Biedermann zuversichtlich, was das Überleben des eigenen Ladens betrifft. Mehr Sorgen bereitet ihr das Umfeld. Der Laden stehe schließlich nicht für sich allein, sondern hänge auch vom Fortbestehen des umgebenden Einzelhandels ab.

Vor allem Stammkunden nutzen Click-and-Collect

Auch das Modehaus „z.müller“ bietet im Lockdown weiterhin seine Dienste an. Bereits während des ersten Lockdowns konnten Kunden Ware bestellen und zu abgesprochenen Zeiten abholen. Als das „Click-and-Collect-Prinzip“ nicht erlaubt war, wurde die Ware geliefert; dies sei jedoch sehr unpraktisch gewesen und entsprechend wenig genutzt worden. Die Mitarbeiter sind nun froh, wieder einen Abholservice anbieten zu können.

Auch „z.müller“ verfügt bereits über gute digitale Strukturen. Auf der Internetseite des Geschäfts kann man sich auf einen virtuellen Rundgang begeben und sich direkt einen Überblick über das Angebot verschaffen. Außerdem werden auf Instagram und Facebook Outfits gezeigt, die so oder abgeändert bestellt werden können.

Die Mitarbeiter stellen nach Wunsch Auswahlpakete zusammen, die wochentags zwischen 10 und 13 Uhr abgeholt werden können. Auch wenn die Nachfrage nicht immens groß sei, nutzten doch vor allem Stammkunden das Angebot, heißt es aus dem Team. „Wir sind froh, so wenigstens im Kleinen weitermachen zu können.“

Abholservice ist nur ein kleiner Trost für die Händler

Das Sporthaus Fischer mit seinen Filialen in Gernsbach und Gaggenau kann ebenfalls dank „Click and Collect“ seinen Betrieb zumindest teilweise weiterführen. Auf der Homepage kann man sich über das Angebot informieren und per Mail, Telefon oder WhatsApp Bestellungen aufgeben. Zu vereinbarten Zeiten können diese dann in den Filialen abgeholt werden. So kommen immerhin ein paar Aufträge rein – das Prozedere sei aber extrem umständlich und zeitaufwendig.

Geschäftsleiter Ernst Fischer ist zwar positiv überrascht von der Nachfrage, empfindet die Situation aber dennoch als sehr deprimierend. „Die großen Onlinehändler können normal weiterarbeiten und wir kleinen Händler bleiben quasi auf der Strecke“, sagt er und bezieht sich auf die große Menge an Ware, die bereits im Laden ist und die er auch mit Abholservice nicht annähernd loswerden könne. Er hofft, bald wieder öffnen zu können und mehr Unterstützung von der Regierung zu erhalten.

Die großen Onlinehändler können normal weiterarbeiten und wir kleinen Händler bleiben quasi auf der Strecke.
Ernst Fischer, Sporthaus Fischer

Karin Balser stellt ihr Angebot an Möbeln und Dekoartikeln auf sozialen Medien vor und nimmt Bestellungen auf, die dann in ihrer Filiale in Weisenbach abgeholt werden können. Auch sie ist froh über die recht große Nachfrage, auch wenn der momentane Verkauf für sie nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“ sei.

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