Er ist 52 Jahre alt, in Hameln geboren, er mag Joggen und Rennradfahren. Und er sieht Essen und Trinken in guter Gesellschaft als Kulturgut an – an dieser Stelle kommt für Karsten Beisert der Untersetzer ins Spiel. Im BNN-Interview mit Thomas Dorscheid erklärt Karsten Beisert, warum er lieber vom Untersetzer statt vom Bierdeckel spricht, warum die Zugehörigkeit zur Koehler-Gruppe ein Vorteil für das Murgtäler Unternehmen ist und welche weiteren Produkte bei Katz in Weisenbach gefertigt werden.
Die traditionsreiche Firma Katz ist jetzt seit gut zehn Jahren Teil der ebenso traditionsreichen Unternehmensgruppe Koehler mit Sitz in Oberkirch. „Die Grundstimmung war immer positiv und ist es immer noch“, hieß es zuletzt in einer Mitteilung über das Weisenbacher Unternehmen. Katz passt also gut zu Koehler?
Beisert: Mit Katz hat Koehler ein Unternehmen dazu genommen, das in seinem Segment Weltspitze ist und eine hervorragende Ergänzung zum Portfolio von Koehler darstellt. Wir haben eine Partnerschaft und die hat auch mit Kultur und mit gegenseitigem Verständnis zu tun, vor allem aber mit längerfristigem Denken, wie es Familienunternehmen auszeichnet. Koehler ist der Zukunftsgarant für unsere Mitarbeiter, und das schätzen die Mitarbeiter auch.
Sie haben Weisenbach einmal „Welthauptstadt des Bierdeckels“ genannt – in wie viele Länder exportieren Sie, wie haben sich die Stückzahlen entwickelt und welche Brauereien gehören zu den Großkunden?
Beisert: Ich behaupte mal, dass es nur wenige Plätze auf der Erde gibt, an dem wir mit unseren Untersetzern nicht vertreten sind. Es gibt eine Liste von knapp 200 Ländern, in die wir liefern, wenn auch zum Teil nur mit Kleinmengen. Zu unseren Großkunden gehören beispielsweise die Brauereien Heineken, Anheuser Busch, in Deutschland die Radeberger-Gruppe. Alle haben ihre jeweiligen Verteilzentren, insofern kennen wir gar nicht die weiteren Vertriebswege. Die Stückzahlen bei uns liegen bei rund drei Milliarden im Jahr.
Wie hoch ist die Mitarbeiterzahl in Weisenbach und wie sicher sind die Arbeitsplätze?
Beisert: Wir haben gut 140 Mitarbeiter. Koehler ist von der Zukunft des Standortes überzeugt, sonst gäbe es nicht die Investitionen hier – und das sind keine kleinen Summen. Wir glauben an die Zukunft unseres Marktes – und das Thema Nachhaltigkeit spielt uns in die Karten, denn der Untersetzer ist kompostierbar.
Der Bierdeckel – die Katz-Führungsspitze spricht lieber vom Untersetzer – gehört zu einer guten Tischkultur, haben Sie bei früherer Gelegenheit einmal gesagt. Was meinen Sie damit?
Beisert: Der Untersetzer ist mehr als ein Bierdeckel, er kann ganz verschiedene Funktionen ausfüllen. Wenn wir ein gutes Essen als Event erleben wollen, dann gehört für mich ein Untersetzer dazu – also gehört er nicht nur auf den Tresen, sondern auch auf den Tisch. Ein Untersetzer nimmt die Feuchtigkeit auf, es tropft somit nicht auf den Tisch oder auf die Kleidung.
Er hat auch eine Dämmfunktion – wenn ich etwa eine Flasche auf den Tisch stelle, dann höre ich das nicht. Aber es geht noch weiter: In den USA liegt der Untersetzer für den Gast schon bereit, er wird damit gewissermaßen begrüßt. Nicht zu vergessen die kommunikative Funktion: An der Bar oder auch anderswo kann man über den Untersetzer schnell ins Gespräch kommen.
Die Zahl der Gaststätten in Deutschland schrumpft, damit dürfte auch der Bedarf an Bierdeckeln sinken…
Beisert: Hierzu kann ich wenig sagen, weil wir an Großkunden liefern und es dort auf die jeweiligen Marketingetats ankommt. Bei unserem Absatz sehen wir nur leichte Schwankungen, er ist über die Jahre recht konstant.
Produkt Nummer eins in Weisenbach ist und bleibt laut eigener Aussage der Untersetzer. Aber hier im Murgtal werden inzwischen auch weitere Produkte hergestellt – was genau und wie viele Mitarbeiter sind in diesen Bereichen beschäftigt?
Beisert: Da ist zum einen die Trittschalldämmung, die unter dem Fußbodenbelag liegt. Dieses Produkt liefern wir an Bau- und Fachmärkte. Zum anderen stellen wir Display Boards – Anzeigetafeln – her, als Ständer oder als Hängeschilder für Ladengeschäfte. Aber letztlich sind es Produktfamilien, die von den gleichen Mitarbeitern hergestellt werden. Das Portfolio passt zusammen, denn der Grundstoff ist identisch – es ist immer Holzschliffpappe. Und es sind immer nachhaltige Produkte.
Sie sind jetzt rund ein Jahr Geschäftsführer der Katz Group in Weisenbach – was haben Sie vorher beruflich gemacht?
Beisert: Ich habe hier wieder ganz viel mit Holz zu tun, für mich schließt sich damit ein Kreis. Ich hatte zunächst eine Lehre als Tischler gemacht, danach Wirtschaftsingenieurwesen an der damaligen Technischen Universität Karlsruhe, heute das KIT, studiert. Den Großteil meines Berufslebens habe ich in der Verantwortung für große internationale textile Dienstleister verbracht wie cws, Bardusch oder Mewa. Meinen Berufseinstieg hatte ich in der Unternehmensplanung in der Holz- und Kunststoffindustrie sowie der Medizintechnik in englischen und amerikanischen Konzernen.