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Zwiebelturm zieht Blicke auf sich

Was hat es mit dem Glockenhaus neben den Eisenwerken in Gaggenau auf sich?

Ein schmuckes Fachwerkhaus am Ufer der Murg, am linken Ufer bei Glasersteg, dessen „Krönchen“ die aparte Optik geradezu abrundet, zieht immer wieder die Blicke auf sich. Doch was hat es damit auf sich?

Fachwerkhaus am Glasersteg
Markantes historisches Bauwerk: Das Fachwerkhaus am Glasersteg ist ein Teil des Glashütten-Ensembles an der Murg. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Das denkmalgeschützten Haus in der Eisenwerkstraße hat eine eindrucksvolle Historie, der zuletzt vor 20 Jahren ein eher trauriges Kapitel hinzugefügt wurde. Kurz vor Weihnachten brach dort ein Feuer aus, das die vierköpfige Familie, die dort zu Hause war, obdachlos machte.

Selbst das Erkennungszeichen fehlte

Dass Fachwerk und Türmchen heute wieder einen prächtigen Anblick bieten, war Wochen nach dem Brand plötzlich gar nicht mehr so sicher. Denn die Sanierung erwies sich als schwierig. Hausschwamm war festgestellt worden. Hinzu kam der Schaden, den Feuer und Löschwasser verursacht hatten. Selbst das Erkennungszeichen, das Türmchen, war in der Nacht des Feuers herabgestürzt und musste später instandgesetzt und mit einer neuen Holzkonstruktion versehen wieder aufs Dach gesetzt werden.

Die Bedeutung des schmucken Gebäudes wurde angesichts dieses Dramas einmal mehr wahrgenommen. Es gehörte zu einem Ensemble, das aus eingeschossigen Häusern bestand. Der frühere Gaggenauer Schultheiß und markgräflichen Ökonomierat Anton Rindeschwender hatte sie 1773 am Murgufer errichten lassen. Sie sollten den Glasbläsern, den Meistern und ihren Familien als Heimat dienen. Denn im Jahr zuvor war die Glashütte von Mittelberg nach Gaggenau verlegt worden. Wohnraum wurde also gebraucht.

Zuletzt waren in den Gebäuden die Gravierhütten des Unternehmens untergebracht. Insgesamt handelt es sich bei der kleinen Siedlung um ein beachtliche Zeitzeugnis. Sie stehen für die beginnende Industrialisierung im Murgtal.

Ein besonders markantes Element dieses Ensembles stellt das sogenannte „Graveurhäuschen“ mit dem Glockenturm und der Uhr dar. Dieser Name ist übrigens darauf zurückzuführen,weil im rechten Teil später eine Graveurstube untergebracht war. Ein Kirchlein war das Gebäude also nicht, hatte aber für die Anwohner dennoch eine besondere Bedeutung.

Die Uhr schlug im Halbstundentakt, während das Glöckchen Arbeitsbeginn und -ende bekanntgab. Überliefert ist auch, dass bei bestimmten Anlässen ebenfalls geläutet wurde, wie etwa beim Tod von Ulrich Rindeschwender, dem Sohn des Erbauers.

Besonderer Charakterbeim genauen Hinschauen

Ein trauriges Läuten hätte es aus heutiger Sicht der Denkmalschützer vermutlich auch verdient, als das Areal nach der Übernahme durch die Eisenwerke sein Gesicht zu verändern begann. 1910 verschwand die Fabrikanlage, 1977 das Herrenhaus.

Sprich das genauere Hinschauen lohnt also unbedingt. Denn was hier heute noch zu sehen ist, hat ganz besonderen Charakter.

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