Warten auf das Ja-Wort: Die meisten Brautpaare im Murgtal haben ihre Trauung wegen der Corona-Pandemie auf das kommende Jahr verschoben. Auch viele Hochzeitsfeiern finden erst 2021 statt. Wer sich dennoch traut, muss die vom Land erlassenen Hygienevorschriften einhalten.
Immerhin: Ein Tanzverbot und eine Maskenpflicht für Gäste gibt es nicht. Dennoch sind viele Paare weiter verunsichert.
Bernd Werner berichtete im März von 90 abgesagten Hochzeiten in seinem Haus. Der Sternekoch von Schloss Eberstein in Gernsbach rechnet mit Verlusten in Höhe von mehreren 100.000 Euro durch die Corona-Pandemie.
Gäste müssen keine Maske tragen
Laut Werner haben die meisten Paare ihre Hochzeit auf 2021 verschoben. Allerdings finden seit Juli auch wieder Feiern auf Schloss Eberstein statt – unter Corona-Regeln. Das heißt: Maximal 99 Personen, Abstandsgebot, Maskenpflicht für das Personal.
Die Gäste müssen gemäß der Landesverordnung keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Wer innerhalb der vergangenen 14 Tage Kontakt zu einer infizierten Person hatte, muss der Feier allerdings fernbleiben.
Veranstalter privater Feiern müssen zudem die Kontaktdaten ihrer Gäste notieren, damit Infektionsketten im Zweifel nachvollziehbar sind.
Das Tanzen ist erlaubt. Buffets sind nur dann zulässig, wenn der Mindestabstand und eine klare Wegeführung eingehalten werden.
Den Verlust, den wir dieses Jahr gemacht haben, können wir nicht mehr aufholen.Bernd Werner, Inhaber von Schloss Eberstein in Gernsbach
„Die Auflagen sind für uns ein großer Mehraufwand“, sagt Werner. Auch das Tragen einer Maske sei für das Personal anstrengend – besonders bei warmen Temperaturen. „Aber wir sind sehr vorsichtig“, betont Werner.
Die gute Nachricht: „Das Vertrauen der Gäste ist wieder da.“ An schönen Wochenendtagen boomten die beiden Außenterrassen. „Unter unseren Gästen waren mehr Deutschland-Reisende als in den Vorjahren“, ist Werner aufgefallen.
Gastronomen brechen Einnahmen weg
Was weiter fehlt, sind Großveranstaltungen: Catering, Firmenfeste – Hochzeiten. „Den Verlust, den wir dadurch dieses Jahr gemacht haben, können wir nicht mehr aufholen“, klagt Werner. „Jetzt geht es nur noch um Schadensbegrenzung.“
Unter den vielen Paaren, die ihre Hochzeit auf Schloss Eberstein verschoben haben, sind auch Daniel und Sandra (Namen von der Redaktion geändert) aus Karlsruhe. Ihre Feier hätte im Mai stattfinden sollen. Monatelang fieberte das Paar auf seinen großen Tag hin. Dann kam Corona.
Es tut weh, dass wir unsere Hochzeit verschieben mussten.Daniel (Name geändert), Bräutigam aus Karlsruhe
Daniel und Sandra verlegten die Hochzeit auf kommendes Jahr. „Wir heiraten erst 2021, weil wir schon verschiedene Dienstleister gebucht hatten“, erklärt Daniel und zählt auf: „Redner, DJ, Florist, Fotograf.“ Sie alle haben schon Anzahlungen genommen.
Verschiebung hängt an vielen Faktoren
„Hätten wir noch in diesem Jahr feiern wollen, hätten wir uns einen anderen Fotografen und einen neuen Trauredner suchen müssen, weil unsere bereits ausgebucht waren.“ Da man in Vorkasse gegangen war, wäre das Paar auf den bezahlten Kosten für sitzen geblieben.
„Es tut weh, dass wir unsere Hochzeit verschieben mussten“, räumt Daniel ein. Man habe viel Arbeit und Herzblut in die Planungen investiert: „Hochzeiten sind eine sehr emotionale Sache.“
Angesichts der Pandemie und da auch ältere Gäste kommen wollen, sei ihre Lösung allerdings ein „passabler Kompromiss“.
Nun hofft das junge Paar auf eine Hochzeit im kommenden Jahr – falls Corona es zulässt. „Das steht aber in den Sternen“, sagt Daniel.
„Die Paare plagt die Ungewissheit, ob die Trauungen im Herbst oder im nächsten Frühjahr überhaupt stattfinden können“, bemerkt auch Pfarrer Josef Rösch von der katholischen Seelsorgeeinheit in Gernsbach.
Es sei weiter unklar, ob die Planungen noch einmal umgeworfen werden müssen. „Mit Trauungen sind starke Emotionen verbunden“, so Rösch. „Die Paare möchten deshalb auch in etwa so feiern, wie sie es sich vorstellen.“
Ab einem gewissen Punkt stelle sich die Frage, die Hochzeit angesichts der Hygieneanforderungen zu verschieben. Sie sind bei der Vorbereitung auf die Trauungen im Corona-Herbst ein großes Thema. „Dafür sind ausführliche Besprechungen bezüglich der Hygienemaßnahmen erforderlich“, berichtet Rösch.
Strenge Hygieneregeln in den Kirchen
Die Vorgaben seien in der Kirche strenger als etwa in Gaststätten. Unter anderem müsse in Gotteshäusern ein Mindestabstand von zwei Metern eingehalten werden – wenn man nicht zusammen wohnt oder in gerader Linie verheiratet ist.
Gemeinsamer Gesang, auch das schmerzt viele Menschen, ist laut Rösch verboten. „Die Paare haben dafür aber bisher viel Verständnis gezeigt“, erzählt er.
In der katholischen Seelsorgeeinheit Gaggenau fanden bislang nur vier von ursprünglich 25 geplanten Trauungen statt. Zwei weitere stehen noch aus.
Ein Grund dafür sind die Platzbeschränkungen in den Kirchen. Ein Beispiel: In die beliebte Hochzeitskirche in Moosbronn dürfen wegen der Corona-Pandemie aktuell nur 30 Menschen gleichzeitig.
Die Situation wird sich nicht rasch verbessern.Tobias Merz, Pfarrer der katholischen Seelsorgeeinheit Gaggenau
„Manche Paare verschieben ihre Trauung in der Hoffnung, dass diese Beschränkungen wieder aufgehoben werden“, weiß Pfarrer Tobias Merz.
Es gibt aber auch diejenigen, denen der begrenzte Platz genügt. Sie heiraten noch in diesem Jahr. Laut Merz warten vor allem Paare mit vielen Freunden und Familienmitgliedern, damit alle bei der Trauung dabei sein können.
Viele Trauungen finden erst 2021 statt
„Wir versuchen mit den Paaren in Kontakt zu bleiben und gute Lösungen zu finden“, betont Merz. Er geht allerdings davon aus, „dass sich die Situation nicht rasch verbessern wird.“ Man könne daher „nur begrenzt helfen“.
Merz selbst favorisiert die Trauung im kleinen Kreis: mit den engsten Familie und wenigen guten Freunden. „Das ist überschaubar und machbar“, sagt er.
Das Fest könnten die Paare schließlich auch zu einem späteren Zeitpunkt feiern. Als Pfarrer hat er vor allem eines im Blick: „Mir ist der Segen wichtig.“
Auch bei der evangelischen Kirche in Gaggenau sind viele Hochzeiten auf 2021 verschoben worden. „Zur Zeit haben wir kaum Trauungen“, sagt Pfarrerin Nicola Friedrich. Natürlich seien die Paare traurig, dass sie nicht wie geplant feiern könnten.
„Aber wenn sie sich erst mal auf den neuen Termin eingestellt haben, ist es okay“, hat Friedrich beobachtet. „Schlimm wäre es nur, wenn sie die Trauung wieder verschieben müssten.“