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Nur noch Grundschule

Ära der Werkrealschule in Weisenbach geht zu Ende

Mit Abschlussfeier der neunten Klasse endet ein Bildungsangebot an der Johann-Belzer-Schule. Ab dem Schuljahr 2022/23 ist die Schule in Weisenbach nur noch eine reine Grundschule. Dass dieser Tag irgendwann kommt, war für den Schulleiter absehbar.

Ein bedeutender Moment für Schulleiter Oliver Hintzen: Die Johann-Belzer-Schule ist ab dem kommenden Schuljahr nur noch eine reine Grundschule.
Ein bedeutender Moment für Schulleiter Oliver Hintzen: Die Johann-Belzer-Schule ist ab dem kommenden Schuljahr nur noch eine reine Grundschule. Foto: Nora Strupp

Es ist eine Ära, die am Freitag in Weisenbach zu Ende geht: Mit der Abschlussfeier in der Festhalle beginnt nicht nur für die neunte Klasse der Johann-Belzer-Grund- und Werkrealschule Weisenbach-Forbach ein neuer Lebensabschnitt. Auch für die Schule selbst ist dieser Tag bedeutend, denn es ist die letzte neunte Abschlussklasse. Ab dem Schuljahr 2022/23 ist die Johann-Belzer-Schule nur noch eine reine Grundschule.

„Es war absehbar, dass dieser Tag X irgendwann kommt“, sagt Oliver Hintzen mit Wehmut. Als er 2018 das Amt des neuen Schulleiters angetreten ist – als Nachfolger von Natascha Preuß, die im Juli 2017 ihr Rektorenamt aus gesundheitlichen und persönlichen Gründen zurückgegeben hatte –, wusste er um die schwierigen Aufgaben, die in den nächsten Jahren auf ihn zukommen würden. Schon damals kämpfte man um den Weiterbestand der Werkrealschule.

Aufgrund des drastischen Rückgangs der Schülerzahlen wurden vor knapp zwölf Jahren die Hauptschulen mit Werkrealschule in Forbach und Weisenbach zusammengelegt. Mit der Einrichtung der gemeinsamen Werkrealschule unter Trägerschaft der Gemeinde Weisenbach mit Außenstelle Forbach wurde schließlich zum Schuljahresbeginn 2011/12 ein neues Bildungsangebot installiert.

„Gelbe Karte“ für die Werkrealschule in Weisenbach

Doch nur sieben Jahre später war der Fortbestand der Werkrealschule in Gefahr. Bereits für das Schuljahr 2018/19 wurde eine Kombiklasse 5/6 gebildet und seitens des Schulamts ein Hinweisverfahren eingeleitet, eine Art „gelbe Karte“, weil mit zehn Kindern nicht die erforderlichen 16 Anmeldungen für die Klasse 5 erreicht wurden.

Trotz aller Anstrengungen der Schulleitung und des Lehrerkollegiums konnte auch für das kommende Schuljahr 2019/20 diese Zahl nicht erreicht werden. Die Konsequenz: die sofortige Notbremse und das Aufheben der Werkrealschule. Das hatte zur Folge, dass die Schule nach oben hin ausläuft und die jetzige Klasse 9 die letzte Abschlussklasse ist.

Was das Kollegium an Arbeit reingesteckt hat, um die Schule zu erhalten, war schon eine riesen Wucht.
Oliver Hintzen, Schulleiter

Die Grundschule hingegen war nie in Gefahr. „Es hat was von Schwermut“, bedauert Hintzen und lobt das Engagement seiner Mitstreiter: „Was das Kollegium an Arbeit reingesteckt hat, um die Schule zu erhalten, war schon eine riesen Wucht.“

Die Gründe für das Scheitern dieses Bildungsangebots liegen für ihn auf der Hand: „Wir sind Mitopfer einer Schuldiskussion geworden.“ Man habe durch Reformen zu viel am Schulsystem „herumgebastelt“. Als Beispiel nennt er die Grundschulempfehlung, die mittlerweile nicht mehr verbindlich ist. Allerdings sieht er dies nicht als alleinige Ursache. Vielmehr seien es „viele Puzzleteile, die nicht ineinandergreifen“. So könne auch die Infrastruktur und die Tatsache, dass die Pennäler „Fahrerei mit dem Zug“ auf sich nehmen müssen, dazu beigetragen haben, dass die Anmeldungen zurückgegangen sind.

Haupt- und Werkrealschulen haben ein Imageproblem

Zudem finde er es schade, dass die Haupt- und Werkrealschule noch immer als despektierlich angesehen werde. „In unserer Gesellschaft muss ein Umdenken stattfinden.“ Dadurch, dass Eltern für ihr Kind den höchstmöglichen Bildungsabschluss anstrebten, also das Abitur – unabhängig davon, ob die Schulform „Gymnasium“ dem Leistungsvermögen, den Stärken oder Neigungen des Schülers oder der Schülerin entspricht –, herrsche nun ein akuter Mangel an Azubis im Handwerk.

Trotz der Widrigkeiten ist Hintzen froh darüber, dass die Johann-Belzer-Schule den letzten zwölf Werkrealschülern noch einen guten Abschluss ermöglichen konnte. Mit den Neuntklässlern verlassen zudem zwei Lehrer die Schule. Sie werden an andere Schulen versetzt. In den vergangenen vier Jahren waren es insgesamt sieben Kollegen, von denen sich Hintzen verabschieden musste. Keine einfache Zeit, denn „mit jedem geht ein Stück Know-how“, wie er weiß.

Bis die Werkrealschule endgültig abgewickelt ist, sind allerdings noch einige Dinge zu regeln: So muss die Lehranstalt umfirmiert werden, neue Stempel und Dienstsiegel beantragt sowie neue Briefköpfe entworfen werden. Bei aller Wehmut blickt der Schulleiter aber auch positiv in die Zukunft und richtet seinen Fokus nun auf den Grundschulbereich und die 72 verbleibenden Schüler: „Wir sind ja noch da. Es geht weiter.“

Grundschule Weisenbach soll neue Angebote bekommen

Und die nächste Herausforderung wartet bereits: „Wir wollen ein cooler, stabiler und interessanter Grundschulstandort werden.“ Gelingen soll dies mit neuen Angeboten, wie etwa einer Bläserklasse, einem Naturwissenschaftsraum und einem Resilienztraining.

Zudem hofft Hintzen, dass die Kernsanierung bald in Angriff genommen wird. Eine 2018 in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie kam damals zum Ergebnis, dass sich die Kosten hierfür auf bis zu 6,3 Millionen Euro belaufen. Aufgrund der Teuerungsrate rechnet Oliver Hintzen mittlerweile jedoch mit einer Summe zwischen 8,5 und 9,5 Millionen Euro.

Auch wenn derzeit noch unklar ist, wann die Generalüberholung der Schule tatsächlich umgesetzt wird, steht eins jetzt schon fest: Langweilig wird es dem emsigen Schulleiter bei all diesen Projekten so schnell nicht werden.

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