Es sind Spannungen von bis zu 400 Volt, die an zwei Hybridautos in der Gaggenauer Carl-Benz-Schule anliegen. Deshalb werden im sogenannten Hochvoltraum der Berufsschule nur Schüler mit Vorerfahrung unterrichtet. „Die Spannung kann sehr gefährlich werden“, sagt Christian Schmid, Abteilungsleiter der Technikerschule. „Ohne Qualifizierung dürfen die Schüler nicht mal die Motorhaube aufmachen.“
Die Voraussetzung sei eine abgeschlossene Grundausbildung etwa zum Kraftfahrzeugmechatroniker. Die beiden Hybridfahrzeuge kommen dann bei der Weiterbildung zum Kraftfahrzeugtechniker zum Einsatz. An den Autos üben die Schüler den Umgang mit der Elektromobilität. Sie messen Spannungen und Widerstände oder schalten die Fahrzeuge spannungsfrei.
Die Praxisübungen sind Bestandteil eines zusätzlichen Zertifikats im Bereich alternative Antriebstechnologien. Das Ganze sei fest in die zweijährige Weiterbildung zum Techniker eingebunden, erklärt Schmid.
Ausbildung in enger Zusammenarbeit mit dem Daimler-Kompetenzzentrum in Gaggenau
Neben der Praxis im Hochvoltraum steht auch Theorie auf dem Lehrplan. Schmid nennt Beispiele der entsprechenden Fächer: Leistungselektronik, Batterierecycling oder Leichtbau. Am Ende der Weiterbildung müssten die Schüler eine Prüfung im Bereich Hochvoltsysteme mit Praxis- und Theorieteil absolvieren. Die Schüler erhalten nach Bestehen das Zertifikat, das am Arbeitsplatz etwa zur Reparatur oder Wartung von Elektrofahrzeugen befugt.
„An der Elektromobilität führt kein Weg mehr vorbei“, betont Schmid. „Deshalb haben wir seit etwa zwei Jahren diesen Bereich in die Ausbildung integriert.“
Dabei arbeite man eng mit Unternehmen wie der Daimler AG zusammen, die in Gaggenau ein Kompetenzzentrum für elektrische Antriebstechnologien aufbauen und die Entwicklung beim Batterierecycling vorantreiben will. Im Werk Rastatt würden die Auszubildenden der Kraftfahrzeugmechatronik bereits in der System- und Hochvolttechnik unterrichtet.
Zertifikat für Elektrofahrzeuge als Vorteil auf dem Arbeitsmarkt
„In der Ausbildung wird die Elektromobilität im Vergleich zur Weiterbildung aber etwas oberflächlicher behandelt“, betont Philipp Köhninger. Er macht derzeit eine Weiterbildung zum Kraftfahrzeugtechniker. „Mit dem Zertifikat für Elektrofahrzeuge hat man bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, erklärt er.
In vielen Betrieben müsse das Personal noch für den Umgang mit Elektrofahrzeugen geschult werden. Deshalb seien bereits ausgebildete Leute mit einem Zertifikat sehr gefragt. Was genau er mit der Weiterbildung anfangen will, weiß Köhninger noch nicht.
Für mich ist die Weiterbildung auch eine Findungsphase.Manuel Diether, Schüler
So geht es auch Manuel Diether, der ebenfalls die Weiterbildung zum Kraftfahrzeugtechniker macht. „Für mich ist die Weiterbildung auch eine Findungsphase“, betont er. „Ob ich danach wieder in einer Lastwagen-Werkstatt arbeiten werde oder in der Fahrzeugproduktion, weiß ich noch nicht.“
Mit der Weiterbildung gebe es zahlreiche Möglichkeiten, erklärt Matthias Köber. Er ist einer der drei Lehrer, die für den Unterricht in den alternativen Antriebstechnologien verantwortlich sind. „Wir Lehrer mussten einen einwöchigen Lehrgang machen“, erzählt Köber.
Wir wollen die Schüler bestmöglich vorbereiten.Falk Hartmann, Schulleiter Carl-Benz-Schule
Schulleiter Falk Hartmann betont indes: „Wir wollen die Schüler bestmöglich vorbereiten und im Lehrprogramm auch andere Technologien aufgreifen.“ Er habe etwa die Brennstoffzellentechnologie im Blick, die bei der Firma Daimler Trucks derzeit im Fokus steht.