Um Geld für die Erdbebenopfer in der türkisch-syrischen Grenzregion zu sammeln, haben die Gemeindemitglieder der Sultan-Ahmed-Moschee in Bad Rotenfels am Freitag Kuchen und türkische Spezialitäten verkauft.
„Das ist jetzt die erste große Aktion in Gaggenau“, berichtet Yeldiz Gönül von der Türkisch-Islamischen Gemeinde Gaggenau und Umgebung im Gespräch. Ungefähr 100 Frauen haben sich an der Aktion beteiligt und Kuchen, Süßigkeiten sowie Herzhaftes gebacken und vorbeigebracht.
Eigentlich sei der Start für den Verkauf für 13.30 Uhr geplant gewesen. „Aber es hat dann doch viel früher angefangen, weil schon Leute kamen“, sagt Gönül, die sich über die große Resonanz aus der Bevölkerung freut.
Es kommen auch viele, die keine Muslime sind.Mustafa Calti, sammelt Spenden
Ohnehin sei die Solidarität sehr groß. Aus Gaggenau, Weisenbach, Gernsbach kommen die Menschen – sie kaufen Kuchen oder Spenden direkt Geld. „Es kommen auch viele, die keine Muslime sind“, sagt Mustafa Calti.
Doch auch schon vor dem Kuchenverkauf wurden Spenden gesammelt. „Unter uns haben wir beim Freitagsgebet Geld gesammelt“, berichtet Calti. „Alle ziehen an einem Strang. Die Leute geben, wo sie nur können“, freut er sich. Auch einige Syrer, die selbst wenig Geld zur Verfügung hätten, seien vorbeigekommen, um zu spenden: „Das hat mein Herz berührt.“
Die Großeltern ihres Schwiegersohns seien direkt betroffen, schildert Gönül. Auch eine Tante, Cousinen und Cousins seien dort. „Das Haus steht noch, aber sie trauen sich nicht mehr rein.“ Der Grund: Das Gebäude ist nach dem Erdbeben einsturzgefährdet. Derzeit ist die Familie in Zelten untergebracht. Das habe sie „alle sehr, sehr mitgenommen“.
Gernsbacher Familie hat noch kein Lebenszeichen von Angehörigen
Über Bekannte habe er außerdem von einer Gernsbacher Familie gehört, die noch kein Lebenszeichen ihrer Angehörigen erhalten habe, berichtet Calti. „Die Ungewissheit muss schlimm sein“, sagt Gönül. Es sei sehr emotional, „deswegen spenden auch so viele, auch wenn es keine Verwandten sind“, ist sie überzeugt. „Die Bilder gehen uns nicht aus dem Kopf.“
Calti vergleicht: „40.000 Menschen sind bisher gestorben, Gaggenau hat ungefähr 30.000 Einwohner. Das muss man sich mal vorstellen, das ist von der Dimension, als wäre die ganze Stadt plötzlich nicht mehr da.“
Am Mittwoch in der vergangenen Woche seien drei Lkw von Bühl aus voll beladen mit gespendeten Hygieneartikel, Windeln, warmen Klamotten sowie sonstigen Sachspenden in die türkisch-syrischen Grenzregion gefahren. „Es haben auch viele von unserer Gemeinde mitgeholfen und Kartons gepackt“, berichtet Calti. Inzwischen sei es aber wegen der zerstörten Infrastruktur schwierig, weitere Lkw in das Krisengebiet zu schicken. Daher fokussiere man sich nun auf Geldspenden.
Auch eine Frau aus der direkten Nachbarschaft der Moschee berühren die Bilder der Katastrophe im Fernsehen. „Die Aktion hier ist total toll“, findet Susanne Sariyannis, die nur einen Katzensprung entfernt wohnt. Sie hat über eine Whatsapp-Gruppe vom Kuchenverkauf erfahren. „Ich will den Zweck unterstützen und es sind ja meine Nachbarn. Außerdem schmeckt es gut“, sagt die Bad Rotenfelserin.
Der Gemeinde ist es wichtig, dass das Geld auch wirklich ankommt „und nicht an Schlawiner geht“, wie Calti sagt. Das Geld überweise der Verein daher direkt an die Türkisch-Islamische Union (Ditib). Von dort werde es an die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD weitergegeben.
Gönül ist sich sicher: „Das wird nicht die letzte Aktion sein, es wird lange dauern, bis das alles vorbei ist.“ Am kommenden Mittwoch findet beispielsweise bereits ein weiterer Spendenverkauf von türkischen Spezialitäten im Josef-Treff statt.