Sie sind jung, erfolgreich und verfolgen ihren Traum: Oliwia Czerniec, Alex Mizurov und Amelie Stawinoga – eine Nachwuchs-Sängerin, ein Skateboard-Profi und eine Auslandsstipendiatin. Doch die Corona-Pandemie legt auch ihnen Steine in den Weg. Welchen Einschränkungen die drei Murgtäler sich gegenübersehen und wie sie mit der Situation umgehen, verraten sie im Gespräch mit den BNN.
Konzertauftritte fallen flach, Bandproben lagen wochenlang auf Eis: Die Gernsbacher Sängerin Oliwia Czerniec hatte sich das Frühjahr anders vorgestellt.
Doch sie hat die Corona-Zeit genutzt. Am 22. Mai hat die Finalistin der Castingshow „The Voice Kids“ (2018) ein eigenes Lied veröffentlicht. „On My Own“ heißt es. Bei der Produktion unterstützte sie Luca Kuglmeier.
Krise verschafft Zeit fürs Studio
Der Song ist in ihrem Heim-Studio entstanden. Sich mehrere Stunden dorthin zurückzuziehen, mit Beats und Melodien zu experimentieren, die Gedanken fließen zu lassen: Das ging während der Zwangs-Pause, die die Pandemie der 15-Jährigen und so vielen anderen Menschen auferlegt hat, besonders gut.
Ein Musik-Video hat sie auch aufgenommen. Einen langen Drehtag habe sie dafür in Bayern zugebracht, berichtet sie. Mitte Juni will sie das Ergebnis ins Netz stellen.
Dort ist Oliwia Czerniec in den vergangenen Wochen präsent geblieben. Unter anderem hat sie mit einem Gitarristen ihrer Band Wanted Cover aufgenommen und ausgespielt, erzählt sie.
Leergefegte Straßen im Murgtal sorgen für Weltuntergangs-Stimmung
Ihr Alltag steht aber nicht nur im Zeichen der Musik. Die Gymnasiastin muss Schularbeiten erledigen. Dafür folgt sie einem eigenen Stundenplan. Das eigenverantwortliche Lernen liegt ihr, stellt sie mittlerweile fest.
Auch wenn die zusätzliche Freizeit der Künstlerin auf kreativer Ebene „sehr geholfen“ habe, empfindet sie die Situation als „gruselig“. „Wie ein Weltuntergang“ seien die leergefegten Straßen in den ersten Wochen gewesen.
Olympia-Qualifikation muss warten
In ihrem direkten Umfeld sei aber glücklicherweise kein Infektionsfall aufgetreten. Sie freut sich, dass sie mittlerweile wieder mit ihrer Band proben kann – mit Abstand, versteht sich, in ihrem großen Raum.
Mehrere Qualifikationsturniere für die Olympia in Tokio standen eigentlich für Alex Mizurov an. Der Gaggenauer Profi-Sportler ist im Kader für den ersten Skateboard-Wettbewerb bei den Sportspielen. Aber sowohl die Auswahltermine als auch die Spiele selbst sind corona-bedingt verschoben worden.
Ich versuche, so gut wie möglich fit zu werden.Alex Mizurov, Skateboarder
Glück im Unglück ist es für den 31-Jährigen, dass er nun sein Fußgelenk auskurieren kann. Wegen einer Verletzung durfte er zwischenzeitlich zwei Wochen lang nicht laufen. Inzwischen ist die Devise: Muskelaufbau. „Ich versuche, so gut wie möglich fit zu werden“, sagt Mizurov.
Langweilig wird ihm nicht: Er stimmt sich mit Sponsoren ab, hält Motivationsvorträge für die Deutsche Sportstiftung, fährt zur Physiotherapie, arbeitet im Garten, liest. „Es gibt immer was zu tun.“
Reisefreie Zeit ist ungewohnt für Mizurov
Eine ungewohnte Situation ist es dennoch für den Skateboarder. Normalerweise hat er einen sehr abwechslungsreichen Berufsalltag und reist viel. Rund um die Welt nimmt er an Wettbewerben teil und macht Filmaufnahmen von seinen Tricks. Noch zu Beginn des Jahres war er zum Dreh in Dubai und Barcelona.
Er nimmt’s jedoch gelassen. „Wenn ich jetzt komplett fit wäre, wäre es ein bisschen blöder. Aber ich kann mich gut beschäftigen“, sagt er. „Ich mache mir da keinen Riesenkopf.“
Vollstipendium in den USA wird verkürzt
Amelie Stawinoga hat dem August entgegengefiebert: Nach ihrem Ausbildungsabschluss als Bauzeichnerin bei der Gaggenauer Firma Kohlbecker wollte die Kuppenheimerin für ein Jahr in die USA fliegen. Dort sollte sie in einer Gastfamilie leben, das College besuchen und anschließend ein Berufspraktikum absolvieren.
Alles mit freundlicher Unterstützung des Parlamentarischen Partnerschaftsprogramms der Bundesregierung – sprich: mit Vollstipendium. Eine „einmalige Chance“, findet die 19-Jährige.
Jede einzelne Person ist irgendwie von der Pandemie betroffen und muss auf etwas verzichten.Amelie Stawinoga, Stipendiatin
Nun wird ihr Aufenthalt um fünf Monate verkürzt. Sie kann erst im Januar abfliegen. College-Luft wird sie nicht schnuppern, aber immerhin kann sie ihr Praktikum bei einer Baumanagement-Firma in Chicago absolvieren.
Damit will sie Erfahrungen in ihrem Traumbereich, der Bauleitung, sammeln. Außerdem will sie lernen, fließend Business-Englisch zu sprechen.
Nicht alle Stipendiaten können die Zeit bis Januar überbrücken
„Ich finde es traurig, dass ich nur sechs Monate in den Staaten verbringen darf“, sagt sie. „Aber jede einzelne Person ist irgendwie von der Pandemie betroffen und muss auf etwas verzichten.“ Trotzdem freut sie sich auf das Abenteuer, in einem anderen Land zu leben.
Sie weiß aber auch, dass manche Stipendiaten nicht in diesen Genuss kommen werden. „Nicht für jeden von uns ist es so einfach, eine Überbrückung für die Zeit bis Januar zu finden“, sagt sie. „Manche haben bereits ihre Wohnung und ihren Job gekündigt.“
Sie selbst hat es leichter: „Da ich noch zuhause wohne und von meinem Arbeitgeber übernommen werde, bin ich recht flexibel.“