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Über neue Regelung verärgert

Acherner Anbieter von Corona-Tests will Beitrag der Bürger nicht kassieren

Eine Acherner Anbieter von Corona-Tests will kein Geld von seinen Kunden verlangen. Ihm gehe es um den Kampf gegen die Pandemie und um die Menschen.

Imad Yasssin
Imad Yasssin will den Eigenbeitrag nicht von den Bürgern kassieren. Foto: Hauke Heuer

Ab sofort sind Corona-Tests generell nicht mehr kostenlos. Jeder muss jetzt drei Euro bezahlen. Ausnahmen gibt es aber beispielsweise für chronisch Kranke, Schwangere oder Menschen, die ihre Angehörigen im Altenheim besuchen möchten.

Doch in Achern wird es wohl weiterhin kostenlose Tests geben: Imad Yassin, der sowohl am Restaurant „Miu Miu“ an der Hauptstraße als auch in Gaggenau gemeinsam mit seinem Bruder Teststationen betreibt, will kein Geld kassieren.

„Ich fühle mich nicht gut dabei, in diesen Zeiten den Bürgern auch noch regelmäßig drei Euro aus der Tasche zu ziehen. Stellen Sie sich vor, eine Familie mit mehreren Kindern muss sich mehrfach in der Woche testen lassen. Viele werden sich einfach dagegen entscheiden“, sagt der Gastronom.

Mir geht es darum, die Pandemie zu bekämpfen
Imad Yassin, Teststellenbetreiber

Auch, wenn er ab sofort nur noch 6,50 Euro vom Staat für jeden Test erhält, denkt Yassin, dass er zumindest seine Kosten decken kann, ohne die drei Euro einzunehmen. „Mir geht es darum, die Pandemie zu bekämpfen, nicht um das Geld“, stellt Yassin klar. Er beobachtet, dass die Zahl der Infektionen derzeit ansteigt. Fünf bis sechs Infizierte unter 100 Getesteten würden wieder durch die Tests entdeckt.

Die Zahlen seien schon einmal wesentlich niedriger gewesen. Auch deshalb kann Yassin nicht verstehen, dass nun für die Tests bezahlt werden soll. „Schon klar, dass der Bund kein Geld hat. Die Bürger haben aber auch keines“, ärgert er sich und meint, dass die Politik nicht aus den Fehlern der Vergangenheit lerne.

Teststellenbetreiber nicht informiert

Ob das Anbieten der kostenlosen Tests überhaupt so funktioniere, müsse sich noch zeigen. Denn wie immer würden die Teststellenbetreiber nicht im Vorfeld über das entsprechende Prozedere informiert. Es gelte abermals, von einem Tag auf den anderen zu reagieren und sich in den Medien zu informieren.

Genau da setzt auch die Kritik von Orhan Özmat an, der unter dem Namen „Schnelltest Easy“ zeitweise 40 Stationen in der ganzen Region betrieben hat und derzeit aufgrund der mangelnden Nachfrage nur noch 20 unterhält. „Die in Berlin wissen schon seit Wochen, was passiert und wir müssen das dann am Freitagmorgen schnell umsetzen“, ärgert sich Özmat.

So müssten die Kunden der Testcenter ab Freitag wahrscheinlich eine umfangreiche Selbstauskunft ausfüllen. Auch müsse künftig wohl ein Kassenbuch geführt werden. Doch wie das alles konkret funktionieren soll, weiß Özmat am Mittwoch noch nicht.

„Die schwarzen Schafe unter den Anbietern sind aussortiert worden. Jetzt legt man denen, die sich über Jahre an die Regeln halten und ein seriöses Geschäft aufgebaut haben, Steine in den Weg. Das ist auch im Hinblick auf den kommenden Winter grob fahrlässig“, ärgert sich Özmat.

Doch, dass er in diesem Sommer noch ein Geschäft macht, glaubt er sowieso nicht. „Von den 20 verbleibenden Testzentren machen vielleicht sechs Gewinn. Der Rest des Betriebes deckt gerade mal die Kosten“, gibt der Unternehmer zu. Es gehe vielmehr darum, jetzt die Mitarbeiter und vor allem die Konzessionen zu halten, um im nächsten Corona-Winter wieder darauf zurückgreifen zu können.

Die Tests kostenlos anzubieten, komme für ihn nicht infrage. „Wir halten einen hohen Standard ein. Haben sogar eine eigene Testerin, die unsere Stationen überprüft. Das kostet einfach Geld“, stellt Özmat klar.

Nachfrage um 50 bis 70 Prozent gesunken

Wie Özmat scheinen es die meisten Anbieter in Achern zu halten. Zwar waren nicht alle Betreiber von Teststationen zu erreichen. Bis auf das „Centrum für Orthopädie und Sportmedizin“ an der Rennwiese, das zeitweise vor allem dem Freibad als Teststation diente, machen aber offenbar alle weiter.

„Die Nachfrage war zuletzt um 50 bis 70 Prozent gesunken. Das wird sich jetzt fortsetzen“, sagt Orthopäde Alfred Spieker, der das Testzentrum an der Rennwiese nun schließt. Da seine Praxis sowieso über geeignetes Personal verfüge, ließe sich die Station im Zweifel innerhalb kurzer Zeit wieder einrichten.

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