Seit Beginn der Impfaktionen gegen Corona erleben Impfwillige, wie schwer es sein kann, einen Termin zu bekommen. Dass Nachbarschaftshilfe zu den vielleicht effizientesten Möglichkeiten gehört, zeigt Gerold Bruder. Der pensionierte Architekt und freiberufliche Klimaberater hat als Vorsitzender des Krankenvereins mittlerweile 165 Impftermine vermittelt. Ein Ende der mit hoher Wertschätzung bedachten Aktion scheint noch nicht in Sicht.
„Im Januar dieses Jahres konnte und musste ich für mich selbst einen Impftermin buchen“, blickt Bruder zurück. Als Ü-70er hatte er die Berechtigung erhalten. Durch Herzinfarkt vorgeschädigt, war ihm die Sache mit dem Piks sehr wichtig. „Ich sehe keine Alternative zur Impfung, wenn ich eine Covid-Erkrankung vermeiden will.“
Das Online-Anmeldesystem hatte Gerold Bruder schnell verstanden. Als Vorsitzender des Vereins für Kranke, Alte und Familie wusste Bruder zudem, wie schwer es vielen Älteren fällt, für Behördengänge ihre Formulare korrekt auszufüllen. Im Verein hatte Bruder vor Jahren schon gut angenommene Hilfen entwickelt.
Bruder konzentriert sich auf Termine für Impfungen mit Biontech und Moderna
Mit seinem Sohn Markus stattete der engagierte Ehrenamtliche sein kleines Büro mit einem zweiten Bildschirm aus. Über ein in der Kirche ausgelegtes Informationsblatt informierte er über das spezielle Angebot. Mitglieder des Kirchenchors Fautenbach und der Herzsportgruppe in Sasbach freuten sich ebenfalls über das Angebot ihres Vereinsmitglieds.
Nicht nur für die Alten, auch für viele andere bestanden und bestehen große Hürden, einen Termin zu bekommen.Gerold Bruder
„Nicht nur für die Alten, auch für viele andere bestanden und bestehen große Hürden, einen Termin zu bekommen.“ Besonders froh waren viele auch, dass Gerold Bruder seine Terminangebote auf die Vakzine von Biontech und Moderna konzentrierte.
Die Terminfindung gestaltete sich unterschiedlich schwierig. Zuweilen konnte sich Gerold Bruder über bis zu sechs Termine an einem Tag freuen. Auch wenn er seine technischen Kniffe nicht veröffentlichen mag, betont er, dass alles legal war und ist und er dafür gerade steht, dass alle Termine berechtigt waren. „Dem einen oder anderen habe ich schon auch gesagt, wie er klären kann, ob er oder sie doch zum Kreis der Berechtigten gehört.“
Nicht nur Termine: Der Fautenbacher organisiert auch Fahrt ins Impfzentrum
Neben dem Termin an sich galt es nicht selten auch die Fahrt nach Offenburg ins jeweilige Impfzentrum zu organisieren. Im Dorf, so Bruders Erfahrung, lässt sich eine solche Aufgabe zuweilen dank kurzer Wege lösen. „Ortsvorsteher Rainer Ganter konnte Kontakt zu ehrenamtlichen Fahrern vermitteln.“
Mittlerweile ist diese Aufgabe etwas einfacher geworden. Mit der Zahl der Geimpften erhöht sich auch die der möglichen Fahrer. Anfangs musste sich Bruder auf Familienmitglieder beschränken. Das war organisatorisch nicht leicht.
Zuweilen sind auch Impfberechtigte gefahren, die gleich noch zwei weitere Personen mitgenommen haben, die ansonsten nicht leicht ins Offenburger Messegelände, oder nach Bühl, Freiburg oder anderswo gekommen wären.
Neue Mitglieder und Spenden für den Krankenverein sind willkommen
Gefreut hat sich Gerold Bruder vor allem an der Freude derer, die dann geimpft waren. Auf die Frage, was man denn jetzt Gutes für andere tun kann, findet er ebenfalls die passende Antwort. „Der Krankenverein ist immer offen für ein neues Mitglied oder eine Spende. Damit kommt die Freude wieder denen zugute, die bei anderen Dingen Unterstützung brauchen.“
Und mit der Aktion konnte Bruder wieder einmal die Erfahrung machen, dass Bedarfe im Alltag manchmal mit großer Findigkeit entdeckt, dann aber auch mit Einsatz gedeckt werden sollten. „Gut ist natürlich auch, wenn es sich herumspricht und mehrere beteiligt sind.“