Am Ende kommt es auf zwei Seiten an: „Wenn die Leute von hier den Menschen, die neu dazukommen, die Hand reichen, dann müssen die die Hand auch annehmen“, sagt Mimi Scheuerer. Nur dann könne Integration funktionieren. „Diejenigen, die hier herkommen, müssen sich Mühe geben und Deutsch lernen. Wir leben hier und müssen uns mit den Leuten unterhalten können, ohne dabei Hilfe zu brauchen“, sagt Scheuerer, die selbst als Ehrenamtliche dem Acherner Dolmetscherpool angehört.
In Ottersweier betreibt sie einen Afrika-Shop, heute behält sie an ihrem Stand auf dem Kinder-, Kultur- und Integrationsfest den Überblick zwischen Zöpfchenflechten und Saft-Bar.
Dass Sprachkenntnisse zum Teil nicht reichen, weiß auch Ebru Dogan aus eigener Erfahrung. „So lange viele Menschen in Deutschland ihre Ausländerfeindlichkeit nicht ablegen, wird es mit der Integration schwierig“, sagt sie, während sie am Stand der Alevitischen Gemeinde aus Bühl Essensmärkchen für türkische Spezialitäten verkauft.
Im Alltag bekomme sie regelmäßig Vorurteile zu spüren, durch Worte, viel öfter aber durch abschätzige Blicke. „Ich bin seit meiner Geburt hier. Wie schlimm muss es für Leute sein, die erst ein paar Monate hier leben?“
Gegen rechtsextremen Rassismus sind wir ja alle.Sara Sun Hee Martischius, Antidiskriminierungstrainerin
Daran, dass Vorurteile abgebaut werden, arbeitet auch Sara Sun Hee Martischius mit ihrem Kurs, den sie an diesem Tag in den Illenau Werkstätten anbietet. „Gegen rechtsextremen Rassismus sind wir ja alle“, sagt sie. Hier geht es vielmehr um Rassismus, der oft gar nicht so gemeint ist, den Betroffenen deshalb aber nicht weniger weh tut.
„Wo kommen Sie eigentlich wirklich her?“, sei so ein Beispiel, das die Antidiskriminierungstrainerin aus Neustadt auf ihrer Homepage nennt und mit dem sich auch in Achern eine Handvoll Interessierte auseinandersetzt. Ein anderes: „Freundlich, höflich und immer am Lächeln, typisch Asiatin“.
Inklusion im Sport gelingt in Achern gut
Im Hof der Werkstätten werden die Besucher derweil von Franziska Möker umhergelotst, die gemeinsam mit Ute Götz-Bannert bei der Stadt verantwortlich für das Fest ist. Einige der hier geplanten Vorträge – wie erkennt man Judenfeindlichkeit, wie Verschwörungstheorien – mussten coronabedingt ausfallen, sagt sie, wie auch schon Oberbürgermeister Klaus Muttach bei der offiziellen Eröffnung vor dem Illenau-Rathaus: „Wir sind froh, dass es überhaupt stattfinden kann“, so der OB.
Was die Inklusion im Sport angeht, ist Achern gut aufgestellt.Bodo Sutterer, Team Bananenflanke Ortenau
Ein Stück weiter, hinter Kletterparcours und Graffiti-Wand, fliegt wenig später der Fußball des Ortenauer Teams „Bananenflanke“ durch die Luft. Die Kinder vor allem mit geistiger Beeinträchtigung kicken heute gegen Gäste aus der Südpfalz. „Solche Gelegenheiten sind gut, damit die Kinder öffentlich wahrgenommen werden“, sagt der Vorsitzende Roman Beicht: Was man immer wieder sehe, werde irgendwann als normal angesehen, so der Gedanke.
Was die Inklusion im Sport angeht, sei Achern gut aufgestellt, findet Bodo Sutterer, der stellvertretende Vorsitzende. Schwieriger sei es in den Schulen, weil Lehrer meist nicht für Fragen der Inklusion geschult seien.
All diese Hürden scheinen beim Fest selbst keine Rolle zu spielen. Das findet auch Konrad Hasel, der sonst in der Fahrradwerkstatt des Vereins „Achern miteinander“ steht und heute ein Auge auf die Radler auf einem Geschicklichkeitsparcours hat. „Wir brauchen solche Veranstaltungen, damit das Miteinander selbstverständlich wird. Hier feiern Menschen aller Hautfarben zusammen und alle sind gleich.“ So gelinge auch Integration: „Einfach mal machen“.