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Kampfabstimmung im Acherner Kulturausschuss

Namen für den neuen Kindergarten in Achern gesucht: Da prallen Welten aufeinander

Einen Namen für einen Kindergarten zu finden, das dürfte eigentlich nicht schwierig sein. In Achern ist es das doch. Mit oder ohne Heiligen, das ist die Frage, die die Stadträte umtreibt.

Eine Erzieherin spielt in einer Kita mit Kindern.
Schwierige Namensfindung: Wie die neue Kita auf dem Acherner Glashüttenareal heißt, das wird am Montag nochmals den Gemeinderat beschäftigen. Vier Vorschläge standen zuletzt im Raum. Foto: Uwe Anspach/dpa

„Ich halte mich raus, damit ich nicht zwischen die Fronten gerate.“ Ein Satz, den man von Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) eher selten hört – und der, wie man im Kultur- und Bildungsausschuss des Acherner Gemeinderats bald erfahren sollte, keinesfalls ironisch gemeint war. Denn bei der Frage, wie der künftige Kindergarten auf dem Glashütten-Areal heißen soll, prallten Welten aufeinander.

Am Ende gab es eine Kampfabstimmung. Freie Wähler und Acherner Bürgerliste (ABL) setzten sich durch mit dem Vorschlag „Glas Hütten Land“. In dieser Schreibweise. Die CDU, die eigentlich für den Schutzheiligen der Glasbläser, Sankt Laurentius, als Namenspaten plädiert hatte, konnte sich nicht behaupten.

Und das, obwohl Fraktionschef Karl Früh kurz vor der Abstimmung noch versucht hatte, Zweifler auf seine Seite zu ziehen. „Das Sankt muss nicht sein“, bot er unter dem zustimmenden Murmeln seiner Fraktion einen Kompromiss an. Doch die Entscheidung war längst gefallen. ABL und Freie Wähler hatten vor der Sitzung noch einmal die Köpfe zusammengesteckt.

Wir hatten im Führjahr drei gut gemeinte Vorschläge gemacht.
Karl Früh, CDU-Fraktionschef

„Wir haben im Frühjahr drei gut gemeinte Vorschläge gemacht“, hatte Karl Früh die Debatte eröffnet und sich dann auf Sankt Laurentius, den Schutzpatron der Glasbläser, festgelegt.

„Ich appelliere dafür, sich für unseren Vorschlag zu erwärmen, gerade angesichts der Schändung der Heiligenfiguren in Oberachern, um ein Zeichen zu setzen, dass wir in eine andere Richtung gehen.“ Man unterstreiche auf diese Weise, dass die christliche Sicht in der Stadt nach wie vor wichtig sei. Diese habe die Region, die Stadt, den Staat und das Land geprägt.

Stadt in komfortabler Situation

„Wir haben große Sympathien für Heilige, Sankt Laurentius war ein sehr sympathischer Heiliger, er hat viel Gutes getan in seinem Leben“, hielt Thomas Kohler (FW) dagegen.

Die Stadt sei in einer sehr komfortablen Situation, dass sie überhaupt über den Namen für einen Kindergarten nachdenken könne, doch man wolle sich angesichts der zahlreichen Kitas in der Stadt, die nach Heiligen benannt sind, nun in eine andere Richtung orientieren.

„Glas Hütten Land, das schafft Verbindung und ist kindgerecht“, warb Kohler, „mit Großschreibung, ein schöner Name, der Tradition und Moderne verbindet.“ Dem stimmte die ABL erwartungsgemäß zu, Heike Schwenk verwies auf Gespräche mit Bürgern im Vorfeld der Debatte: „Es hat sich abgezeichnet, dass viele wollen, dass wir auf den Werkstoff Glas hinweisen.“

Sankt Laurentius war ein sehr sympathischer Heiliger.
Thomas Kohler, Sprecher Freie Wähler

Die Eckpunkte der Debatte waren also abgesteckt, was Grüne und SPD nicht davon abhielt, mit eigenen Vorschlägen ins Rennen zu gehen. Cornelia Hummel (Grüne) wollte einen konfessionsneutralen Namen, der aber später gesucht werden sollte. Man solle mit dem Arbeitstitel „Kindertagesstätte auf dem Glashüttenareal“ beginnen und nach der Eröffnung in einem Wettbewerb eine Lösung finden.

Dazu gebe es im Internet eine Liste der 100 beliebtesten Kita-Namen, da sei sicher auch für Achern was drin. Kürzer machte es Alois Berger-Köppel (SPD). Er plädierte für „An der Glashütte“.

Bei der Abstimmung wurde es knifflig

Daraus eine Entscheidung zu zimmern, das war dann die Aufgabe von Oberbürgermeister Klaus Muttach. Eigentlich sieht die Gemeindeordnung vor, jeweils über den weitestgehenden Antrag abstimmen zu lassen.

Bei vier unterschiedlichen Namensvorschlägen allerdings ein Ding der Unmöglichkeit, so dass der OB vorgab: Es wird über alle vier Vorschläge abgestimmt, jeder Stadtrat hat nur eine Stimme. Ergebnis: Laurentius, mit oder ohne Sankt, fand vier Befürworter, das Glas Hütten Land sieben sowie die Vorschläge von SPD und Grünen jeweils einen.

Ausgestanden ist die Angelegenheit damit nicht. Am Montag muss der Gemeinderat abstimmen.

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