Viele verschiedene Symptome, die den Alltag schwierig machen und die sich manchmal nicht erklären lassen: Allgemeinmediziner Thomas Kohler erklärt, was die Patienten in der Long-Covid-Sprechstunde seiner Praxis in Achern beschäftigt.
Laut Robert Koch-Institut gibt es sehr unterschiedliche Schätzungen darüber, wie viele Menschen von Langzeitfolgen einer Covid-Infektion betroffen sind: Die Studienergebnisse reichen von 7,5 bis 41 Prozent der Erwachsenen. Seit dem Frühjahr bieten Sie eine Long-Covid-Sprechstunde an. Wie groß ist da die Nachfrage?
KohlerWir haben sehr ordentlichen Zulauf mit ganz unterschiedlich ausgeprägten Symptomen, bei manchen eher mild, bei anderen stärker. Pro Woche kommen 20 bis 30 Patienten. In Achern sind wir damit keine Insel der Glückseligen.
Was beschäftigt die Betroffenen am meisten?
KohlerAuffällig ist, dass die Patienten meist über eine große Vielzahl an Symptomen klagen: Häufig sind es Atembeschwerden, Konzentrationsstörungen, eine schnellere Ermüdung als vor der Infektion. In einem Fall konnte ein junger Mann zum Beispiel nur noch zwei bis drei Sätze Text am Stück lesen und verstehen. Oft haben die Patienten zuvor schon viele Ärzte kontaktiert und hören immer wieder, dass sie eben Geduld haben müssen. Unserer Erfahrung nach reicht das nicht: Man muss die Menschen – die, nebenbei gesagt, oft auch wochen- oder monatelang im Arbeitsleben ausfallen – ordentlich untersuchen und entsprechend behandeln.
Ein weiteres Problem ist wohl, dass es um eine „unsichtbare“ Krankheit geht, über die man noch nicht allzu viel weiß. Mancher fühlt sich deshalb mit den eigenen Symptomen nicht für voll genommen.
KohlerJa. Es gibt aber Möglichkeiten, diese Menschen zu untersuchen und ihnen zu sagen, ob sie Long Covid haben oder nicht. Man muss das ernst nehmen und therapeutische Optionen anbieten.