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Ein Jahr danach

Acherner erinnern sich an Flut im Ahrtal und helfen noch heute

Auch ein Jahr nach der Flut im Ahrtal fahren noch Helfer aus Achern regelmäßig in das Gebiet. In den ersten Wochen und Monaten spielten Einsatzkräfte aus der Ortenau vor Ort eine wichtige Rolle.

Packen für den Einsatz: Die THW-Fachgruppe Logistik aus Achern brach am 17. Juli mit mehreren Fahrzeugen auf. Sie hatte die wichtige Aufgabe, andere Helfer mit Essen zu versorgen.
Packen für den Einsatz: Die Einheit brach am Samstagnachmittag auf und erreichte um 20 Uhr den Nürburgring. Am Sonntag wurde das erste Essen ausgegeben. Foto: Benedikt Spether

Genau vor einem Jahr zerstörten Wassermassen mehrere Städte und Dörfer entlang der Ahr im Kreis Ahrweiler, als sich in der Nacht eine Flutwelle ohne Vorwarnung ihren Weg durch das Tal bahnte und nichts als Zerstörung hinterließ. Auch umliegende Gebiete waren schwer betroffen. Alleine in Deutschland kamen in wenigen Stunden 186 Menschen zu Tode.

Von Anfang an gab es viele Helfer und Engagierte in Achern, die sofort den Menschen vor Ort geholfen haben. Auch heute erinnern sie sich immer noch sehr gut an ihren Einsatz nach der Katastrophe.

Einige helfen auch ein Jahr später regelmäßig, etwa mit Spendensammlungen, dabei, die Bedingungen dafür zu schaffen, dass eines Tages in dem gebeutelten Ahrtal wieder Normalität einkehren kann.

Acherner THW rückte mit Feldküchen ins Ahrtal aus

Die ersten Acherner vor Ort waren 23 Helfer vom Technischen Hilfswerk. Mit drei Lastwagen, Mannschaftstransportwagen und mehreren Feldküchen rückten sie kaum mehr als zwei Tage nach der Katastrophe aus. Bis zum Oktober versorgte die Mannschaft in wechselnder Besetzung, unter anderem von der Boxengasse auf dem Hockenheimring aus, andere Helfer und Betroffene mit warmen Mahlzeiten und Essenspaketen.

„Im Großen und Ganzen ist der Einsatz aus unserer Sicht gut verlaufen“, zieht Marco Zink, Sprecher des THW in Achern, eine positive Bilanz. In den vergangenen Jahren sei in Achern, wie auch im THW insgesamt, viel neue Technik angeschafft worden. Die neuen Einsatzfahrzeuge, Radlader und Kräne hätten sich bewährt.

Die Kommunikation in den ersten Tagen des Einsatzes habe aber nicht funktioniert: „Deshalb sind leider viele durch das Raster gefallen, denen dann nicht schnell geholfen werden konnte“, konstatiert Zink. Es habe schlicht Chaos geherrscht. Daraus müsse man nun lernen.

Der Einsatz des THW vor Ort hat offenbar großen Eindruck auf einige Acherner gemacht. Die Organisation kann sich über neue Mitglieder freuen. In diesem Jahr haben sieben Acherner zwischen 35 und 40 Jahren ihre Prüfung abgelegt und können nun eingesetzt werden. „Diese Leute verlassen den Ort nicht nach dem Schulabschluss und bringen die für die Einsätze eigentlich nötige Lebenserfahrung mit. Deshalb ist das ein großer Gewinn“, freut sich Zink. Auch bundesweit könne sich das THW nach der Katastrophe über mehr Mitglieder freuen.

Man kann sich die Hilfslosigkeit der Menschen kaum vorstellen.
Eileen Ganther, Feuerwehrfrau aus Achern

Auch Eileen Ganther, hauptamtliche Gerätewartin bei der Acherner Feuerwehr, hat gemeinsam mit ihren Kameraden aus der Ortenau vor Ort geholfen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass sich insbesondere elf Mitglieder der Önsbacher Freiwilligen Feuerwehr an dem Einsatz beteiligten.

Zwei Wochen nach der Flut machten sich zwei Verbandzüge aus der Ortenau auf dem Weg nach Ahrweiler. Dort halfen sie, ein Klinik-Gebäude direkt am Fluss von Schlamm zu befreien und mit ihren Pumpen, Wasser aus den Kellern in der Umgebung zu befördern.

„Man kann sich die Hilfslosigkeit der Menschen kaum vorstellen. Die Betroffenen waren unglaublich dankbar. Selbst die, die gar nichts mehr hatten, haben uns noch ihren letzten Kaffee angeboten“, erinnert sich Ganther. Schlaflose Nächte bereite ihr der Einsatz im Elend aber nicht mehr: „Ich bin ausgebildete Rettungssanitäterin. Da lernt man, diese Dinge nicht so sehr an sich heranzulassen.“

Acherner Landfrauen regelmäßig vor Ort im Ahrtal

Bis heute regelmäßig im Ahrtal unterwegs ist Michaela Bross, Vorsitzende der Landfrauen Achern. Die Gruppe sammelt mit verschiedenen Aktionen Spenden für das Katastrophengebiet, die sie selbst nach Rheinland-Pfalz bringt. Nicht nur Vereinsmitglieder würden sich daran beteiligen. „Wir haben vor Ort Kontakt zu einer Gruppe der Landfrauen, die uns bei der Verteilung der Spenden hilft“, erklärt Bross.

Am Anfang habe man vor allem Geld und Sachspenden gesammelt, die Kitas, einem Jugendzentrum sowie einem Seniorenheim zugutegekommen seien. Seit diesem Jahr spenden die Landfrauen vor allem Pflanzen aller Art, um die teils nach wie vor von Schlamm bedeckten Gärten wiederherzustellen.

Dass im Ahrtal bald wieder Normalität eintritt, glaubt sie nicht: „Es fehlt noch an allen Ecken und Enden. Einige Häuser sind teilweise wieder saniert, viele aber nicht mehr bewohnbar. Es sieht immer noch aus wie im Krieg. Zuletzt steigt der Unmut der Leute, weil die Hilfsgelder vom Staat wohl nicht ausgezahlt werden“, berichtet Bross, die sich bereits darauf einstellt, auch in den kommenden Jahren in das Ahrtal zu fahren.

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