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Kinder und Jugendliche im Fastnachtsverein

Acherner Narren haben Angst um den Nachwuchs

Die Pandemie verhindert nicht nur Auftritte der Fastnachtsvereine, sondern auch die Jugendarbeit. Der große Exodus der Narren in spe bleibt aber noch aus.

Jugendliche und Kinder in der Prinzengarde der Narrhalla Achern.
Noch gibt es genug Jugendliche und Kinder in der Prinzengarde der Narrhalla Achern. Langfristig könnte sich das ändern. Foto: Roland Spether

Auch in diesem Jahr feiern wir eine Fastnacht, die den Namen kaum verdient. Zu den Einschränkungen und Absagen in Folge der Pandemie kommt nun auch noch der Krieg in der Ukraine, der jeder Feierstimmung einen ordentlichen Dämpfer verpasst. Für die Vereine könnte der nun dauerhafte Quasi-Ausfall der fünften Jahreszeit zum Problem werden.

Wenn der Nachwuchs ausbleibt, sinkt langfristig auch die Zahl der Mitglieder. Die Vorstände in der Region beurteilen die Situation in ihren Vereinen unterschiedlich. Viele Austritte gibt es nicht. Doch was die Zukunft bringt, weiß niemand.

„Wir können uns eigentlich nicht beschweren. Von unseren rund 100 Mitgliedern sind etwa 30 Kinder oder Jugendliche“, sagt Ralph Kiefer, Vorsitzender der Narrhalla Achern. Das könnte auch daran liegen, dass sich der Verein vor der Pandemie intensiv um Nachwuchs bemüht hat.

„Vor Corona haben wir jeden Monat eine Aktion für Kinder auf die Beine gestellt. Dabei wurde gebastelt oder wir sind auch einmal Kegeln gegangen“, berichtet Kiefer und fügt hinzu, „das geht nun seit einiger Zeit nicht mehr. Austritte in Folge der Pandemie hatten wir allerdings noch nicht.“

Noch ist Nachwuchs vorhanden

Dennoch sei es problematisch, insbesondere die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Verein zu halten. „Die beginnen sich für andere Dinge zu interessieren. Später verschwinden sie zum Studieren in eine größere Stadt“, erklärt der Präsident.

Bei der Narrhalla Renchen gibt es besonders viele Kinder und Jugendliche. „Diese Gruppe macht rund die Hälfte unser rund 180 Mitglieder aus“, sagt der Vereinsvorsitzende Daniel Schäfer. Der Renchener Fastnachtsverein versuche beispielsweise mit einem Malwettbewerb, Kinder direkt in den Schulen zu erreichen: „Daran haben sich in diesem Jahr 80 Kinder mit eigenen Arbeiten beteiligt. Alle bekommen eine närrische Tüte, einige haben auch größere Preise gewonnen.“

Es wird immer schwieriger, die Mitglieder zu motivieren
Daniel Schäfer, Präsident Narhalla Renchen

Doch auch der Renchener Vereinspräsident muss zugeben, dass Corona der Vereinsarbeit ordentlich zusetzt: „Es wird immer schwieriger, die Mitglieder zu motivieren. Sollte uns noch so eine miese Fastnacht bevorstehen, weiß ich nicht, wie sich die Dinge entwickeln.“

Die „Eiskellerdämonen“ aus Oberachern sind ein relativ junger Verein mit jungen Mitgliedern. Der Vorstand sah sich dennoch zuletzt gezwungen, die Aufnahmeprozedur abzuändern, damit neue Mitstreiter im Boot bleiben. „Normalerweise gibt es bei uns ein Probejahr. Die Neuen müssen an jedem Fest teilnehmen und wir erwarten einen etwas größeren Arbeitseinsatz. Das haben wir ausgesetzt“, berichtet Zunftmeister Dirk Scheuß. Veranstaltungen, in denen die angehenden Dämonen sich hätten beweisen können, habe es nicht gegeben. Man wolle aber auch nicht darauf warten, dass die Leute davonlaufen.

Kinder haben größere Auswahl als früher

Darline Ruffenach, Vorstand des Karnevalsvereines Rheinbischofsheim, sieht nicht nur durch die Pandemie den Nachwuchs gefährdet. „Heute sind Eltern viel eher bereit, für die Hobbys der Kinder weite Wege auf sich zu nehmen und auch mehr Geld auszugeben“, erklärt Ruffenach. Sie selbst habe in ihrer Jugend nur die Wahl zwischen Reiten und der Prinzengarde gehabt.

Dass die kleinen Fastnachts-Gardisten in ihren roten Kostümen nicht mehr trainieren durften, habe dem Verein viele Mitglieder gekostet. „Ich habe mitbekommen, dass sich viele etwas anderes gesucht haben. Wirklich einschätzen können wir das aber erst, nachdem wir das Training wieder aufnehmen“, berichtet Ruffenach.

Auch der Stadt Rheinau sei es zu verdanken, dass es nicht längst zu einem Engpass gekommen sei: „Wir leben von der Integration in das Kinderferienprogramm der Stadt. In diesem Zusammenhang bieten wir Schnuppertage an und erreichen so auch Kinder, deren Familien eigentlich nichts mit der Fastnacht am Hut haben.“

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