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Bürger fordern eine öffentliche Debatte

Acherner Oberbürgermeister macht Planungen für Neubauten an der Lammbrücke zur „Chefsache“

Zwei provisorisch angelegte Parkplätze prägen seit Jahren das Bild am Eingang zur Innenstadt von Achern. Die ersten Pläne zur Bebauung der Fläche stoßen jedoch nicht überall auf Gegenliebe.

Areal Lammbrücke
Großprojekt an der Lammbrücke: Auf den bislang als provisorische Parkplätze genutzten Brachflächen soll das neue „Tor“ zur Innenstadt entstehen. Foto: Roland Spether

„Am Rande der Legalität.“ So empfindet der ehemalige Vorsitzende des Historischen Vereins, Johannes Mühlan, den von der Stadtverwaltung eingeschlagenen Weg zur Bebauung des Lammbrücken-Areals. Mühlan spricht im Namen einer Gruppe von Acherner Bürgern und Geschäftsleuten und fordert eine „ergebnisoffene“ öffentliche Debatte über die Planung.

Oberbürgermeister Klaus Muttach hat jetzt angekündigt, das Projekt zur „Chefsache“ zu machen. Er habe, wie aus einem dem ABB vorliegenden Schriftwechsel hervorgeht, Bürgermeister Dietmar Stiefel die Projektleitung übertragen. Unabhängig davon gibt es innerhalb der Stadtverwaltung neue Ideen der Nutzung: Die Rede ist von einem Parkhaus, aber auch von einer gastronomischen Nutzung des Dachs.

Die Kritiker befürchten eine „schachtelartige Flachdacharchitektur“ – und das am „Tor“ zur Acherner Innenstadt. Trotz zahlreicher offener Fragen hatte die Mehrheit des Gemeinderats das städtebauliche Konzept gebilligt. Wie berichtet, geht es um Flächen links und rechts der Hauptstraße, die seit den 1980er Jahren nach und nach von der Stadt gekauft wurden und nun bebaut werden sollen.

Konzept basiert auf Wettbewerb

Die Grundlage für das städtebaulichen Konzept ist der Entwurf des Düsseldorfer Stadtplanungsbüros Thomas Schüler, der aus einem vor geraumer Zeit gestarteten „nichtoffenen städtebaulichen Wettbewerb“ hervorgegangen ist.

Dieser Entwurf sieht auf beiden Seiten der Hauptstraße eine Bebauung mit einem Nutzungsmix aus Einzelhandel, Dienstleistung und Wohnen, aber auch jeweils doppelgeschossige Tiefgaragen mit öffentlichen Parkplätzen vor. Während auf der Nordseite der Hauptstraße der aktuell bestehende dominante Baumbestand erhalten und die Bebauung von der Eisenbahnstraße abgesetzt werden soll, ist auf der Südseite der Hauptstraße eine großzügige Treppenanlage zur Acher hin geplant.

Dass dieser Entwurf architektonisch umstritten ist, zeigte sich nicht erst in der Debatte über das städtebauliche Konzept. Johannes Mühlan, als ehemaliger Chef der Baugenossenschaft Familienheim Mittelbaden fachlich durchaus versiert, verweist dazu auf Äußerung des Vorsitzendenden des Preisgerichts, der bei der Präsentation des Wettbewerbsergebnisses im Jahr 2017 die „kubische Architektur“ des Siegerentwurfs als „nicht ganz angemessen“ gebrandmarkt habe.

„Dass sich der Vorsitzende damit über ein ungeschriebenes Tabu hinwegsetzte, gibt dem Urteil besonderes Gewicht“, stellt Mühlan fest. Er befürchtet, dass sich genau diese Planungen am Ende auch im künftigen Bebauungsplan wiederfinden.

Die derzeitige Planung verbreitet eher nüchterne Distanz statt Willkommen.
Johannes Mühlan, Sprecher einer Bürgergruppe

„Die jetzige Planung“, so Mühlan, „würde der innerstädtischen Geschäftswelt die Last einer fehlgestalteten Architektur aufbürden, die am sogenannten Stadteingang in ihrer standardisiert wirkenden und damit austauschbaren architektonisch-formalen und blockhaften Kühle eher nüchterne Distanz statt Willkommen verbreitet.“

Die Bürger fordern deshalb eine Architektur der „geneigten Dächer“ und „angemessene Proportionen“ der geplanten Baukörper, welche auf die in diesem Quartier vorhandene bestehende Bebauung Rücksicht nimmt.

Oberbürgermeister Klaus Muttach zeigte sich in einer ersten Reaktion „gesprächsbereit“. Ohne näher auf die Argumente der Bürger einzugehen, erklärte er, das Projekt „mit besonderer Fürsorge“ und unter Einhaltung der Qualitätsstandards realisieren zu wollen.

Bei einem Pressetermin brachte Muttach ein Parkhaus ins Gespräch, um die nötige Zahl der Parkplätze zu erhalten. Wie bereits berichtet, halten Experten doppelgeschossige Tiefgaragen an dieser Stelle für vergleichsweise teuer. Muttach hält es ferner für denkbar, auf dem Dach der südlich der Hauptstraße vorgesehenen Bebauung einen Gastronomiebetrieb anzuordnen, „dessen Lage und Aussichtsverhältnisse ein lokales und vielleicht sogar regionales Highlight darstellen könnte“.

Auch eine gewerbliche Nutzung hält Muttach nicht für ausgeschlossen. Man wolle dem innerstädtischen Einzelhandel „nicht schaden“, erklärte der Oberbürgermeister weiter. Aber es sei denkbar, hier Geschäfte anzusiedeln, die es bislang in der Innenstadt nicht gebe – beispielsweise ein Sportgeschäft. Laut Muttach werde es einen weiteren Wettbewerb für die Bebauung des Lammbrückenareals geben.

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