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Wunderliche Begründung

Ärger über doppelte Straßensperrung im Maiwald

Seit einem knappen halben Jahr laufen die Bauarbeiten am neuen Radweg entlang der Kreisstraße von Memprechtshofen nach Gamshurst. Jetzt sorgt die gleichzeitige Sperrung der Kreisstraße durch den Maiwald für Unmut bei den Betroffenen. Doch damit nicht genug: Die Begründung der Straßenbauverwaltung für die „doppelte Sperrung“ erscheint nur schwer nachvollziehbar.

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Die Brücke über den Rittgraben zwischen Memprechtshofen und Gamshurst und der neue Radweg sind soweit fertiggestellt, die Kreisstraße muss aber noch asphaltiert werden und soll nach Mitteilung des Landratsamts ab Mitte Oktober wieder geöffnet sein. Foto: Josef Budai

Seit einem knappen halben Jahr laufen die Bauarbeiten am neuen Radweg entlang der Kreisstraße von Rheinau-Memprechtshofen nach Achern-Gamshurst. Jetzt sorgt die gleichzeitige Sperrung der Kreisstraße durch den Maiwald für Unmut bei den Betroffenen. Doch damit nicht genug: Die Begründung der Straßenbauverwaltung für die „doppelte Sperrung“ erscheint nur schwer nachvollziehbar.

Von unserem Mitarbeiter Josef Budai

Seit Beginn der Arbeiten ist die Straße nach Gamshurst komplett gesperrt, weil gleichzeitig die Brücke über den Rittgraben abgerissen und neu gebaut wurde. Als Ausweichstrecke für die Verkehrsteilnehmer in und aus Richtung Achern diente noch bis zum September die fast parallel verlaufende Straße von Memprechtshofen über den Maiwald, in Richtung Landesstraße 87. Und seit gut einer Woche sind nun beide Straßen „dicht“, da im Maiwald ebenfalls mit den Bauarbeiten für den geplanten Radweg begonnen wurde.

Weite Umwege

Hier muss ebenfalls eine Brücke, die über den Acherflutkanal, abgerissen und neu gebaut werden, was eine Vollsperrung der Straße nach sich zieht. Eine böse Überraschung, insbesondere für die Pendler die täglich Richtung Achern, Bühl oder die Autobahn, Renchen oder Offenburg unterwegs sind; auch eine Anpassung des Schulbusverkehrs wurde notwendig. Die Betroffenen müssen nun eine Umleitung über die Landesstraße 75 durch Freistett und dann über die Landesstraße 87 in Kauf nehmen, nicht selten sind das gut zehn Kilometer oder mehr, ebenso für die Rückfahrt am Abend – vom Zeitverlust gar nicht zu reden.

Rheinauer Stadtverwaltung überrascht

Auch die Landwirte sind betroffen, die jetzt mit dem Beginn der Maisernte ebenfalls nach geeigneten Ausweichstrecken suchen müssen. Nicht nur für die Verkehrsteilnehmer, auch für Memprechtshofens Ortsvorsteher Andreas Pollok und die Stadtverwaltung Rheinau kommt die gleichzeitige Sperrung beider Straßen überraschend. „Wir waren darüber anfangs nicht informiert, zumal ja eine zeitversetzte Ausführung der Arbeiten ausdrücklich vorgesehen war“, so Pollok. Denn im Januar 2018, bei der Vorstellung des Bauprojektes durch die Straßenbauverwaltung, lautete dazu die Aussage des zuständigen Abteilungsleiters Christian Kohm: „Die Baumaßnahmen an den fast parallel verlaufenden Straßen sollen zeitversetzt erfolgen, da beide gegenseitig als Umleitungsstrecke dienen sollen.“

Begründung macht Fischereiexperten stutzig

Damit war man allgemein zufrieden und das Thema eigentlich vom Tisch. „Nachdem nun die Überschneidung von etwa drei Wochen Dauer bekannt wurde, hat die Stadtverwaltung schriftlich dem Straßenbauamt mitgeteilt, dass man die Überschneidung, auch im Interesse der Landwirte, so nicht nachvollziehen kann und forderte eine entsprechend Begründung.“ Die Straßenbauverwaltung habe die Abweichung vom ursprünglichen Plan in einem Antwortschreiben an die Stadt Rheinau damit erklärt, dass ein Eingriff in das Gewässer wegen der Fischschonzeiten ab dem 1. Oktober nicht mehr möglich ist. Experten, die sich mit Fachthemen der Fischerei auskennen, werden dabei stutzig.

Keine Forellen im Acherflutkanal

Denn am 1. Oktober beginnt die Schonzeit für viele Salmoniden, also Forellen und ihre Verwandten, die bekanntlich in schnell fließenden, kalten und sauerstoffreichen Gewässern vorkommen – nicht aber im Acherflutkanal – sieht man, wenn überhaupt, mal von einigen verirrten Exemplaren bei Hochwasser ab. Denn übers Jahr hat der Acherkanal nur eine minimale Wasserführung, die kaum Strömung aufweist und derzeit wieder fast komplett zugewachsen ist, also weit weg von der Struktur eines sauerstoffreichen Gebirgsbaches, der das Überleben von Salmoniden ermöglicht.

Regierungspräsidium übt Kritik

Dies bestätigt auf Nachfrage auch die Staatliche Fischereiaufsicht des Regierungspräsidiums, wo man die Begründung des Straßenbauamtes „fischereifachlich überhaupt nicht nachvollziehen“ kann. Zumal die Staatliche Fischereiaufsicht zu der geplanten Maßnahme am Acherflutkanal im Rahmen der Vorplanungen zu dem Projekt, eine fachliche Bewertung abgeben musste und aus den bereits genannten Gründen überhaupt keine besonderen Maßnahmen hinsichtlich des Fischbestands oder Schonzeiten für erforderlich hielt.

Freigabe erst Mitte Oktober

Auf konkrete Nachfrage zu den „Fischschonzeiten“ und dem weiteren, zeitlichen Verlauf der Bauarbeiten am Radweg nach Gamshurst, teilte das Straßenbauamt über Pressesprecherin Gabriele Schindler mit, dass mit der Freigabe der Straße nach Gamshurst etwa bis Mitte Oktober gerechnet werden kann. Bis dahin soll die Asphaltierung abgeschlossen werden, da die beauftragte Firma zuvor noch vorrangige Asphaltarbeiten an der Autobahn beenden muss. Gleichzeitig soll zudem eine einseitige Befahrbarkeit der Straße möglich sein, so das Landratsamt. Also noch gut vier Wochen ärgerlicher Umleitungsverkehr über Freistett.

Der Radweg nach Gamshurst kostet laut Schätzung 1,2 Millionen Euro, der Richtung Maiwaldkreisel 1,6 Millionen Euro.

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