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Papst-Instruktion

„Auf die Fragen von Heute gibt es Antworten von Gestern“ - Acherner Katholiken sind empört

Bundesweit hat die katholische Kirche mit Priestermangel zu kämpfen - wie im Dekanat Acher-Renchtal sollen daher viele Gemeinden zusammengelegt und von weltlichen Mitarbeitern geleitet werden. Doch der Papst sagt: So geht’s nicht!

Ohne uns fehlt was – die Laien in den Pfarreien wollen sich engagieren und  ernst genommen werden. Hier Bilder der Selfie-Gottesdienste in Achern während dem Lockdown
Ohne uns fehlt was – die Laien in den Pfarreien wollen sich engagieren und ernst genommen werden. Hier Bilder der Selfie-Gottesdienste in Achern während dem Lockdown Foto: Roland Spether

Von unserem Mitarbeiter Roland Spether

„Der Papst in Rom kann sagen was er will, ich bleibe katholisch“. Der bei Katholiken oft gehörte scherzhafte Satz mit ironisch- kritischem Unterton klingt auch nach Protest, Widerstand und Ärgernis, wie dies jetzt wieder quer durch alle bundesdeutschen Bistümer bis hinein in das Dekanat Acher-Renchtal zu spüren ist.

Denn am 20. Juli 2020 hat die Kongregation für den Klerus die Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ veröffentlicht und eine Welle des Protestes ausgelöst, die von den Bischöfen bis zu den engagierten Frauen und Männern an der Basis reicht und teils für komplettes Unverständnis angesichts dieses „Schreibens der Hilflosigkeit und Wirklichkeitsferne“ sorgte.

„Die Instruktion ist für uns keine Hilfe, sie zeigt uns keinen Weg auf, wie wir künftig die Zusammenlegung der Pfarreien bilden sollen“, so Dekan Georg Schmitt im Blick auf das Konzept „Pastoral 2030“. Denn bis dahin soll aus den 29 Pfarreien des Dekanats eine Kirchengemeinde mit einem Leiter werden, der Pfarrer sein muss und die Gesamtverantwortung für die Seelsorge und Pastoral trägt. Sicherlich müsse jetzt genau und sorgfältig geprüft werden, was in der Instruktion stehe, die ganz stark auf den Klerus und damit die Priester als Geweihte ausgerichtet sei und weniger auf die „ungeweihten Frauen und Männer“ und deren Bedeutung und Tätigkeitsfelder.

„Auf die Fragen von Heute gibt es Antworten von Gestern“, meinte Ursula Knoll-Schneider (Lauf), die Pfarrgemeinderätin, Vorsitzende des Dekanatsrates und Vorstandsmitglied des Diözesanrates der Erzdiözese Freiburg ist. Der erste Teil der Instruktion mit der aktuellen Beschreibung von Kirche sei realitätsnah, doch dann gebe es in den Schreiben wie einen Bruch mit realitätsfernen Antworten.

„In meiner Lesart wir der Klerikalismus zementiert und die nicht geweihten Frauen und Männern erhalten nicht die Anerkennung, die sie theologisch und pastoral verdienen“. Dies beziehe sich primär auf die Leitung einer Pfarrei, die nach der Instruktion ausschließlich den geweihten Priester zustehe.

„Wir müssen den synodalen Weg weiter fortsetzen“, so Knoll-Schneider, die dies für den Prozess der Erzdiözese „Pastoral 2030“ für dringend nötig hält. „Wir müssen uns in den Pfarreien so aufstellen, dass wir zukunftsfähig sind und dies wird uns auch gelingen, aber nicht mit den Lösungsansätzen der Instruktion“.

Auf die Fragen von Heute gibt es Antworten von Gestern.
Ursula Knoll-Schneider, Pfarrgemeinderätin

Seit Langem engagiert sich Regine Schwall-Geier in der Seelsorgeeinheit Achern, sie ist Vorsitzende des Pfarrgemeinderates und damit mit den Fragen betraut, die Kirche aktuell und auf Zukunft hin beantworten muss.

Frauen wollen mehr Verantwortung

„Wir müssen an der Basis als Laien Verantwortung übernehmen und möglichst viele Menschen mitnehmen. Kirche muss auch in der Gesellschaft präsent sein und dies mit viel Optimismus und Zuversicht“. Tatsache sei, dass die Kirche wie die in der hiesigen Seelsorgeeinheit zu einem großen Teil von Frauen getragen werde, deshalb müsste ihnen auch beispielsweise in der Leitung einer Pfarrei oder in anderen Ämtern mehr Verantwortung übertragen werden.

„Jesus hat ja auch den Frauen vertraut und sie respektiert“, so Schwall-Geier. In diesem Zusammenhang verwies sie auch auf die „revolutionäre“ Seite Jesu, in dem er sich gegen die Obrigkeit und das „reine“ Gesetz stellte. Gut sei, dass die deutschen Bischöfe fast einmütig Kritik an dem Schreiben äußern. Doch enttäuschend sei, wie weit weg sich der Vatikan von der Realität von Pfarreien und Seelsorgeeinheiten befindet.

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