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Ansprüche am Arbeitsplatz

Betriebe in Achern: Was das Dienstfahrrad mit dem Fachkräftemangel zu tun hat

Vom Yogakurs bis zum ergonomischen Sitzplatz: Arbeitnehmer interessieren sich zunehmend für die eigene Gesundheit – auch in Achern. Darauf stellen sich Betriebe ein, auch zu ihrem eigenen Vorteil.

Fit für die Arbeit: Viele Gesundheitsangebote von Firmen, etwa für die Wirbelsäule, wurden wegen der Pandemie pausiert und müssen erst wieder anlaufen.
Fit für die Arbeit: Viele Gesundheitsangebote von Firmen, etwa für die Wirbelsäule, wurden wegen der Pandemie pausiert und müssen erst wieder anlaufen. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa

Corona hat seine Spuren hinterlassen und auch die Arbeitswelt verändert: Viele Menschen gehen offenbar sensibler mit ihrer Gesundheit um – darauf müssen sich auch Arbeitgeber einstellen.

Gleichzeitig haben sich seit Pandemie und Kontaktbeschränkungen manche Gesundheitsangebote ausgeschlichen, die die Betriebe ihren Mitarbeitern zuvor gemacht hatten und die erst wieder anlaufen müssen.

Der Klassiker: Sportkurse für die Wirbelsäule, nicht nur für Arbeitnehmer, die lange am Schreibtisch sitzen. „Wegen Corona lag das bei uns bis jetzt auf Eis“, sagt Pascal Hils aus dem Personalbüro der Fischer Group, „im Frühjahr soll es wieder losgehen“.

Ansprechen will man damit sämtliche Abteilungen: „Wir haben festgestellt, dass viele gesundheitliche Probleme mit dem Rücken zusammenhängen, nicht nur bei Computertätigkeiten, sondern auch in der Fertigung bei Kollegen, die körperlich schwere Arbeiten machen und viel stehen.“

Viele Mitarbeiter hätten daher nach einem solchen Angebot gefragt, rund 30 von 900 machen mit, so Hils. Die Teilnehmer bei Sportkursen beschränken sich dabei offenbar nicht auf bestimmte Altersgruppen oder Geschlechter, sagen Lisa Hörth und Petra Zieboll von Weber-Haus: „In unserem Yoga und im Faszientraining zum Beispiel sind erstaunlicherweise nicht nur Frauen dabei“, so Hörth.

Mit den Diensträdern waren wir damals in Achern Vorreiter.
Dominik Durban, Firma Hodapp

„Uns liegt zudem viel daran, dass die Mitarbeiter sich auch außerhalb der Arbeitszeiten sportlich betätigen können“, sagt Dominik Durban aus der Personalabteilung der Firma Hodapp.

Acherner Unternehmen bietet Leasing-Modell für Fahrräder

Seit 2019 bietet das Unternehmen deshalb ein Leasing-Modell für Fahrräder an. „Damit waren wir damals in Achern Vorreiter, inzwischen haben das fast alle Betriebe“, so Durban.

Zu Beginn sei die Nachfrage recht schleppend gewesen, inzwischen gebe es Wartelisten, auch, weil die Fahrradhändler noch immer Lieferschwierigkeiten haben.

Meist wird dafür ein Teil des Bruttolohns für die Leasing-Raten verwendet. Das ist offenbar recht beliebt: „Wir haben das Dienstfahrrad im vergangenen Jahr eingeführt, und es wird immer öfter angenommen.

Auch wegen der gestiegenen Spritpreise“, sagt Bianka Janetzko aus der Personalabteilung von Stopa Anlagenbau. Rund 20 Prozent der 300 Mitarbeiter hier nehmen teil, bei der Fischer Group ist es sogar knapp die Hälfte.

Schon in Vorstellungsgesprächen fragen Bewerber inzwischen immer häufiger danach, ob es Diensträder gibt, sagen die Personaler, aber nicht nur das.

Bewerber fragen nach Homeoffice und „Work-Life-Balance“

„Die Nachfrage bei diesem Thema nimmt generell zu“, sagt Pascal Hils: Viele interessierten sich zunehmend für das soziale Leben innerhalb der Unternehmen, für Möglichkeiten zum Homeoffice und eine angenehme „Work-Life-Balance“.

Dem kommen die Firmen meist bereits nach, auch mit Angeboten, die über ergonomisch eingerichtete Arbeitsplätze, Material zum Arbeitsschutz und Untersuchungen durch den Betriebsarzt hinausgehen.

So sollen in einigen Unternehmen der Region anonyme Hotlines oder vertrauliche „Fürsorgegespräche“ vor Ort bei privaten Sorgen weiterhelfen. „Das ist, wie wir glauben, im Moment am wichtigsten“, sagt Petra Zieboll, die Beauftragte für das Gesundheitsmanagement bei Weber-Haus.

Das Thema ,soziale Gesundheit’ ist durch Corona wichtiger geworden.
Petra Zieboll, Weber-Haus

„Das Thema ,soziale Gesundheit’ ist durch Corona wichtiger geworden“, sagt sie, das „gesunde“ Miteinander im Betrieb also. Es gehe nach Zeiten der Kontaktbeschränkungen darum, Gespräche zu suchen und direkte Kontakte zu pflegen.

Das gelte insbesondere für Auszubildende, die man bei Schwierigkeiten besonders unterstützen will. „Seit der Pandemie gibt es da einige Veränderungen“, so Zieboll: „Früher hat man versucht, möglichst viele Mitarbeiter mit den Angeboten zu erreichen, jetzt analysiert man mehr, wer was braucht.“

Damit sind nicht nur die Mitarbeiter gemeint, die zum Teil Jahrzehnte dabei sind: Auch potenzielle neue Fachkräfte, die in vielen Bereichen fehlen, will man so von sich überzeugen.

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