Der Honigbiene geht es einigermaßen gut, der Wildbiene sehr schlecht, und was den Honigertrag angeht, ist 2020 ein relativ gutes Jahr. Das sagt Ernst Kafka, seit 2015 Vorsitzender des Acherner Imkervereins, dessen 140 aktive Mitglieder während Corona auf alle Versammlungen und Imkertreffs verzichten mussten und müssen. Auch Einführungskurse für zukünftige Neu-Imker können nicht stattfinden – dabei gäbe es zunehmend mehr Interessenten. „Das ist ein regelrechter Hype geworden und hat auch schon vor Corona angefangen“, sagt Kafka.
Das Virus könnte für die Imker aber auch anderweitig eine wichtige Rolle spielen: Berichten zufolge will man erforschen, ob Bienengift eventuell einen Einfluss auf die Erkrankung haben könnte. Auch Kafka kann sich vorstellen, dass diese Möglichkeit besteht: „Mit dem Gift wird schon lange geforscht.
Der Imkerverein Achern war vor Jahren schon einmal an einer Untersuchung der Allergologie in Freiburg beteiligt: Dabei wurde die Blutzusammensetzung von Imkern, Bienengift-Allergikern und ,normalen‘ Menschen verglichen und Unterschiede festgestellt.“
Ideale Flugtemperatur zwischen 18 und 25 Grad
Die Bienen selbst haben im Moment einiges zu tun: „Normalerweise sind 18 bis 25 Grad die ideale Flugtemperatur, heißer mögen sie es eigentlich nicht“, so Kafka. Steigt das Thermometer auf mehr als 30 Grad, sitzen die Bienen vor dem Flugloch ihres Stocks, um diesen mit Flügelschlägen zu klimatisieren, während andere immer wieder Wasser bringen, dass innen verdampft und so kühlt, denn für die gute Entwicklung der Brut muss die Stocktemperatur bei etwa 35 Grad liegen.
Weil diese „Bienen-Klimaanlage“ enorm viel Energie kostet, wird in besonders heißen Phasen auch weniger Honig produziert. 300 Kilogramm sind es ungefähr pro Jahr, dazu 50 Kilogramm Pollen, und von beidem verwenden die Tiere den Großteil selbst. Der Ertrag, der für die Imker bleibt, falle aktuell relativ gut aus, dagegen sei 2019 aufgrund fehlender Feuchtigkeit ein eher schlechtes Jahr gewesen, sagt Ernst Kafka.
Hilfreich sei es an heißen Sommertagen, den Tieren Schalen mit Wasser bereitzustellen, am liebsten schon etwas abgestanden. Wer einen Garten hat, kann über bienenfreundliche Pflanzen wie verschiendene Kräuter, Fetthenne, Pfingstrose und viele andere nachdenken. Als gut gemeint, aber zum Teil nicht zielführend bezeichnet Kafka dagegen manche eigens für Insekten angelegte Blühstreifen: „Teilweise nutzt man da falsche Mischungen oder ortsfremde Blumen, die die heimischen Bienen gar nicht kennen und anfliegen“
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Imker sehen „grüne Wüsten” als Problem
Problematisch sei beispielsweise auch, dass viele Feldfluren nur noch insektenfeindliche „grüne Wüsten“ seien, dass Stängel auf Feldern entfernt würden, während darin die Maden der Wildbienen überwintern. „Aber viele Menschen denken inzwischen um, das Interesse an Bienen und am Imkern nimmt seit ungefähr fünf Jahren immer weiter zu“, sagt Kafka, der andererseits auch eine Zunahme bei der Zahl der Diebstähle ganzer Bienenvölker sieht.
Für die Imker selbst stehen aktuell noch verschiedene Arbeiten an: Der restliche Honig wird ausgeschleudert, und die Bienen aufgefüttert und winterfertig gemacht.