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Konzept mit Bürgern diskutiert

Bis zur Klimaneutralität ist es in Achern noch ein weiter Weg

Photovoltaik, Solarthermie, Elektromobilität – das sind die Stichworte beim Klimaschutz. In Achern macht man sich nun auf den langen Weg zur Klimaneutralität. Wie das gehen soll, zeigen erste Analysen.

Photovoltaikanlage auf Dach in Achern
Im massiven Ausbau der Photovoltaik sehen Experten ein großes Potenzial auf dem Weg zur Klimaneutralität. Foto: Michael Moos

Das Thema wird die politische Diskussion in den kommenden Jahren prägen wie kein zweites. Der Klimaschutz und die damit verbundene Verpflichtung zur Klimaneutralität wird Stadt – und Bürger – fordern.

Klimaschutzmanager Tobias Braun gab am Montagabend im Gemeinderat die Richtung vor: „Wir müssen“, sagte er, „unsere Anstrengungen verdreifachen.“ Deshalb drückt man im Rathaus für die Erstellung eines Klimaschutzkonzepts gewaltig aufs Tempo: Bereits Anfang April gibt es einen Klimaworkshop für alle Bürgerinnen und Bürger.

246.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr: So hoch ist der in Achern verursachte energiebedingte Ausstoß an Treibhausgasen. Das entspricht knapp zehn Tonnen pro Einwohner und Jahr. Nach der von Tobias Braun vorgelegten Treibhausgasbilanz sind private Haushalte und die Wirtschaft zu jeweils 24 Prozent für die Emissionen verantwortlich, kommunale Liegenschaften für zwei Prozent.

Der Verkehr ist für rund 50 Prozent der Emissionen verantwortlich; davon entfällt rund die Hälfte auf die Autobahn. Diese Zahlen stammen aus dem Jahr 2019. Im Vergleich zum Jahr 2013 ist ein Rückgang der Emissionen von rund zehn Prozent zu verzeichnen.

Die Bestandsaufnahme und die sich der Stadt und den Bürgern bietenden Einsparpotenziale stellten Elisabeth Tröscher und Nina Weiß (bnNetze) vor. Das Tochterunternehmen der Freiburger Badenova hat die Stadt als Projektpartner auf dem Weg zur Klimaneutralität gewählt. Im Jahr 2019 wurden 19 Prozent des Energiebedarfs in Achern aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt, sechs Jahre zuvor waren es noch zwölf Prozent.

Bei den kommunalen Liegenschaften ist die Gemeinschaftsschule der größte Energieverbraucher, gefolgt von der Kläranlage. Erst auf dem dritten Platz folgt die Straßenbeleuchtung – hier profitiert die Stadtverwaltung von der konsequenten Umstellung auf LED-Leuchten. Vergleichsweise positiv fällt die Bilanz für Gymnasium und Winfried-Rosenfelder-Halle aus – hier gibt es klimafreundliche Holz-Heizungen.

Wie Elisabeth Tröscher und Nina Weiß darlegten, könnten mehr als 200 Prozent des aktuellen Stromverbrauchs in Achern durch erneuerbare Erzeugungsanlagen vor Ort gedeckt werden. Würde man geeignete, bestehende Dachflächen mit Anlagen für Solarthermie und Photovoltaik ausstatten, könnten pro Jahr 10.000 Megawattstunden durch Solarthermie und 140.000 Megawattstunden Strom erzeugt werden.

Photovoltaik auf Freiflächen entlang der Autobahn (60,7 Hektar) und der Bahn (47,4 Hektar) bieten mit einem Potential von 72.000 Megawattstunden die Möglichkeit, 53 Prozent des aktuellen Stromverbrauchs auf diese Weise zu decken.

Ausbau von Wasserkraftanlagen unwirtschaftlich

Weitere Möglichkeiten sehen Tröscher und Weiß in Windkraftanlagen: Fünf neue Anlagen mit jeweils 5,5 Megawatt Leistung könnten 37 Prozent des aktuellen Strombedarfs decken. Eingeschränkt sehen die Beraterinnen die Potentiale zur Ausweisung der Wasserkraft: Hier gibt es derzeit acht Anlagen mit einer Gesamtleitung von 970 Megawattstunden, eine weitere komme auf dem Lott-Gelände hinzu. Allerdings mache die Verpflichtung zu einer Verbesserung der Durchgängigkeit für Fische den Ausbau oft unwirtschaftlich.

Oberflächennahe Geothermie bieten weitere Potenziale: „Viele Gebäude in Achern könnten mittels Erdwärmesonde und Wärmepumpe beheizt werden“, so Elisabeth Tröscher und Nina Weiß. Mit maximal vier bis in eine Tiefe bis 120 Meter reichenden Sonden pro Gebäude könnte man 26 Prozent des Gesamtwärmebedarfs der Gebäude decken.

Im Nordwesten der Acherner Gemarkung könnte man auch das Grundwasser als Wärmequelle nutzen. Auch Tiefengeothermie sei in der Kernstadt ebenso wie in Großweier möglich. Durch eine energetische Sanierung der Wohngebäude könnte mehr als die Hälfte des Wärmebedarfs eingespart werden.

Expertinnen sehen Einsparpotenziale durch Elektromobilität

Beim Thema Verkehr sehen die Badenova-Expertinnen Einsparpotenziale durch die Elektromobilität, die Elektrifizierung der Achertalbahn aber auch durch Verkehrsverlagerung und Verkehrsvermeidung sowie durch betriebliche Mobilitätskonzepte.

An der Notwendigkeit, dem Klimawandel auch auf lokaler Ebene zu begegnen, herrschte in der anschließenden Fraktionsrunde kein Zweifel. Es gab allerdings Vorbehalte – so wurde der Zeitplan hinterfragt und die Geothermie kategorisch ausgeschlossen. Es gab aber auch die Erkenntnis, dass Maßnahmen nicht alle Betroffenen erfreuen werden und dass bei der Klimaneutralität letztlich auch eine soziale Komponente einzurechnen ist.

Hingewiesen wurde aber auch auf Widersprüche, die aufgelöst werden müssten: Wenn zum Beispiel der Naturschutz Klimaschutzmaßnahmen wie den Bau des zweiten Windrads auf der Hornisgrinde verhindert.

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