
Grünes Licht für ein zentrales Bauprojekt: In einer öffentlichen Sitzung hat der Acherner Gemeinderat beschlossen, dass ein Teil der Nordtangente als Brücke über die B3 und die Bahntrasse zwischen Achern und Sasbach führen soll. Die Verwaltung kann nun mit der Planung beginnen.
Eine Unterführung von B3 und Bahntrasse in Form einer „Troglösung“ ist damit vom Tisch.
Ohne Brücke wäre Acherner Nordtangente wohl gescheitert
„Einen anderen Beschluss brauchen wir eigentlich auch gar nicht fassen“, sagte Stadtrat Karl Früh (CDU). Alle offenen Fragen seien in stundenlangen Sitzungen geklärt worden. „Wenn wir jetzt der Überführung nicht zustimmen, wird es keine Nordtangente geben“, bekräftigte er.
Daran hinge letztlich auch der Bau des neuen Acherner Krankenhauses, welches ohne die Nordtangente „ein alter Hut“ sei. Früh zog einen Vergleich zum Ausbau der Rheintalbahn vor über 30 Jahren, welcher die Stadt „ins nächste Jahrhundert“ befördert habe.
Um die optimale Lösung zwischen Brücke und Trog zu finden, hatten die Verwaltungen aus Achern und Sasbach eine Bewertungsmatrix aufgestellt. Sie enthielt die Kriterien raumstrukturelle Wirkung, Verkehr und Sicherheit, Bautechnik sowie Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit. Mit einer Note von 2,5 schnitt die Brücke darin wesentlich besser ab als der Trog mit einer 3,7.

Anschließend hörten die Verwaltungen jene an, die ein Interesse an dem Bauvorhaben haben. Dazu zählten unter anderem die Deutsche Bahn, der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband und der Landesnaturschutzverband sowie Privatleute aus der Nähe des geplanten Standorts.
In Sasbach hatte sich etwa die Interessengemeinschaft Waldfeld formiert und Unterschriften gesammelt, um auf ihre Bedenken gegenüber der Nordtangente aufmerksam zu machen.
Auf Basis dieser Stellungnahmen wurde die Bewertungsmatrix noch einmal verändert. Wirklich besser sah es für den Trog danach aber noch immer nicht aus.
„Mit Müh und Not konnten wir die Note für den Trog noch etwas verbessern“, sagte Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU). Sie änderte sich von einer 3,7 auf eine 3,3. Für die Brücke blieb es bei einer 2,5.
Wir müssen in den sauren Apfel beißen.Manfred Nock
Stadtrat Acherner Bürger Liste
Edgar Gleiß (Freie Wähler) bekräftigte, dass es die Brückenlösung brauche, wenn die Nordtangente gleichzeitig mit dem Neubau des Krankenhauses fertig werden soll. Der Bau einer Unterführung würde den Zugverkehr für einen langen Zeitraum unterbrechen, es seien zeitintensive Abstimmungen mit der Deutschen Bahn nötig.
„Mit der Bahn ist das nicht zu machen“, sagte er. Zudem wies er auf die enormen Mehrkosten hin, die eine Troglösung kosten würde.
Auch Brücken-Gegner geben Wirtschaftlichkeit Vorrang
Vor den Mehrkosten knickten schließlich auch jene Räte ein, die sich eigentlich für den Trog ausgesprochen hatten. „Wir müssen in den sauren Apfel beißen“, sagte Manfred Nock (Acherner Bürger Liste). Aus Sicht der Landwirtschaft und wegen der Luftströme sei die Unterführung die klar bessere Lösung gewesen, doch steche die Wirtschaftlichkeit diese Punkte in der Bewertungsmatrix aus.
Er sorge sich bei der Brückenlösung jedoch um die Verkehrsströme und befürchte, dass es bei viel Verkehr zu Rücklauf komme. „Das wird uns noch beschäftigen“, mahnte Nock.
„Wir alle wünschten uns den Trog“, bedauerte Nils Günnewich (Grüne). Die klar bessere Note für die Brücke liege am Design der Bewertungsmatrix, welche die Wirtschaftlichkeit bevorzuge. Er zeigte jedoch Verständnis: „Der Kreis hätte dem Trog nie zugestimmt.“ Markus Singrün (SPD) pflichtete ihm hinsichtlich der Kosten bei. „Wir haben leider kein Wunschkonzert, weil wir es am Ende auch nicht bezahlen“, sagte er.
Der Bau der Nordtangente soll den Ortenaukreis rund 30 Millionen Euro kosten. Achern und Sasbach übernehmen davon 16 Prozent. Sie soll das neue Krankenhaus erschließen, die Ortslagen vom Verkehr entlasten und bis 2028 fertig sein. Zuvor hatten sich die Stadt Achern und die Gemeinde Sasbach monatelang mit dem Kreis um die Finanzierung des Projekts gestritten. Nun wird die Nordtangente wohl bald Form annehmen.
Das Argument, wonach der Bau einer Unterführung wegen Komplikationen für den Bahnverkehr nicht machbar sei, wollte Singrün übrigens nicht so stehen lassen. „Die Bahn ist doch eh nicht pünktlich, da hätte man Lösungen gefunden“, spöttelte er. „Aber wir beugen uns.“
Mit einer Gegenstimme beschloss der Acherner Gemeinderat schließlich, die Stadtverwaltung mit der Planung der Brücke zu beauftragen.