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Kein Computer, keine Internet-Flatrate

Viele Flüchtlinge in Achern sind in der Corona-Pandemie isoliert

Viele Migranten müssen auf Online-Betreuungsangebote zurückgreifen. Doch vielen fehlt die nötige Technik. Und die Skepsis gegenüber Impfungen ist mitunter groß.

Das Foto zeigt die Gemeinschaftsunterkunft der Kreisverwaltung in der Hornisgrindestraße, auch hier soll es schon zu Coronafällen gekommen sein. Die Flüchtlinge sind dort die ersten 18 Monate bis sie dann in eine Wohnung oder in eine Anschlussunterbringung kommen.
Das Foto zeigt die Gemeinschaftsunterkunft der Kreisverwaltung in der Hornisgrindestraße, auch hier soll es schon zu Coronafällen gekommen sein. Die Flüchtlinge sind dort die ersten 18 Monate bis sie dann in eine Wohnung oder in eine Anschlussunterbringung kommen. Foto: Alessandra Hamsch

„In die Gemeinschaftsunterkünfte durfte man während Corona nicht rein“, erklärt die ehrenamtliche Asylhelferin Monika Huber vom Arbeiterkreis Migration Achern. Es gibt zwar ein umfangreiches Hilfsangebot für Flüchtlinge, aber dies sei durch Corona in Achern sowie im ganzen Ortenaukreis eingebrochen und auf virtuelle Hilfe reduziert worden.

„Zum Schutz der Bewohner wurde ein Betretungsverbot für Dritte erlassen“, erklärt Alexandra Roth, Leiterin des Ortenauer Migrationsamts. „Eine Herausforderung war es, den Bewohnern die sich laufend ändernden Regelungen zu vermitteln. Zudem hatten zahlreiche Einrichtungen geschlossen und der Flüchtlingssozialdienst war alleiniger Ansprechpartner für viele Themen. Sprachkurse fanden nicht statt“, berichtet Roth.

Eine Herausforderung war es, den Bewohnern die sich laufend ändernden Regelungen zu vermitteln.
Alexandra Roth, Leiterin Migrationsamt

„Viele ehrenamtliche Angebote sind der Pandemie buchstäblich zum Opfer gefallen“, bestätigt auch Helga Sauer von der Stadt Achern. „Dies liegt insbesondere daran, dass viele der Ehrenamtlichen bereits ein fortgeschrittenes Alter erreicht haben und damit zur Risikogruppe für einen schweren Verlauf der Corona-Infektion gehören“, erklärt Sauer. „Nach und nach werden viele Angebote wieder aufgenommen und in ein digitales Angebot umgewandelt“, lautet der Plan der Stadtverwaltung.

Betreuung der Flüchtlinge per Whatsapp und Telefon

Die Betreuung und Beratung der Flüchtlinge fanden in erster Linie online meist per WhatsApp oder per Telefon statt, so die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin Monika Huber. „Viele haben keine Laptops.“

Der Arbeiterkreis stellt gegen eine kleine Gebühr den Flüchtlingen Laptops fürs Homeschooling bereit. Das Problematische dabei sei, dass die Gemeinschaftsunterkünfte in Achern nicht über WLAN verfügen, beklagt die Helferin. Die Kinder konnten nicht wie ihre Altersgenossen am Homeschooling teilnehmen und mussten sich die Aufgaben direkt in der Schule abholen. Auch ein Handy-Flat-Vertrag ist für Flüchtlinge unerreichbar.

„Sie bekommen keine Flatrate, weil sie keinen festen Aufenthaltsort haben“, berichtet die Ehrenamtliche. Vielen bleibt nichts anderes übrig, als die überteuerten Tarife zu zahlen. „Die Kinder können nicht an einem Hotspot in der Stadt Homeschooling machen.“

Die Kinder können nicht an einem Hotspot in der Stadt Homeschooling machen.
Monika Huber, ehrenamtliche Flüchtlingshelferin

„WLAN sollte Standard sein“, sagt Monika Huber und hofft, dass Kreis und Stadt endlich reagieren. „Die Flüchtlinge sind auf unsere Hilfe angewiesen, leider sind durch die Pandemie viele Helfer weggebrochen. Wir brauchen dringend neue Ehrenamtliche“, betont Huber.

Lockerungen der Corona-Regeln: Wird Betreuung erleichtert?

Sie hofft, dass das Betreuungsangebot durch die Lockungen so langsam wieder ins Rollen kommt und es bald auch wieder ein Café-International geben wird. Der Fahrradladen und der Geschirrladen im alten Josef-Haus konnten wieder geöffnet werden. Soziale Kontakte und Aufklärungsarbeit durch ehrenamtliche Helfer sei besonders wichtig, gerade auch bei der Unterstützung der Impfkampagnen. Beispielsweise konnte ein arabischer Arzt in einer organisierten Gesprächsrunde einige Impfskeptiker von der Impfung überzeugen, berichtet Huber.

„Es gab Corona-Fälle in den Unterkünften“, so Roth vom Ortenauer Migrationsamts. „Bereits vorher wurden präventiv Masken und Desinfektionsmittel verteilt, die Bewohner laufend über die Regelungen informiert, Markierungen für leichteres Abstandhalten angebracht und ein Betretungsverbot erlassen. Zudem werden regelmäßige Schnelltests in den Unterkünften angeboten.“ Eine Impfung sei deshalb sehr empfehlenswert.

Die Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte befanden sich in einer frühzeitigen Priorisierung und wurden vom Sozialdienst bei Terminbuchungen unterstützt. Dennoch habe die Diskussionen über den Astrazeneca-Impfstoff viele verunsichert.

„Der Caritasverband Acher-Renchtal hat in Kooperation mit dem Integrationsmanagement des Landratsamtes Ortenau und der Stadtverwaltung Achern ein mobiles Impfteam organisiert“, erklärt die Stadt Achern. Allerdings wurde das Impfangebot, welches im Mai stattfand, trotz umfänglicher Überzeugungsarbeit nur begrenzt wahrgenommen. „Lediglich sechs Geflüchtete haben sich, neben anderen impfberechtigten Personen, impfen lassen“, erklärt Sauer.

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