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Beginn Abitur 2021 an den Gymnasien und Beruflichen Gymnasien

Corona gibt in den Acherner Schulen den Prüfungsplan vor

Statt um Deutsch und Mathe geht es in der Prüfungsphase an den Acherner Schulen auch noch um andere Themen: Nämlich um Maskenpflicht, Abstandshaltung und Hygienekonzepte.

Erstes Abitur nach der jüngsten Oberstufenreform
Mit dem Prüfungsfach Deutsch begann gestern das Abitur 2021, wobei Schüler an Allgemeinbildenden Gymnasien das erste Abitur nach der neuen Oberstufenreform schreiben - hier Schüler des Beruflichen Gymnasiums der Heimschule Lender  Foto: Roland Spether

Die Prüfungen zum Abitur 2021 haben begonnen. Traditionell war die erste schriftliche Prüfung im Fach Deutsch, wobei die Kandidaten erstmals in getrennten Räumen für getestete und nicht getestete Schüler saßen und gespannt auf die Aufgaben aus Schwerpunktthemen wie Goethes Faust oder Hesses „Steppenwolf“ warteten.

Doch bevor die Köpfe rauchten und die Füller heiß liefen, gab Corona den Prüfungsplan vor: Maskenpflicht, Abstandshaltung und Hygienekonzept waren an den Gymnasien in Achern, Rheinau und Sasbach gefordert und noch vieles andere mehr.

Doch bei den im Vorfeld des Abiturs teils hitzigen Diskussionen „nur“ um Tests wurde oft übersehen, dass die Schüler an den Allgemeinbildenden Gymnasien das erste Abitur nach der neuen Oberstufenreform absolvieren, das einige Änderungen mit sich brachte.

Ihr erstes und zweites schriftliches Prüfungsfach mussten sie aus den Fächern Deutsch, Mathematik, Fremdsprache und Naturwissenschaft entnehmen. Das dritte Fach konnten sie frei wählen. Deshalb waren gestern nicht alle Abiturienten wie bisher in den Prüfungsräumen, wiewohl aber an allen Gymnasien im Land mit Deutsch begonnen wurde.

Die neue Oberstufenreform wurde ab dem Schuljahr 2019/20 eingeführt und umgesetzt, dann übernahm Corona die Taktung des Schulgongs und plötzlich war alles anders als sonst und mit „doppelt so viel Arbeit“ verbunden, so Schulleiterin Petra Dollhofer von der Heimschule Lender. Bestes Beispiel dafür ist, dass das Kultusministerium am 28. April die Regeln für den Verlauf der schriftlichen Prüfungen bekanntgab.

Zu diesem Zeitpunkt waren die Pläne für Aufsichten, Vertretungen und Notbetreuung schon gemacht, jetzt musste sie nochmals überarbeitet und an die neuen Vorgaben angepasst werden. Denn das Land ordnete an, dass die Gymnasien Räume für Abiturienten bereitstellen, die getestet sind und solche, die nicht getestet sind. Dies bedeutet doppelte Aufsichten in den Prüfungsräumen und auf den Gängen, dazu die Organisation von Tests in der Schule beziehungsweise die Abfragen nach Testungen der Abiturienten und nebenbei musste der Präsenzunterricht auch noch stattfinden.

Das Deutsch-Abitur begann für die Schüler um 9 Uhr, doch die Schulleitungen und Fachlehrer waren schon drei Stunden zuvor gefordert. Die vom Kultusministerium erstellten Aufgaben musste von den Fachlehrern überprüft, studiert, ausgewählt und jeweils für ihre Kurse in entsprechender Anzahl am Kopierer gedruckt werden.

„Wir sind ein eingespieltes Team, es wird alles funktionieren“, so Bernhard Seiler-Dollhofer, Kommissarischer Schulleiter des Gymnasiums Achern. Kein Problem sah er darin, dass alle Aufgaben rechtzeitig gedruckt werden. „Unsere Drucker heißen Boateng, Hummels und Neuer, die funktionieren bestens“.

Weiter betonte Seiler-Dollhofer, dass alle Abiturienten „nicht getestet“ angaben und alle Prüfungen in der Hornisgrindehalle geschrieben werden, wo es nach der Sanierung eine sehr gute Be- und Entlüftung gebe. Wenn es getrennte Räume geben müsste, könnte die Halle gut durch die Trennelemente abgeteilt werden. „Wir schaffen alles zum Wohle der Schüler“, so Seiler-Dollhofer, was er auch für seine Kollegen in Sasbach und Rheinau in einer nicht einfachen Schulzeit auf den Punkt brachte.

Deutlicher wurde Direktor Thomas Müller-Teufel vom Anne-Frank-Gymnasium, der es als ein „gesellschaftliches Armutszeugnis“ bezeichnete, dass hoch qualifizierte Pädagogen Tests vornehmen müssen, anstelle ihrer ureigenen Aufgabe nachgehen können.

Der Politik scheine nichts Besseres einzufallen, als Tests in der Schule anzuordnen, für die nun auch noch eine Bestätigung ausgefertigt werden muss. Dies sei „Pervertierung von Pädagogik“, wenn Schulen zu Testzentren gemacht und diesen immer wieder gesellschaftliche Aufgaben zugeschoben werden.

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