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Experte aus Achern

Corona-Schnelltests: Wo man sie bekommt und wie zuverlässig sie sind

Seit Mitte dieser Woche gibt es Corona-Tests, die jeder Bürger selbst vornehmen kann. Allerdings, so Frank Eickmann vom Landesapothekerverband (LVA), sei noch keiner der drei bislang freigegebenen Selbsttests tatsächlich im Handel erhältlich.

Der Acherner Allgemein- und Betriebsmediziner Thomas Kohler konnte am Freitag, 26. Februar 2021, die erste Lieferung von 2.000 Corona-Schnelltests in Empfang nehmen. Die Möglichkeit von Selbsttests, die schon bald in den Handel kommen sollen, findet er gut und wichtig. Foto: Michael Brück
Der Acherner Allgemein- und Betriebsmediziner Thomas Kohler konnte am Freitag, 26. Februar 2021, die erste Lieferung von 2.000 Corona-Schnelltests in Empfang nehmen. Die Möglichkeit von Selbsttests, die schon bald in den Handel kommen sollen, findet er gut und wichtig. Foto: Michael Brück Foto: Michael Brück

Als Experte im Umgang mit Covid-19 gilt Thomas Kohler. Der Acherner Facharzt für Allgemein- und Betriebsmedizin hat eine klare Meinung zu den neuen Testangeboten: „Generell ist es nun mal so, dass viele Tests auch zu vielen Ergebnissen führen“, sagt er und meint damit, dass sich die Chancen deutlich erhöhen werden, frühzeitig über die Corona-Verläufe Bescheid zu wissen.

Schon im Oktober und November vergangenen Jahres habe es erste Schnelltests gegeben. Doch die seien tatsächlich nur durch geschultes medizinisches Personal anwendbar gewesen. „Das liegt daran, dass diese Tests ja tief in der Nase und im Rachenraum durchgeführt wurden. Und um die Ergebnisse nicht zu verfälschen braucht es dafür schon eine gewisse technische Fertigkeit“, erklärt der Arzt.

Gerade hat er die erste Lieferung von 2.000 Schnelltests abgeholt – von einem Hersteller aus China. „Die sind zum Beispiel für unsere Untersuchungen von Mitarbeiterinnen an regionalen Kindergärten gedacht“, erklärt der Facharzt.

Viel Raum für falsche Anwendungen

Als positiv wertet Kohler, dass mit den neuen Freigaben die Zahl der Tests deutlich ausgeweitet werden könne. „Und auch die verschiedenen Testverfahren wie etwa Spuck- und Gurgeltests haben für Menschen ihre Vorteile, die empfindlich auf die Abstriche in Mund und Nase reagieren“, sagt er. Zudem seien sie kostengünstig. Derzeit liege der Preis für einen Test bei durchschnittlich zehn Euro. „In einigen Wochen werden es aber sicher noch einige Euro weniger sein.“

Andererseits gebe es aber genau bei diesen Testvarianten viel Raum für fehlerhafte Anwendungen. „Da muss viel Schleim von tief unten im Hals rauskommen. Wer das nicht richtig macht, hat kein sicheres Testergebnis.“ Selbsttests haben seiner Meinung nach allerdings auch noch andere Schwachstellen. „Es gibt ja keine Urkunde oder einen sonstigen Nachweis darüber, ob ich nun positiv oder negativ getestet wurde. Insofern geht mit diesen Selbsttests auch eine Menge Eigenverantwortung einher.“

Das bestätigt auch Frank Eickmann vom Landesapothekerverband (LVA). „Für den Einzelnen ist es schon gut zu wissen, wo er dran ist. Er muss aber auch ehrlich damit umgehen. Nur wer sich beim Arzt oder in der Apotheke testen lässt, bekommt sein Ergebnis auch Schwarz auf Weiß.“ Und das sei gerade für alle wichtig, die in den kommenden Wochen verreisen wollten. „Mit einem Selbsttest kommt keiner ins Flugzeug oder über eine entsprechend überwachte Grenze.“

Vorsicht vor Internet-Angeboten

Ein Produkt aus deutscher Produktion von Siemens und zwei chinesische Tests haben vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (bfarm) zum aktuellen Stand eine Freigabe erhalten. Gut 50 weitere Hersteller hätten zudem eine Eilzulassung für ihre Tests beantragt. Diese würden derzeit aber noch geprüft. „Es werden in den kommenden Wochen also sicher noch mehr Tests auf den Markt gelangen“, ist sich Eickmann sicher.

Doch derzeit müsse man dringend davon abraten, beispielsweise auf Internet-Angebote zurückzugreifen. Die seien nämlich garantiert nicht in Deutschland zugelassen und dürften keinesfalls in die Hände von Laien geraten, erklärt Eickmann. Welche Tests tatsächlich eine Zulassung vorweisen können, sei auf der Internetseite des bfarm einzusehen. „Und nur das ist auch gültig“, so der Vertreter der baden-württembergischen Apotheker. Natürlich werde die Liste dort in den kommenden Tagen und Wochen länger werden. Bis dahin gelte aber, jedes Angebot von Selbsttests kritisch zu hinterfragen.

Generell, so sagt Frank Eickmann, seien Corona-Selbsttests eine gute Idee und sollten den Menschen auch schnellstmöglich zugänglich gemacht werden. Doch sei auch immer Vorsicht geboten – selbst bei den Tests, die bereits zugelassen sind. „Denn auch wenn sie als Selbsttest deklariert sind, heißt das längst nicht, dass sie auch als solcher genutzt werden können.“

Denn bei zwei der zugelassenen Tests sei etwa keine Testflüssigkeit enthalten und könnten von einer Privatperson somit auch nicht eingesetzt werden. „Noch dazu werden sie in größeren Gebinden angeboten was ebenfalls keinen Sinn macht.“ Aus all diesen Gründen sei es deshalb derzeit auch in der Apotheke noch nicht möglich, ein solches Angebot mitzunehmen. Das, so ist sich Eickmann allerdings sicher, werde sich in den kommenden Wochen dann schon noch ändern.

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