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40 Millionen Euro Defizit

Corona-Schutzschirm für Kliniken im Ortenaukreis ist deutlich zu klein geraten

Tiefrote Zahlen schreibt das Ortenau Klinikum auch im laufenden Jahr. Das liegt auch, aber nicht ausschließlich, an den Folgen der Corona-Pandemie. Die Vorbereitungen auf die erwartete Welle von Patienten hat viel Geld gekostet, auch weil planbare Operationen und Eingriffe verschoben wurden.

Leer geblieben sind viele Klinikbetten während der Corona-Pandemie. Das hat finanzielle Folgen.
Leer geblieben sind viele Klinikbetten während der Corona-Pandemie. Das hat finanzielle Folgen. Foto: Kahnert

Die Corona-Pandemie hinterlässt tiefe Spuren im Haushalt des Ortenau Klinikums. Der Ortenaukreis rechnet aus dem laufenden Jahr mit einem Defizit vom fast 40 Millionen Euro – ohne den Schutzschirm von Bund und Land wären es mehr als 95 Millionen Euro geworden.

Diese Zahlen wird die Verwaltung dem Ausschuss für Gesundheit und Kliniken in seiner Sitzung am kommenden Dienstag vorlegen. Der Ausschuss ist dann aufgefordert, einen Nachtragshaushalt zu beschließen.

Defizit im Ortenau Klinikum auch ohne Corona-Krise

Auch ohne Corona hätte das Klinikum tiefrote Zahlen geschrieben: Eine Hochrechnung wies für das laufende Jahr, bereinigt um die Auswirkungen der Pandemie auf den Klinikbetrieb, weist ein Minus von gut 23 Millionen Euro aus – nur rund zweieinhalb Millionen weniger als das (vorläufige) Rechnungsergebnis des vergangenen Jahres.

Damit wird deutlich, dass das Ortenau Klinikum auch ohne Corona weiter unter massivem finanziellen Druck steht.

Planbare Eingriffe wurden verschoben

Mit der Vollbremsung des Regelbetriebs hatte das Ortenau Klinikum in diesem Frühjahr auf die Pandemie und die Warnung aus dem Gesundheitsministerium reagiert. Alle planbaren Aufnahmen, Operationen und Eingriffe wurden auf unbestimmte Zeit verschoben, das Kehler Krankenhaus zur Corona-Isolierstation erklärt.

Damit fielen vor allem jene Eingriffe weg, aus denen sich ein Krankenhaus normalerweise finanziert. Gleichzeitig wuchs der Personalaufwand für die Covid-19-Patienten, die in den Krankenhäusern eingeliefert wurden, Schutzvorkehrungen mussten massiv ausgewietet werden.

Ausgleichszahlungen sind nicht ausreichend

Das alles kostete Geld, und das Versprechen des Gesetzgebers, für diese Kosten aufzukommen, erwies sich einmal mehr als die halbe Wahrheit. „Die gesetzlich vorgesehen Ausgleichszahlungen für die Krankenhäuser reichen insgesamt nicht aus, um Erlösausfälle und Zusatzkosten zu kompensieren“, so Klinik-Geschäftsführer Christian Keller in seiner Sitzungsvorlage.

Dafür listet Keller eine Reihe von Gründen auf – bis hin zu den Erstattungen für die persönliche Schutzausrüstungen für die Mitarbeiter, die „für 90 Prozent der Krankenhäuser nicht kostendeckend“ seien.

Mehr noch: Der Gesetzgeber habe zwar die Zahlungsfristen für die Abrechnung von Klinikleistungen verkürzt, um die Liquidität der Häuser zu sichern. Allein, in vielen Fällen würden die Kassen unverändert zögerlich zahlen. Auch auf dem Höhepunkt der Pandemie hätten sie zudem weiterhin „in hoher Zahl“ Prüfungen der Rechnungen durch den medizinischen Dienst (MDK) veranlasst.

Urlaub hat sich angestaut

Erlösausfülle beim ambulanten Leistungen, Wahlleistungen (allein hier geht das Klinikum von fünf Millionen Euro Mindereinnahmen aus) oder aber geringere Umsätze in angegliederten Geschäftsbetrieben wie Cafeteria und Parkhäusern hätten die Situation weiter verschärft.

Zudem hat sich Urlaub der Mitarbeiter angestaut. Zwei Millionen Euro werden ferner allein für die Corona-bedingte Zulage an die Beschäftigten in gefährdeten Bereichen fällig, die der Kreis im Frühjahr beschlossen hatte.

Pflegebudget hilft etwas

Positive Effekte hat laut Klinikum das so genannte Pflegebudget, dass es den Häusern ermöglichte, die Kosten für viele Pflegekräfte direkt abzusetzen. Dies entlaste den Etat vor allem deshalb, weil man im Vergleich zu anderen Häusern mit vergleichsweise vielen examinierten Kräften arbeite.  Zudem rechnet man mit 55 Millionen Euro Unterstützung für die Corona-bedingten Einnahmeausfälle und Mehrkosten.

Allerdings seien dies alles nur vorläufige Zahlen: „Die Prognose ist aufgrund der laufenden Corona-Pandemie mit sehr vielen Unsicherheiten behaftet“, betont Keller. Eine Rückkehr zum Normalbetrieb in den Häusern sei aufgrund der Hygienerichtlinien nur schrittweise möglich.

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