Frühlingszeit ist Pollenzeit: Viele Allergiker leiden dann unter Heuschnupfen. Die Verunsicherung unter Allergikern ist jedoch groß: Zählen sie zur Corona-Risikogruppe?
In der Region zwischen Karlsruhe und der Ortenau herrscht aktuell eine mittlere Belastung mit Birkenpollen und eine mittel bis hohe Belastung mit Esche, so die Daten des Deutschen Wetterdienstes.
Rund 15.300 der Versicherten der AOK Mittlerer Oberrhein litten 2018 unter Heuschnupfen, sagt Sprecherin Nina Weber-Kunt auf Anfrage. Sie rechnet mit einer Quote von 4,8 Prozent. Die Zahl der Allergiker habe in den vergangenen Jahren zugenommen, bestätigt Claus-Detlev Klemke, Direktor der Hautklinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe.
Fieber ist ein Hinweis auf Corona, Schnupfen nicht
Bei einer Allergie finden im Körper immunologische Reaktionen auf bestimmte Allergene statt, erklärt Klemke. Auslöser können Hausstaubmilben, Insekten, Nahrungsmittel oder Gräser sein. „Aber auch Bäume und Sträucher, vor allem Hasel und Birke“, ergänzt Werner Heppt, Direktor der Hals-Nasen-Ohrenklinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe. Typische Symptome bei Heuschnupfen sind Juckreiz in Augen, Mund oder Rachen, Müdigkeit und eine laufende Nase.
Allergien führen in der Regel nicht zu Fieber.Werner Heppt, Direktor der Hals-Nasen-Ohrenklinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe
Besonders die könnte Allergikern derzeit unfreundliche Blicke einbringen. Dabei sei Schnupfen kein typisches Corona-Symptom, betont Heppt. Das Virus verursache zunächst eine Erkältung der oberen Atemwege mit Fieber, Hals- und Gliederschmerzen. Danach folgten Husten und Lungenbeschwerden. „Allergien führen in der Regel nicht zu Fieber“, stellt der Mediziner fest.
Gehören Allergiker zur Corona-Risikogruppe?
Ein erhöhtes Risiko für Allergiker, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren, gebe es nicht, klärt die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst auf ihrer Homepage auf. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Karl-Christian Bergmann, gibt in einer Stellungnahme Entwarnung: Personen mit Heuschnupfen hätten keine verminderte immunologische Abwehr, so der Mediziner, ebenso Patienten mit einem allergischen Asthma durch Pollen.
Auch der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAD) zählt Asthmatiker nicht zu den Risikopatienten – solange sie gut eingestellt sind , betont Sprecherin Sonja Lämmel. Als gut eingestellt gelten Patienten, wenn sie ihre Medikamente regelmäßig einnehmen und keine asthmatischen Beschwerden haben. Diese Meinung teilt Werner Heppt nicht: „Patienten mit allergischem Asthma sind generell als Risikogruppe einzuordnen.“ Er sieht die Gefahr, dass milde Corona-Infektionen als Allergien missinterpretiert und so verzögert diagnostiziert und behandelt werden könnten.
Asthmatiker sollten Medikamente nicht einfach absetzen
Zur Behandlung von Allergien und allergischem Asthma werden auch kortisonhaltige Präparate eingesetzt. Das Steroidhormon Kortison unterdrückt die Allergie-Reaktionen, indem es auf das Immunsystem einwirkt. Erleichtert das eine Infektion mit dem Corona-Virus? Nein, sagt Lämmel. Inhalative Präparate in Form von Sprays oder kortisonhaltige Nasensprays erhöhen das Corona-Risiko nicht. Patienten, die kortisonhaltige Tabletten nehmen, sollten jedoch Rücksprache mit ihrem Arzt halten.
Eine begonnene Hyposensibilisierung gegen Allergien könne fortgesetzt werden.
Werner Heppt rät Pollenallergikern, Allergene zu meiden, abends zu duschen und die Kleidung außerhalb des Schlafzimmers abzulegen. Birkenpollenallergiker sollten zudem Stein- und Kernobst meiden. Betroffene sollten – wenn vorhanden – immer einen Allergiepass bei sich tragen.