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Gemeinde zahlt Zaun nicht

Zugang zu Wildtieren im gescheiterten "Anima"-Park bleibt gesperrt

Das Wildtiergehege auf dem Gelände des gescheiterten Tierparks der Grundig-Erbin bleibt doch gesperrt – weil die Gemeinde kein Geld in die Hand nehmen will für einen Zaun. Die Sperrung gilt solange bis ein neuer Investor gefunden ist. Doch das kann dauern.

Anima Tierwelt
Betreten verboten gilt weiterhin für das Gelände am Sasbachwaldener Breitenbrunnen, auf dem die „Anima Tierwelt“ geplant war. Die Gemeinde ist auf der Suche nach Investoren aus dem Bereich „Natur und Tierwohl“. Foto: Roland Spether

Der Zugang zum Wildtiergehege auf dem Gelände des gescheiterten Tierpark-Projekt der Grundig-Erbin kann doch nicht wie geplant für die Öffentlichkeit geöffnet werden – weil die Gemeinde kein Geld in die Hand nehmen will für einen Zaun. Die Sperrung gilt solange bis ein neuer Investor gefunden ist. Doch das kann dauern.

In einer Sitzung des Gemeinderats Anfang Dezember hatte Bürgermeisterin Sonja Schuchter angekündigt, den Zugang zum Gehege von Wildschweinen und Rotwild bis Weihnachten auf eigenes Risiko wieder freigeben zu wollen. Wie lange die Sperrung nun noch gilt, hängt von den Verhandlungen mit möglichen Interessenten für das Gelände ab, auf dem die „Anima Tierwelt“ geplant war. Auch, was mit der für Parkplätze bereits gerodeten Fläche passiert, ist offen.

Anima Tierwelt:

Der rechtlich nötige Zaun wäre teuer

Da das „Anima“-Areal rechtlich nicht mehr als öffentlicher „Wald“ gilt, sondern Privatgelände ist, muss sich der Eigentümer dort um die Verkehrssicherungspflicht kümmern. Das kann die Gemeinde übernehmen – allerdings müsste ein Zaun links und rechts des Wegs zum Gehege aufgestellt werden, damit Besucher nicht in andere Bereiche des Geländes gelangen können.

„Ich hätte den Weg gern vom Eingang bis zum Gehege freigegeben und dahinter geschlossen gelassen“, sagt Sonja Schuchter auf Anfrage. Die Weg-Absperrung wäre insgesamt mehrere Hundert Meter lang. Aufgrund des dafür nötigen finanziellen Aufwands wird auf diese Variante aber verzichtet – und daher bleibt das Gelände gesperrt, bis es Ergebnisse aus laufenden Gesprächen mit Interessenten gibt.

Wird jemals ein neuer Investor gefunden?

Die Maßgabe sei jetzt die Suche nach Investoren aus dem Bereich „Natur und Tierwohl“. „Ich hoffe auf eine flotte Lösung“, sagt Sonja Schuchter und meint damit wenigstens die baldige Aussicht auf ein konkretes Interesse von Investoren. Dabei zeigt sich die Bürgermeisterin allerdings nur zaghaft optimistisch, denn der Rückzieher der „Anima“-Geschäftsführerinnen, Grundig-Erbin Maria Wruck und Davina Schmitz, aus dem Millionen-Projekt im Herbst habe „deutliche Spuren hinterlassen“, wie sie sagt: „Grundig war für uns eine sichere Bank, alles war seriös und hätte Sinn gemacht“.

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Auch in Gesprächen mit Bürgern, nicht nur aus Sasbachwalden, höre sie immer wieder: „Alle waren sich so sicher, dass das klappt.“ Nach dieser Erfahrung werde alles, was nun möglicherweise folgen könnte, erst einmal vorsichtig mit einem Fragezeichen dahinter gesehen.

Anima Tierwelt
Beliebt bei Spaziergängern: Um den gesperrten Bereich zu öffnen, wären Zäune links und rechts der Wege rechtlich nötig – ein zu großer finanzieller Aufwand. Foto: Roland Spether

Das erste Gebot der Stunde sei, das Gelände als Ganzes anzupacken anstatt einzelne Teile zu reaktivieren. Die Parkfläche gehöre zwar genauso zu dem 53 Hektar großen Gesamtareal, das Thema müsse aber vorgezogen behandelt werden: Sie werde sich noch in diesem Monat mit den Geschäftsführerinnen unterhalten, so Schuchter. Für den Parkplatz war im Oktober 2018 eine Baugenehmigung mit Baufreigabe erteilt worden; die Waldfläche wurde gerodet und mit Material von der SWR-Baustelle in Baden-Baden verfüllt.

Viele Bürger fragen nach Umgang mit Parkfläche

Wie das Landratsamt Ortenaukreis auf Anfrage mitteilt, besteht für den Parkplatz keine Rückbaupflicht. Weil die Fläche rechtlich umgewandelt sei und nicht mehr als „Wald“ gelte, wäre für eine Wiederaufforstung eine entsprechende Genehmigung nötig. Dazu, was mit der Parkplatz-Fläche passiert, werde sie immer wieder von Einwohnern gefragt, so die Bürgermeisterin. „Denn das ist das Augenscheinlichste an dem Projekt. Daran, wie die Gebäude aussehen, hat man sich ja zum Beispiel schon gewöhnt.“ Auch trügen Bürger Ideen für das Gelände an sich an die Gemeinde heran: „Das reicht von der E-Tankstelle über den Mountainbike-Shop bis zum Wohnmobilstellplatz – die Bevölkerung denkt mit“.

Antwort aus Stuttgart steht noch aus

Alles beim Alten bleibt vorerst für die Wildtiere, die nicht wie geplant aus ihren alten Gehegen ausziehen. Bei den Wildschweinen müsse dabei darauf geachtet werden, dass es nicht zu viele Tiere werden, so Sonja Schuchter. Die Gemeinde arbeite dabei mit dem Veterinäramt des Landratsamts zusammen; ein Ehrenamtlicher betreut die Gehege. Auf den offenen Brief an den Ministerpräsidenten, in dem die Bürgermeisterin im November um Hilfe aus Stuttgart bat, gab es unterdessen bisher keine Reaktion. Die Landtagsabgeordneten Tobias Wald, Willi Stächele und Thomas Marwein hätten ihre Unterstützung zugesagt; nun will Sonja Schuchter sich noch um ein persönliches Gespräch mit Winfried Kretschmann bemühen.

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