Die Glocken bleiben in Zukunft nachts still - die Debatte darüber ist aber noch nicht verstummt: In seiner jüngsten Sitzung hatte der Fautenbacher Ortschaftsrat die Abschaltung des nächtlichen Stundenschlags der Kirche St. Bernhard beschlossen, allerdings mit Gegenstimmen. Auch im Ort selbst gehen die Meinungen auseinander.
Nicht zumutbar und eine erhebliche Störung der Nachtruhe sei das, war unter anderem zu hören. Als eine Art Angriff auf christliche Traditionen werteten andere eine Abschaltung.
„Wir wären für die Beibehaltung des Glockenschlags gewesen“, sagt Luzia Mark über den Tenor im Fautenbacher Gemeindeteam. „Es gibt aber zwiespältige Meinungen im Ort: Manche sagen, sie schlafen besser ohne, aber für manche ist der Klang Orientierung in der Nacht, schließlich hat nicht jeder ein Handy neben dem Bett liegen.“
Für viele sei der Stundenschlag aber auch eine Gewohnheitssache, die man kaum mehr höre. Wenn der Schlag aber nerve, dann könne man sich auch „reinsteigern“ und ihn dann gar nicht mehr „überhören“. (Wie die Glocken klingen, kann man hier hören.)
Für den Stundenschlag ist die politische Gemeinde zuständig
Ziemlich froh über die Ratsentscheidung ist dagegen ein Anwohner aus der Umgebung der Kirche: Der Stundenschlag störe vor allem, wenn man im Sommer bei offenem Fenster schlafen wolle. „Wenn man einmal wach geworden ist, kann man kaum wieder einschlafen, weil jede Viertelstunde wieder ein Läuten kommt, und der Klang ist ja nicht gerade leise.“
Vor mehr als zehn Jahren habe er schon einmal im Ortschaftsrat gefragt, ob eine Abschaltung, wie in vielen Umlandgemeinden auch, möglich sei - passiert sei aber nie etwas. „Deshalb waren wir hier verwundert, als das Thema im Sommer plötzlich auf der Tagesordnung stand.“
Die Kosten für die Abschaltung schienen manchen Räten zu hoch sein, meint er, „aber die Frage ist, ob einem die nächtliche Ruhe das wert ist“. Anders sieht es eine andere Anwohnerin, die ebenfalls lieber anonym bleiben will: Für sie gehört der nächtliche Klang eben dazu. „Ich zähle nachts manchmal mit. Die Leute, die später in der Umgebung gebaut haben, wussten ja, dass die Kirche da ist.“
Die allerdings hat in diesem Fall nicht das Sagen: Für den Stundenschlag ist die politische Gemeinde zuständig, erklärt Acherns katholischer Pfarrer Joachim Giesler. „Der nächtliche Glockenschlag hat keine religiöse Bedeutung. Er war in früheren Zeiten deshalb wichtig, weil Uhren damals noch nicht weit verbreitet waren.“
Eine christliche Tradition würde mit der Abschaltung auf keinen Fall aufgegeben; von theologischer Bedeutung sei, anders als der Stundenschlag, das Läuten zum Gebet, zu Gottesdiensten und für Verstorbene. „Für manche Menschen ist der Stundenschlag wohltuend, manche fühlen sich belästigt“, so Giesler.
Reaktionen kamen von Zugezogenen und Alteingesessenen
„Wir möchten ja nicht über das Läuten insgesamt bestimmen oder in die Kompetenz der Kirche eingreifen“, betont auch Ortsvorsteher Rainer Ganter. „Ein Mitbürger hat mir vorgerechnet, wie viele Glockenschläge durch das Abschalten von 23 bis 6 Uhr ausbleiben würden“ - es wären 237.
Zur Viertelstunde läutet die Glocke dreimal, zur halben Stunde sechsmal, zur Dreiviertelstunde neunmal und zur vollen Stunde zwölfmal, und dazu kommen noch die eigentlichen Stundenschläge. „Ich finde, diese Diskussion kann und sollte man im Ort führen“, so Ganter. „Glocken nachts abzuschalten ist nichts Ungewöhnliches.“
Er sei zunächst von einem Einwohner angesprochen worden, habe sich dann im Ort umgehört und dabei immer mehr Reaktionen bekommen - von Zugezogenen wie von Alteingesessenen, wie Ganter betont. Es sei verständlich, wenn Bürger sagten, dass die Klänge in der Nacht dazugehöre und ja „schon immer“ da gewesen sei. Man wolle aber Rücksicht auf diejenigen nehmen, die den Glockenschlag „mehr wahrnehmen“, und nächtlichen Lärm wo möglich reduzieren.
Thema soll Mitte November noch einmal in den Ortschaftsrat
Für den Stundenschlag ist die politische Gemeinde auf Ebene der Ortschaft zuständig. Deren Rat sprach sich mit sechs Stimmen für die Abschaltung aus, drei Räte waren dagegen, einer enthielt sich. Diskutiert hatte das Gremium bereits im Juli, dann aber die Entscheidung vertagt, weil die Kostenschätzung noch ausstand.
Diese wurde in der jüngsten Sitzung auf 2.517 Euro beziffert, die Fautenbach bezahlen soll. Das muss noch einmal geprüft werden, dann soll das Thema Mitte November noch einmal im Rat besprochen werden.