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Baumhotel bleibt wohl eine Vision

Der Acherner Campingplatz rüstet sich für die Zukunft

Es ist ein Trend: Gehobenes Camping ohne eigene, rollende Behausung. Der neue Acherner Campingplatz will aus diesem wachsenden Tourismus-Segment einen guten Teil seiner Kunden rekrutieren. Doch vor der Neugestaltung steht der Bebauungsplan und da gilt es viele Details zu beachten.

Campingplatz am Achernsee - Blick über das geschlossene Tor auf die Anlage
Wandelt sein Gesicht: Der Acherner Campingplatz soll nach dem Willen des neuen Eigners zeitgemäß werden. Dazu wird die Zahl der Stellplätze reduziert. Foto: Benedikt Spether

Ginge es nach den gezeichneten Visionen, dann könnte der Acherner Campingplatz mit einigen spannenden Besonderheiten wie einem Baumhaushotel oder einer großen Wasserfontäne auf dem Achernsee aufwarten. Doch es gibt Rahmenbedingungen, die stehen der Verwirklichung so mancher Vision eines kreativen Architekten entgegen.

Die Qualität des historischen Baumbestands auf den Parkflächen des Campingplatzes zum Beispiel lässt kein Baumhotel zu. „Da dürfen Sie nicht einfach einen Ankernagel reinschlagen“, sagt Christof Birkhofer. Er ist der Mann, der federführend auf alle Details beim im Entstehen begriffenen Bebauungsplan für den Campingplatz und das Seehotel in Achern achtet.

Seit 2018 gehört das Areal unweit der Autobahn der Kehler Grossmann Group - respektive der Achernsee GmbH - und die plant, wie berichtet, eine Revitalisierung und Neugestaltung des Areals.

Oft geht es um ganz praktische Fragen

Baumhotel oder Fontäne sind dabei zwei Visionen, die für den Außenstehenden packend sein mögen, die zu kontroversen Diskussionen anregen, für Christof Birkhofer steht allerdings eine weitaus größere Anzahl ganz profaner, aber existenziell wichtiger Punkte auf der Agenda.

Zum Beispiel, ob die Kurvenradien der Infrastruktur auf dem Campingplatz so gestaltet ist, dass die Feuerwehr mit ihren Einsatzfahrzeugen nicht stecken bleibt. Oder ob die Kanalisation leistungsfähig genug ist - „wir mussten zuletzt mehrfach die Rohre durchspülen.“ Und es geht darum, ob die jeweilige Idee durch das gültige Baurecht abgedeckt ist.

Es fallen durchaus Späne, weil wir etwas hobeln müssen.
Christof Birkhofer, Planungsverantwortlicher

Birkhofer bringt Expertise in Sachen Tourismusprojekte mit, eine seiner beruflichen Stationen lag im schweizerischen Andermatt, wo er in der Geschäftsleitung bei der Verwirklichung eines hochwertigen Tourismusresorts mitwirkte. Für ihn ist klar, am Achernsee warten einige Hürden auf die Planer.

„Wir haben uns fünf Jahre für die baurechtliche Geschichte gegeben, auf diesem Weg sind wir immer noch. Aber wir nähern uns langsam der Zielgeraden.“ Die heißt nun erst einmal: Vorentwurf des Bebauungsplans. Wie berichtet, geht die Acherner Stadtverwaltung davon aus, das die förmliche Anhörung der Behörden, Verbände und Institutionen zum Entwurf des Bebauungsplans noch im ersten Quartal dieses Jahres laufen kann. „In den nächsten Wochen werden wir der Stadtverwaltung den Entwurf vorstellen“, sagt Birkhofer zum Zeitplan.

Durch Corona: Mehrere Telefonkonferenzen statt einer Arbeitssitzung

Die Corona-Pandemie macht die Abstimmung der vielen Projektbeteiligten natürlich nicht einfach, vor allem, wenn es um die Auseinandersetzung mit den Plänen geht. „Statt einer Arbeitssitzung gibt es jetzt fünf bis sechs Telefonkonferenzen“, berichtet Birkhofer. Dennoch: Diese Abstimmung habe bislang „sehr, sehr gut funktioniert“, wobei Birkhofer ausdrücklich die Betreiberfamilie Koufali lobt.

Für den Campingplatz sieht der Experte gute Zukunftschancen. Der Trend gehe in Richtung hochwertig. Wie berichtet, soll sich nach dem Willen der Planer am Achernsee deshalb einiges ändern: Statt rund 300 Dauerparzellen soll es voraussichtlich nur noch rund 150 geben, die Zahl der Gästeplätze wird von 150 auf 70 Plätze reduziert. Neu hinzu kommen etwa 30 Plätze für Tinyhäuser, zirka 130 Plätze für mobile und stationäre Campingeinheiten und rund 40 Hotel Chalets.

Die strategische Neuausrichtung und Optimierung führe so zu einer Reduktion von zehn bis 20 Prozent. „Camping, vor allem auch ohne Wohnwagen, wird in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen“, ist sich Birkhofer sicher und verweist auf vergleichbar strukturierte Plätze zum Beispiel in Südfrankreich. Die europäischen Nachbarn sind da einen guten Schritt voraus.

Sind alle baurechtlichen Fragen geklärt, dann geht es auch in Sachen Seehotel weiter - denn hier wartet ein ebenfalls umfangreicher Fragenkatalog. „Wir müssen klären, was geht und was geht nicht“, so Birkhofer, ein zentraler Aspekt sei dabei die Statik des Gebäudetorsos.

Das ganze Projekt sei „eine Herzenssache von Jürgen Grossmann“, der auch selbst schon viele Wochen mit seiner Familie mit dem Wohnmobil unterwegs war. Eines sei auch klar: Es handle sich nicht um ein Vorhaben „auf der grünen Wiese“. Da bedürfe es Sensibilität, „wir müssen die Leute mitnehmen“. Dass nicht alle Betroffenen begeistert sind, weiß Birkhofer, „es fallen durchaus Späne, weil wir etwas Hobeln müssen“. Aber wenn zum Schluss fast alle glücklich seien, habe man viel erreicht.

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