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Tests werden ausgeweitet

Der Ortenaukreis geht jetzt auf die Suche nach dem Coronavirus

Wo steckt das Coronavirus? Der Ortenaukreis will jetzt mit breiter angelegten Tests herausfinden, wie viele Menschen noch infiziert sind. Bislang hatte man nur ausgewählte Kranke getestet - Mitarbeiter des Medizinbetriebs und Risikopatienten

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Schweigeminute für die Corona-Toten: Mit Mundschutz tagte der Kreisausschuss für Gesundheit und Klinken erstmals wieder nach der Corona-Pause. Foto: Löhnig

Mundschutz, Handhygiene, Abstand und zwei Mitarbeiterinnen, die dafür sorgen, dass immer die Fenster offen sind: Zum ersten Mal seit Mitte März tagte mit dem Ausschuss für Gesundheit und Klinken am Dienstag wieder ein Kreisgremium öffentlich. Die Volksvertreter hatten sich einer strammen Tagesordnung zu entledigen, die, wen wundert es, vor allem geprägt war vom Coronavirus, das unser Leben taktet.

So sprach sich der Ausschuss dafür aus, den Mitarbeitern in den besonders Corona-gefährdeten Bereichen in den Kliniken eine Zulage zu zahlen, um über den verbalen Beifall hinaus auch eine finanzielle Anerkennung zu leisten. Der Kreis wird dafür bis zu zwei Millionen Euro aufwenden.

Dünnes Corona-Update

Zudem gab die Verwaltung den Kreisräten ein Corona-Update, das aber eher dünn ausfiel – über die in der vergangenen Woche in einem Pressegespräch bekannt gegebenen Tendenzen zur Entspannung in den Häusern hinaus gab es wenig Neues zu berichten.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick

Nachfragen der Kreisräte zum Beispiel zur Zukunft der Isolierstation in Kehl oder zur Frage, ob und wann das wegen Corona geschlossene Oberkircher Krankenhaus wieder öffnet und wie hoch die Auslastung der 122 Beatmungsplätze in den Krankenhäusern genau war, wiegelte die Verwaltung zunächst ab. Dies werde in einer umfassenden Präsentation im Anschluss erläutert. Die aber, so Kreissprecher Kai Hockenjos auf Rückfrage dieser Zeitung, gab es nichtöffentlich.

Unterschiedliche Testpraxis

„Wenn man die Zahl der Todesopfer auf 100.000 Einwohner hochrechnet, dann stehen wir landesweit an zehnter Stelle“, so Evelyn Bressau, Leiterin des Gesundheitsamts. Damit ging sie auf den Umstand ein, dass in keinem Kreis das Verhältnis von nachgewiesenen Corona-Fällen zu den registrierten Todesopfern so ungünstig ist wie im Ortenaukreis. Hintergrund diese Entwicklung, wie berichtet : Mit großer Wahrscheinlichkeit die unterschiedliche Testpraxis in den Landkreisen.

Wir wollen erfahren, wo sich das Virus aufhält
Doris Reinhardt, Hausärztin

Der Ortenaukreis will nun aber, angesichts sinkender Infektionszahlen, nachsteuern. Dies sagte Doris Reinhardt, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung im Kreis, namens der Hausärzte: „Wir wolle jetzt alle mit Infekten großzügig testen, um zu erfahren wo hält sich das Virus auf, und hält es sich irgendwo auf“. Es gehe darum, die Infektionsketten kennenzulernen.

Tests sind nicht selten falsch

Allerdings erwarten die Fachleute weiter erhebliche Unschärfe: Es gebe durchaus Fälle mit negativem Testergebnis, die sich auf dem Röntgenbild eindeutig als Covid-19-Infektion herausstellten, so Reinhardt. „Wir stoßen da an Grenzen, es gibt falsch positive und es gibt falsch negative Tests“, warnte auch Amtsleiterin Bressau vor zu hohen Erwartungen.

Es gibt, so wurde am Dienstag klar, keine Entwarnung: Sie wolle sich, so Bressau, „gar nicht ausmalen, was passiert, wen wir keinen Impfstoff finden. Dann müsste das, was wir jetzt machen, irgendwie Routine in unserem Leben werden“.

Kleine, vorsichtige Schritte

„Der Weg zu einer Lockerung der Einschränkungen ist ein Weg voller kleiner, vorsichtiger Schritte“, betonte Landrat Frank Scherer. Letztlich gehe es darum, einen Kompromiss zu finden, mit allen Unwägbarkeiten, die derzeit damit verbunden sind.

Als ausgesprochen positiv beschrieb Doris Reinhardt, dass es auch in Pflegeheimen durchaus immer wieder positive Entwicklungen gebe: „Es ist nicht so, dass die Menschen dort immer schwer erkranken und in die Notaufnahme müssen“.

Anerkennung für Klinikmitarbeiter

Ein wenig schwer taten sich die Fraktionen mit der Frage, wie die Mitarbeiter in den Risikobereichen der Kliniken eine finanzielle Anerkennung finde sollen. Man war sich zwar dem Grunde nach einig, verhedderte sich aber in Details.

Bisweilen blieb auch ein wenig unklar, was die einzelnen Fraktionen nun genau wollten – und das lag nicht am Mundschutz. Letztlich einigte man sich auf einen finanziellen Rahmen von zwei Millionen Euro, was in etwa einer Zulage von 1.500 Euro, verteilt auf drei Monate, pro Mitarbeiter in den kritischen Abteilungen der Spitäler entspricht. Der Personalrat muss zustimmen.

„Wir werden“, so Klink-Geschäftsführer Christian Keller, „niemals eine Lösung finden mit der alle zu 100 Prozent zufrieden sind“.

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