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Welttag des Rock ‘n’ Roll

Deshalb feiern ein Renchener Tanzclub und eine Acherner Band den Rock ‘n’ Roll

Der 9. Juli ist der „Tag des Rock ‘n’ Roll“. Doch ist er nicht längst aus der Mode? Der Renchener Tanzclub „Heiße Sohle“ und die Acherner Band Catfish haben sich dieser Musikrichtung verschrieben: Das fasziniert sie daran.

Tanzende Menschen
Der Rock ‘n’ Roll Club „Heiße Sohle“ in Aktion, hier ein Archivbild von der Rock- and Boogy-Night 2022. Foto: Peter Meier Foto: Peter Meier

Rock ’n’ Roll, eine Musikrichtung, die in den USA in den 1950er Jahren ihren Anfang nahm, wird mit einem weltweiten Gedenktag gefeiert – warum?

Eine erste Antwort ist bestimmt: Gute Musik bleibt immer gut, hat kein Verfallsdatum. Zu erinnern ist an die in der Region überaus beliebte und erfolgreiche Band Catfish. Gegründet von dem Bassisten Werner Bohnert aus Achern 1983, füllt die Band bis heute mit ihren mitreißenden Coverversionen von Rock aus den 70er, 80er und 90er Jahren die Straßenfeste und Säle der näheren und weiteren Umgebung mit Fans aller Altersgruppen.

Rock ‘n’ Roll ist ein Lebensgefühl

Der Rock ’n’ Roll war in seiner Anfangszeit weitaus mehr als eine einzige Musikrichtung. Er war – und ist – ein Lebensgefühl, das Generationen bewegt und geprägt hat und in dem viele verschiedene Einflüsse zusammen kamen.

Die Textzeile „Rock, rock, rock everybody, roll, roll, roll everybody“ aus Bill Haleys berühmten Song „Rock-A-Beatin-Boogie“ hat der Musik, dem Tanz, der ganzen Bewegung 1951 den Namen gegeben.

Rock ‘n’ Roll ist eine Slang-Bezeichnung für sexuelle Betätigung

„Rock ‘n’ Roll“, eigentlich eine Slang-Bezeichnung für sexuelle Betätigung, zeigt bereits die Richtung an: Die US-amerikanische Jugend in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg begehrte auf gegen die oft nur oberflächliche bürgerliche Wohlanständigkeit, indem sie die Musik der unterdrückten und diskriminierten schwarzen Bevölkerung aufnahm und ihr ein eigenes Gepräge gab. So etablierten sich, je nach Gesellschaftsschicht, Hautfarbe und geografischer Region, unterschiedliche Musikstile, die alle unter Rock ’n’ Roll einzuordnen sind, weil sie zwei Gemeinsamkeiten haben: Sie sind Ausdruck von gesellschaftlicher Rebellion, und sie wurzeln im „Rhythm and Blues“.

Die Musik ist halt einfach fetzig.
Werner Bär
Vorsitzender „Heiße Sohle“

Rhythmus – das ist sicher das vorrangige Motiv für die bleibende Faszination des Rock ’n’ Roll, „die Musik ist halt einfach fetzig“, sagt Werner Bär, der Vorsitzende des Rock ’n’ Roll Clubs „Heiße Sohle“ aus Renchen dieser Redaktion. Bereits die Homepage des Vereins zeigt, was Bär dann auch bestätigt: Es ist keineswegs (nur) die Generation der über 50-Jährigen, die im Verein tanzen. Die Altersspanne reicht von fünf bis zu mehr als 70 Jahren. Aktuell ist das jüngste aktive Mitglied 18, das älteste 72. Die Gruppen für Kinder und Jugendliche befindet sich im Wiederaufbau. Wie so viele Vereine hat auch die „Heiße Sohle“ unter dem Einbruch der Corona-Zeit gelitten, nimmt aber aktuell wieder einen erkennbaren Aufschwung.

Werner Bär betont, dass sie in erster Linie ein Sportverein sind, und all die positiven Wirkungen, die das Sporttreiben auf Körper und Seele hat, beim Tanzen zur Geltung kommen. Darüber hinaus, so ergänzt er, „ist Tanzen wie Träumen mit den Beinen“.

Träumen, das assoziiert man vielleicht eher mit Walzertanzen in einer Frühlingsnacht. Wenn man dagegen die Filmaufnahmen betrachtet, die der Verein auf seine Homepage gestellt hat, ist da zunächst vor allem die Bewunderung für die akrobatischen Fertigkeiten, die zu sehen sind. Werner Bär erklärt, dass zweimal in der Woche unter der Leitung von Tanz- und Akrobatikprofis trainiert wird. Unfälle gab es noch keine, sagt er mit Nachdruck, und verweist darauf, dass es ja auch die Boogie-Woogie-Gruppe gibt, in der Akrobatik keine Rolle spielt.

Boogie-Woogie ist Vorläufer des Rock ’n’ Roll

Boogie-Woogie ist ein Vorläufer des Rock ’n’ Roll. Die Wurzeln liegen im Amerika des frühen 20. Jahrhunderts. Die Tänzer begannen zu Klaviermusik zu improvisieren und bewegten sich nach dem Motto: Alles ist erlaubt, Hauptsache, man tanzt im Takt zur Musik. Das ist im Renchener Verein nicht ganz so, es wird auch beim Boogie Wert auf eine gute Show gelegt.

Die Truppe der Aktiven ist so professionell, dass sie für Showeinlagen auf Festen, Geburtstagen, Hochzeiten, Firmenjubiläen, gebucht wird. Einmal im Jahr, heuer am 18. November, ist der Verein „Heiße Sohle“ selbst Gastgeber und gestaltet unter dem Motto „Mit Rock ’n’ Roll durchs All“ eine Nachtveranstaltung in der Ullenburg-Halle in Ulm.

Lebensfreude in bunten Kostümen

Was ist also der Traum? Bestimmt keine rückwärtsgewandte Nostalgie, vermutlich ist es eher die Freude, sich in bunten Kostümen, die an die Mode der 1950er Jahre erinnern, gekonnt und sicher zu mitreißender Musik zu bewegen, und das in einer Gemeinschaft, die generationsübergreifend diese Freude teilt.

Dass diese besondere Freude auch nach mehr als 70 Jahren nicht verloren geht, dazu trägt der Welttag des Rock ’n’ Roll bei – und vielleicht erinnert er außerdem daran, dass es schon immer ein Vorrecht der Jugend war, überkommene Gewissheiten und Werte auch mithilfe der Musik infrage zu stellen.

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