
Eigentlich wäre die Fastnacht an diesem Schmutzigen Donnerstag in die heiße Phase gegangen, hätte Corona nicht dazwischengegrätscht. Mancherorts weicht man auf Online-Prunksitzungen aus, viele Büttenreden-Texte müssen dagegen in der Schublade warten, weil sich schon früh abzeichnete: Das wird 2021 nichts.
Dabei hätte es genug büttentaugliche Themen gegeben. Die Redaktion hat stellvertretend bei einigen Fastnachtsvereinen nachgefragt, welche das gewesen wären. Nicht die große Weltpolitik, sondern die örtlichen Begebenheiten hätte die Zwetschgenbacher Narrengilde bei ihrem „Ochsenabend“ in Sasbach närrisch seziert.
Da gab es so wichtige Themen wie den Blitzapparat, der einige Zeit am Ortsausgang stand und offenbar so manches Gemüt erhitzte, sagt Richard Straub, der den „Xaver“, den Amtsgehilfen des Schudibotts mimt.
Saß am Ende womöglich der Bürgermeister persönlich in dem raumschiffartigen Kasten und blitzte eigenhändig die flottesten Fahrer? Auch der Sasbacher Sportverein hätte bei dieser Fastnacht sein Fett abbekommen: Immerhin sah es für zwei Mannschaften des SV so gar nicht gut aus – bis die Pandemie kam und den Verein sozusagen „unabsteigbar“ machte.
Welches Chaos das allgegenwärtige Homeschooling mit sich bringen kann, wenn Eltern zuweilen Oberlehrer spielen und gleichzeitig den Kochlöffel schwingen müssen, dieses Bild hätte der Wagshurster Narrenverein Houmock auf die Bühne gezaubert, vielleicht sogar als Umzugsmotto, verrät der Vorsitzende Markus Ell. Allzu sehr auf Covid und Co. versteifen wollten sich die „Houmocken“ nicht – „trotzdem hätten wir das Thema immer irgendwie gestreift“, sagt Ell.
Von Corona und vom Desinfektionsmittel
Ein Zwiegespräch auf der Bühne als „aufheiternder Vorausblick“ war zum Beispiel eigentlich geplant: Denn wie war das noch damals, als man vor einer gefühlten Ewigkeit noch zu Musikkonzerten gehen konnte? Man erinnert sich kaum, wie wird das also wohl erst sein, wenn man es irgendwann wieder kann? Und dann ist da noch die Sache mit dem Desinfektionsmittel, zur äußeren oder sogar zur inneren Anwendung – Letzteres werde mancher wohl „sicherheitshalber“ auch nach der Pandemie beibehalten.

„Um Corona wären wir nicht herumgekommen“, sagt Ralph Kiefer, Präsident der Acherner Narrhalla, „das wäre sicher eines der Hauptthemen gewesen“. Und die Narren hätten sich damit befasst, wo in Achern überall gebuddelt und gegraben wird, mit dem Einbahnstraßen-Thema und damit, welcher große, bunte Haufen an Ideen schon für die Hauptstraße erdacht und doch wieder verworfen wurde.
Auch die neue „Fairtrade-Stadt“ und was tatsächlich dahintersteckt hätte man aufs Korn genommen. „Dass bei Familie Geier Falken eingezogen sind, hätte außerdem wohl die Pflasterschisser beschäftigt“, so Kiefer. Als kleinen Lichtblick für alle Fastnachts-Fans wirbt die Narrhalla bereits für die Kampagne im nächsten Jahr: An einer fastnachtlichen Bushaltestelle am Marktplatz soll schon einmal der Fahrplan für den „Narrenexpress“ 2022 ausgehängt werden.

Mit der Sammlung der Themen und der Frage, „was war eigentlich alles dieses Jahr los“ fangen viele Vereine bereits im Sommer an. Richtig konkret wird es meist erst Richtung Jahresende oder mitunter sogar ganz kurzfristig vor Beginn der Fastnachts-Hochphase.