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Mit 254 Jahren mitten im Leben

Drei Acherner über 80 legen ihr deutsches Sportabzeichen in Gold ab

Drei Acherner Senioren sind auch mit über 80 Jahren noch top fit. Alle drei haben jetzt beim LBV Achern ihr Sportabzeichen abgelegt.

Mit 84+ das Deutsche Sportabzeichen in Gold abgelegt: Hermann Schnurr, Walter Seiler und Siegfried Berger (von links) vom LBV Achern, Geprüft wurden Ausdauer, Kraft, Koordination und Schnelligkeit.
Mit 84+ das Deutsche Sportabzeichen in Gold abgelegt: Hermann Schnurr, Walter Seiler und Siegfried Berger (von links) vom LBV Achern. Foto: Ursula Klöpfer

Zusammen sind sie 254 Jahre alt, haben eine Fülle an Lebenserfahrung gesammelt, ein riesiges Quantum an Lebensfreude erworben, den Humor nicht verloren und sind im Kopf jung geblieben. Die Rede ist von Walter Seiler (84 Jahre), Siegfried Berger (84 Jahre) und Hermann Schnurr (86 Jahre) aus Achern. Jetzt haben die Senioren ihr deutsches Sportabzeichen in Gold beim LBV Achern (Leichtathletik- und Breitensportverein) abgelegt. Übrigens zum 33. (Schnurr) und 45. Mal (Seiler, Berger).

Ein Leben ohne Sport? Für die drei Männer undenkbar. „Sport ist für uns (fast) alles“, betonen sie. Trifft man die Männer in ihrem Vereinsheim, ist es schwer zu glauben, dass sie 84 Jahre bereits überschritten haben. Ihre Vitalität scheint ungebrochen. Beim Pressetermin wird viel gelacht und noch mehr erzählt. Kein Wunder bei so einem langen, ausgefüllten Leben. Natürlich sind die drei Männer in Turnschuhen angekommen - sehr lebendig wirken sie und sind es wohl auch. „Früher bin ich in 1,12 Stunden von Achern auf die Hornisgrinde gelaufen“, betont einer der Sportler stolz. „Das war meine Bestzeit.“

Bei so viel sportlichen Leistungen könnte sich der ein oder andere Sportmuffel eine Scheibe abschneiden. Zum Beispiel bei Walter Seiler und Siegfried Berger, die zusammen so manchen Marathon gelaufen sind. Beim Erinnern kommen die beiden Männer so richtig ins Schwärmen. „Es ist ein wirklich herrliches Gefühl, wenn man es geschafft hat und ins Ziel einläuft.“

Drei Männer - drei Leben - drei Schicksale

Walter Seiler, gelernter Malermeister, fand zum Sport, als die Kinder aus dem Gröbsten heraus waren. Mehr als 33 Mal bewältigte er einen Marathon. Auch Volkslauf gehörte zu seinen geliebten Sportarten. Stillstand ist nicht sein Ding. „Es kann passieren, dass ich auch heute noch jeden Tag laufe“, erzählt er. Im Moment habe er allerdings ein paar gesundheitliche Probleme.

Bei Siegfried Berger kommt der Sport gleich nach seinem geliebten Beruf: Friseurmeister. „Ich bin Friseur aus Leidenschaft“, sagt er. „Ich kann leider nicht mehr Marathon laufen“, bedauert er. Obwohl er erst im vergangenen Jahr dafür heimlich trainiert habe. Sein Arzt und seine Frau seien aus allen Wolken gefallen: „Bitte mach das nicht“, so der Rat des Doktors.

Berger war auch begeisterter Geräteturner und leidenschaftlicher Narrhallese. Diese Zeiten sind allerdings vorbei, jetzt spiele er Tennis und zweimal in der Woche Skat. Manchmal geht er auch auf den Golfplatz. Selten allerdings. „Das mache ich erst, wenn ich alt bin und nichts mehr anderes machen kann“, grinst er fröhlich. Der Schalk lacht mal wieder aus seinen Augen.

Natürlich ist auch Hermann Schnurr ein echter Sportsmann. Der KfZ-Meister liebt den Laufsport und den Motorsport. Bis zu dreimal in der Woche läuft er in der Gruppe. Er fährt auch Motorrad, als wäre es das natürlichste auf der Welt, mit 86 Jahren noch auf einer so großen Maschine herumzuknattern. Durch seine Motorradleidenschaft ist Schnurr viel auf der Welt herumgekommen: „Afrika, Amerika, Schweden, Norwegen“, zählt er auf und ergänzt: „Spanien, Frankreich, Italien. Ja, ich habe schon viel gesehen.“ Er ist auch der älteste Klassik-Enduro-Fahrer im Land.

Walter Seiler und Siegfried Berger hatten sogar das Glück, mit ihren Ehefrauen alt zu werden. „Das ist ein echtes Privileg und nicht selbstverständlich“, sagen beide dankbar. Die Ehefrau von Hermann Schnurr starb 2019.

Mit beiden Beinen im Leben und neugierig

Dynamisch, flexibel, leistungsfähig - das sind Attribute, die bisher gemeinhin nur der Jugend zugeschrieben wurden. Vielleicht ist es an der Zeit, diese Eigenschaften auch bei Menschen höheren Alters nicht schlichtweg auszuschließen. Keiner, der die drei Männer je getroffen hat, kann sich vorstellen, dass sie wegen Gratis-Kaffee und Kuchen zur Seniorenfahrt per Bus aufbrechen. Im Gegenteil: Sie stehen noch mit beiden Beinen im Leben und sind neugierig geblieben.

Einfach mehr Zeit zum Leben. Das genießen die drei Herren. Das Sportabzeichen in Gold bekommen sie vom dem Sportabzeichenbeauftragten des LBV Achern, Günter Zink, überreicht. „Wenn man diese trainierten Männer sieht, hat man vorm Älterwerden keine Angst mehr“, urteilt Zink. Jede Lebensstufe habe mit Sicherheit ihre eigenen Werte, sogar ihren eigenen Charme. Hermann Schnurr, Walter Seiler und Siegfried Berger seien das beste Beispiel dafür.

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