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Menschen in Wohnungsnot

Ein Jahr Fachstelle Wohnen im Acher-Renchtal: Wem konnte geholfen werden?

Umfangreiche Probleme hatten die Menschen, die von der neuen Zentralen Fachstelle Wohnen des Caritasverbandes Acher-Renchtal im ersten Jahr beraten wurden. Sie lebten am Existenzminimum oder darunter.

Zwischen Bäumen steht ein zweigeschossiger Kubus aus Wohncontainern mit einer Außentreppe.
Wohnungslos zu werden, bedeutet sozialen Abstieg. Alleinstehende Männer ohne Obdach werden von der Stadt Achern notdürftig in Wohncontainern untergebracht. Foto: Michaela Gabriel

Eingerichtet wurde die Fachstelle, weil in der Sozialberatung das Thema Wohnen immer häufiger vorkam“, heißt es im Jahresbericht, den der kürzlich in die Rente verabschiedete ehemalige Leiter des Caritas-Sozialdienstes, Carmelo Scalisi, noch mit verfasst hat.

Die Stadt Achern und die Gemeinden Sasbachwalden, Sasbach, Lauf, Kappelrodeck, Renchen, Oberkirch, Lautenbach, Oppenau und Bad Peterstal-Griesbach beteiligen sich an der Finanzierung. Weitere Gelder für das Projekt kommen von der Deutschen Fernsehlotterie und der Regionalstiftung der Sparkasse.

Von den 37 Fällen, die die Fachstelle im ersten Jahr nach ihrer Gründung bearbeitete, kamen elf aus Achern, acht aus Renchen, je vier aus Kappelrodeck und Bad Peterstal-Griesbach und drei aus Lauf. Betroffen von der Gefahr, die Wohnung zu verlieren, waren drei Alleinerziehenden mit Kind und in acht Fällen Familien mit einem oder zwei Kindern. Die Ursachen seien vielfältig, so Felix Sorg vom Caritasverband: Verlust des Arbeitsplatzes, Erkrankung, Trennung, psychische Erkrankung oder Sucht gehörten dazu.

„Die betroffenen Haushalte sind überwiegend finanziell schwach aufgestellt. Sie bewegen sich am Existenzminimum oder darunter“, berichtet er. Ein regelmäßiges Erwerbseinkommen gab es nur sechs Fällen. Fünf Betroffene hatten zu Beginn der Beratung gar keine Einkünfte, neun nur eine geringe Rente, neun bekamen Grundsicherung, drei Krankengeld. In zwölf der 37 Fälle gab es einen Konflikt mit dem Vermieter. In acht Fällen lag eine fristlose Kündigung der Wohnung oder bereits eine Räumungsklage vor.

„Selten meldeten sich die Betroffenen oder die Vermieter direkt bei uns“, so der Fachmann. Die meisten Anfragen seien durch eine am Projekt teilnehmende Gemeinde oder durch andere Fachdienste des Caritasverbandes bei ihm angekommen. In Sasbachwalden beispielsweise erinnert sich Hauptamtsleiter Jürgen Zeilfelder, dass sieben bis acht Mal die Kontaktdaten zu der Caritas-Fachstelle Wohnen in der Illenau in Achern weitergegeben wurden: „Die Menschen müssen dann aber selbst den ersten Schritt machen und sich dort melden.“

Ziel der Fachstelle Wohnen: Möglichst früh von Wohnungsnotfällen erfahren

Die, die sich meldeten, waren allesamt in einer finanziellen Notlage und hatten teilweise bereits Mietschulden. In einem Fall reichte die Rente nicht nur Deckung der Mietkosten, der Rückstand war erheblich und der Termin der Zwangsräumung stand bereits fest. Felix Sorg half dem Mieter mit einem Antrag auf Grundsicherung und Übernahme der Mietrückstände, was vom zuständigen Amt auch bewilligt wurde.

Ein Betroffener habe eine fristlose Kündigung bekommen, weil er drei Monate keine Miete mehr bezahlt hatte. Er sei aus dem Bezug von Krankengeld ausgesteuert worden und habe keine anderen Leistungen beantragt. Zwei Monate habe es sich hingezogen, bis die Zuständigkeitsfrage zwischen Bundesagentur für Arbeit, Jobcenter und Krankenkasse geklärt war. Durch Gespräche mit dem Vermieter habe eine Räumungsklage abgewendet werden können und letztlich habe man den Wohnraum sichern können.

Im ersten Jahr half die Zentrale Fachstelle Wohnen achtmal, Wohnraum zu erhalten, so die Bilanz. In sieben Fällen sei der Verlust der Wohnung nicht mehr abzuwenden gewesen. Teilweise sei ein Aufschub erreicht worden, um eine geeignete Ersatzwohnung zu finden. Achtmal sei der Kontakt zur Beratungsstelle abgebrochen worden. Ziel des Caritasverbandes sei es, den Zugang für die Betroffenen weiter zu verbessern und möglichst frühzeitig von Wohnungsnotfällen zu erfahren.

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