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Rettungsdienste geben Tipps

Ran an den Patienten: So geht Erste Hilfe mit Corona-Abstand

Wer als Erster an einen Unfallort kommt, hat die Pflicht, Verletzten zu helfen - auch in einer Pandemie. Sich selbst zu schützen, steht trotzdem im Vordergrund, betonen die Rettungsdienste.

Erste-Hilfe-Kurs des ASB in Sasbachwalden
Fühlen und hinsehen statt hören: So sollte die Atmung eines Patienten überprüft werden, um sich nicht zu nahe zu kommen, zeigt Erste-Hilfe-Ausbilder Marvin Henkenhaf. Foto: Stefanie Prinz

Stabile Seitenlage oder einen Verband anlegen - wer Erste Hilfe leistet, kommt kaum darum herum, dem Patienten „auf die Pelle“ zu rücken. Wie aber geht das in einer Zeit, in der eigentlich Abstand halten die wichtigste Regel im Alltag ist? Eines vorneweg: Helfen muss man so oder so.

Der Eigenschutz muss immer Priorität haben.
Vicky Beglioglu, DRK-Kreisverband

„Der Eigenschutz muss immer Priorität haben“, sagt Vicky Beglioglu, die Ausbildungsbeauftragte im Kreisverband Bühl-Achern des Deutschen Roten Kreuzes. Nichts zu tun sei - ob Corona oder nicht - ein Fehler. „Wenn ich einen hilfsbedürftigen Menschen finde, den ich nicht kenne, kann ich ihn ansprechen, eine zweite Person dazuholen, den Notruf 112 absetzen“, sagt Beglioglu auf.

„Am Telefon werde ich dann sozusagen an die Hand genommen und bekomme gesagt, was ich tun kann.“ Zu den kleinen, aber wichtigen und auch mit Abstand machbaren Schritten gehöre, die Situation per Notruf genau zu beschreiben und dann als Zeuge vor Ort zu bleiben, bis der Rettungsdienst ankommt.

Ebenfalls wichtig in diesen Zeiten: die eigenen Kontaktdaten korrekt angeben, falls Infektionsketten nachverfolgt werden müssen.

Üben an einer desinfizierten Puppe

Um das und mehr zu lernen oder aufzufrischen, liefen Erste-Hilfe-Kurse als Präsenzveranstaltungen bis zum „harten Lockdown“ weiter, wenn auch kontaktlos. So auch beim Arbeiter-Samariter-Bund der Region Karlsruhe, der diese Kurse - wenn denn erlaubt - auch im Sasbachwaldener Kurhaus anbietet.

„Wir üben nicht wie sonst an den ,Mitkurslern’, sondern an unserer Puppe. Die wird dazwischen jedes Mal desinfiziert“, erklärt Kursleiter Marvin Henkenhaf - das war vor der Verschärfung der Corona-Regeln.

An dem Plastik-Patienten führt er dabei vor, wie man im Notfall kontrolliert, ob die betroffene Person atmet: hinhören, fühlen und schauen, ob sich der Brustkorb bewegt, das sind dabei normalerweise die wichtigen drei Schlagworte. Wegen der größeren Ansteckungsgefahr sollte man allerdings auf das Hinhören dicht am Gesicht des Patienten verzichten, um sich nicht zu nahe zu kommen.

„Uns hat alle überrascht, dass der Punkt wohl so viel ausmacht und jetzt wegfällt“, sagt Kursteilnehmer Harald Schmitt. Ob Pandemie oder nicht, ändere für ihn hier wenig, sagt er: „Ich würde so oder so helfen. Man muss immer das Risiko abwägen, aber ich würde die Gefahr, dass ich selbst an Covid-19 erkranke, weniger hoch hängen, wenn in einer Situation womöglich jemand stirbt.“

Erste-Hilfe-Kurs des ASB in Sasbachwalden
Besser mit Maske: Das gilt während Corona zwingend für Ersthelfer wie hier bei der Stabilen Seitenlage - auch für den Betroffenen empfiehlt sich ein Mundschutz. Foto: Stefanie Prinz

Seine Mitstreiter sind unterdessen an getrennt stehenden Tischen dabei, sich aus Büchern zu erarbeiten, wie man bestimmte Situationen erkennt; es wird nach Stiften gekramt, Plakate mit Stichworten bestückt.

Die meisten Teilnehmer an diesem Tag sind künftige betriebliche Ersthelfer einer Karlsruher Firma, die hier die Grundlagen lernen, dazu kommt ein Führerscheinanwärter, der den Kursbesuch nachweisen muss. Aktuell müssen Kurse wie dieser allerdings pausieren.

Ersthelfer müssen Maske tragen

Was hat sich sonst seit der Pandemie verändert? „Die Leute gehen mit noch mehr Respekt an die Sache heran“, sagt Marvin Henkenhaf. Vieles sei aber auch längst alltäglich: Desinfektionsmittel sei allgegenwärtig, und kaum jemand gehe noch aus dem Haus, ohne eine Maske dabei zu haben.

Die müssen Ersthelfer im „Einsatz“ zwingend tragen, erklärt Vicky Beglioglu weiter auf ABB-Anfrage - und der Patient sollte das am besten auch. Eventuell reiche es auch schon aus, der Person einen Schal aufzulegen, um Aerosole abzuwehren.

Handschuhe schützen auch vor anderen ansteckenden Erregern.
Gabriele Saint Pierre, DRK-Kreisverband

Darüber hinaus empfehle es sich, Schutzhandschuhe zu tragen - „nicht erst seit Corona“, sagt Gabriele Saint Pierre, die im DRK-Kreisverband für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist: „Handschuhe schützen auch vor anderen ansteckenden Erregern, Tuberkulose ist so ein Beispiel.“

Wer selbst zur Corona-Risikogruppe gehört, sollte allerdings eher darauf verzichten, Erste-Hilfe-Maßnahmen direkt in der Nähe eines Patienten zu übernehmen, sondern sich lieber um den Notruf kümmern und andere Helfer dazuholen.

„Generell ist es zu empfehlen, das eigene Wissen auch einmal aufzufrischen, damit man sicherer wird, nicht nur wegen der Pandemie“, sagt Gabriele Saint Pierre. „Geschulte Ersthelfer tun sich natürlich leichter. Aber trotz aller Unsicherheiten kann es lebensrettend sein, dass man überhaupt etwas tut.“

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