Bisher hat sich kein Mieter in Not direkt an die neue Fachstelle Wohnen beim Caritasverband Acher-Renchtal gewandt. Neun der dort bis Juli bearbeiteten Fälle wurden vom Sozialdienst des Verbandes vermittelt, sieben weitere von Gemeinden, bei denen sich die Menschen ans Rathaus gewendet hatten, denen der Verlust der Wohnung drohte.
„Es braucht eine gewisse Zeit, bis ein neues Angebot in den Köpfen ist“, erklärt der Fachbereichsleiter für Soziales, Carmelo Scalisi, auf Nachfrage. Seit Jahresanfang gibt es die „zentrale Fachstelle Wohnen“ in der Illenau in Achern. Mehrere Städte und Gemeinden im Acher- und Renchtal und die Deutsche Fernsehlotterie sichern die Finanzierung. Die beteiligten Rathäuser können Bürger an Carmelo Scalisi oder den neu eingestellten Sozialarbeiter Felix Sorg verweisen.
Das geschah beispielsweise mit einer Familie, die eine Kündigung wegen Eigenbedarfs bekommen hatte. Sie sollte innerhalb von zwei Monaten ihre Wohnung räumen. Die Fachstelle Wohnen verhandelte mit dem Vermieter, dass die Familie bleiben kann, sich aber aktiv um eine andere Wohnung bemüht.
Inzwischen habe sie eine neue Wohnung und sei umgezogen, berichtet Felix Sorg. In einem anderen Fall hatte ein Paar mit Kindern, das sich trennen wollte, Mietschulden angehäuft und eine Räumungsklage bekommen. Die Fachstelle Wohnen verhandelte mit dem Vermieter, dass ein Elternteil mit Kind in der Wohnung bleiben kann und eine Lösung für die Mietschulden gesucht wird.
Anträge überfordern Betroffene oft - dann hilft die Fachstelle Wohnen
In einem Fall konnte Felix Sorg erfolgreich eine Zwangsräumung abwenden, indem er buchstäblich alle Hebel in Bewegung setzte. Der Mieter hatte seit mehr als einem Jahr keine Miete mehr bezahlt und sich an eine andere Stelle des Caritasverbandes gewandt.
Der Anwalt des Vermieters sei bereit gewesen, das Mietverhältnis weiterzuführen, wenn die Mietrückstände bezahlt und die künftigen Mieten gesichert wären. Dafür konnte Felix Sorg sorgen, indem er mit dem Mieter einen Antrag auf Grundsicherung stellte und dran blieb, bis dieser bearbeitet und bewilligt war. „Ich hatte sehr häufig Kontakt mit allen Beteiligten“, berichtet er.
„Die Betroffenen sind manchmal überfordert mit den Anträgen“, weiß Carmelo Scalisi. Die Fachstelle Wohnen sei bildlich gesprochen das Schmieröl, das die Dinge ins Laufen bringe. Sein Kollege nennt als Beispiel für die Notlage von Mietern, dass sie krank werden und ihr Krankengeld nicht reiche, um die Miete zu decken. Manchmal gebe es Sprachbarrieren und die Menschen wüssten über ihre Möglichkeiten Hilfe zu bekommen nicht Bescheid. Er und seine Kollegen könnten beraten und zwischen Mieter und Vermieter vermitteln.
Die Fachstelle Wohnen ist auf mehr Anfragen eingerichtet und rechnet auch damit. Am liebsten würde sie vorsorglich arbeiten und nicht als Feuerwehr in allerletzter Minute. „Je früher sie kommen, desto besser sind die Chancen auf eine Lösung“, steht in ihren Prospekt.