Skip to main content

Gemeinderat stimmt zu

Fautenbacher Firma Fischer plant zwei riesige Windräder an der A5 bei Achern

Die Fautenbacher fischer group plant den Bau von zwei riesigen Windrädern an der Autobahn. Rückenwind für das Projekt gibt es jetzt vom Acherner Gemeinderat.

fischer group / Firmensitz in Acherhn-Fautenbach
Die Fautenbacher fischer group will bei der Versorgung mit Energie unabhängiger werden. Foto: Michael Moos

Die Windrad-Pläne der Fautenbacher fischer group nehmen Gestalt an. Der Acherner Gemeinderat hat am Montagabend dem Bau von zwei Windrädern im Bereich der Autobahnabfahrt im Grundsatz zugestimmt. Bei einer Nabenhöhe von bis zu 175 Metern – rund doppelt so hoch wie das Windrad auf der Hornisgrinde – sollen sie pro Jahr bis zu zwölf Gigawattstunden (GWh) Strom erzeugen.

Mit einem Rotordurchmesser von 172 Metern erreichen die beiden Anlagen eine Nennleistung von bis zu 7,2 Megawatt (MW). Zusammen mit der Installierung von Photovoltaikanlagen auf den Firmengebäuden will sich das Unternehmen mit dem Bau der Windräder von der allgemeinen Energieversorgung unabhängiger machen, ihre Energiekosten reduzieren und einen sichtbaren Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Vorgeschlagene Standorte für Windräder
Vorgeschlagene Standorte für Windräder Foto: BNN-Infografik

Firmenchef Hans-Peter Fischer rechnet damit, dass sich die notwendigen Investition innerhalb von zehn Jahren amortisiert haben, da die erzeugte Energie nicht in das allgemeine Stromnetz eingespeist, sondern innerhalb des Unternehmens verbraucht wird.

Standort Fautenbach hat hohen Energiebedarf

Der elektrische Energiebedarf des Unternehmens am Standort Fautenbach liegt Angaben Fischers zufolge derzeit pro Jahr bei rund 30 Millionen Kilowattstunden (kWh), was dem Bedarf von circa 10.000 Haushalten entspricht. Der von der fischer group genutzte Stromanschluss von maximal 6,5 MW werde gegenwärtig mit circa 86 Prozent der maximal möglichen Leistung genutzt, was nach Angaben des Unternehmens weitere Entwicklungen und das Wachstum vor Ort hemme.

Für den Bau der Windräder spricht nach den Worten Fischers ferner der Aufbau einer eigenen klimaneutralen „grünen“ Wasserstoffproduktion in Fautenbach. Dabei gehe es um die Speicherung größerer Mengen Wasserstoffs – die dafür nötige neue Technologie ist laut Fischer Teil einer Kooperation mit einem schweizer Start-up-Unternehmen.

Der für die Produktionsprozesse bislang benötigte und mithilfe fossiler Brennstoffe hergestellte „graue“ Wasserstoff wird bei steigendem Bedarf täglich mit Lastwagen angeliefert und ist als Gefahrgut klassifiziert. Allein die Herstellung des bisherigen Bedarfs an „grauem“ Wasserstoffs von rund 65 Tonnen pro Jahr verursache Kohlendioxid-Emissionen von 650 Tonnen.

Das Regierungspräsidium als zuständige Raumordnungsbehörde hat das ehrgeizige Ökoprojekt des Unternehmens genauso wie der Regionalverband Südlicher Oberrhein als „erfolgversprechend“ eingestuft. Allerdings muss ein förmliches „Zielabweichungsverfahren“ eingeleitet werden, weil die von der Firma ins Auge gefassten Standorte in einem regionalen Grünzug sowie in einem Vorranggebiet für den vorbeugenden Hochwasserschutz liegen.

Acherner Verwaltung unterstützt Vorhaben

Zuständig dafür ist die Stadt Achern: Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) hat bereits die Unterstützung der Verwaltung signalisiert. Man begrüße den innovativen Ansatz des Vorhabens, nicht nur eine Eigenstromversorgung durch erneuerbare Energie zu schaffen, sondern durch die Produktion von „grünem Wasserstoff“ auch eine Speicherung dieser Energie zu ermöglichen und ein für den Produktionsprozess notwendiges Gas selbst vor Ort zu erzeugen und damit die Gefahrguttransporte zu reduzieren. Vorrangig sehe die Verwaltung aber „eine hochwertige Maßnahme“ zur Standortsicherung des arbeitnehmerstärksten Unternehmens in Achern.

Bürgermeister Dietmar Stiefel verwies in diesem Zusammenhang ferner darauf, dass der für die Windräder ins Auge gefasste Bereich trotz der ausgewiesenen raumordnerischen Schutzgebiete bereits durch die beiden hochfrequentierten Verkehrsachsen (Autobahn und Landstraße 87) sowie auch durch die Stromleitungstrassen in unmittelbarer Nachbarschaft landschaftlich vorbelastet sind. Dass das Projekt nicht nur bei den Behörden positiv gesehen wird, machte Stiefel mit Hinweis auf die bereits eingeholte Zustimmung der Eigentümer der betroffenen landwirtschaftlichen Grundstücke deutlich.

Zustimmung von allen Parteien im Gemeinderat

Rückenwind gab es trotz der Größenordnung der Windräder – es handelt sich laut Fischer um die höchsten in Deutschland zugelassen Anlagen – von allen im Gemeinderat vertretenen Parteien. CDU-Fraktionschef Karl Früh sprach von einer angesichts der Energiewende „sinnvollen Großinvestition“; ähnlich äußerten sich Rainer Ganter (Freie Wähler), Manfred Nock (ABL) und Cornelia Hummel (Bündnis 90/Die Grünen).

Markus Singrün (SPD) begrüßte, dass die Mehrheit der Bürger die Windkraft mittlerweile weniger kritisch betrachtet als noch vor einigen Jahren. Dass man sich in der gesamten Region an den Blick auf große Windkraftanlagen wird gewöhnen müssen, ist übrigens absehbar: Wie Hans-Peter Fischer berichtete, stehen große Unternehmen überall entlang des Oberrheins in den Startlöchern, um ihren Energiebedarf mit ähnlichen Projekten zu decken.

nach oben Zurück zum Seitenanfang