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Kunden sind verunsichert

Friseurbesuch auch in Achern nur mit negativem Corona-Test

Wer sich in der Ortenau die Haare schneiden lassen möchte, muss vorher einen negativen Corona-Test vorzeigen. Acherner Saloninhaber sind von der Regel nicht begeistert.

Susann Zierenner (l) vom DRK nimmt mit einem Teststäbchen bei der Einwohnerin Angelika Dankert nach der Eröffnung des kommunalen Corona-Testzentrums des Landkreises Ludwigslust einen Test ab. In dem Zentrum können sich Einwohner mit einem kostenlosen Schnelltest auf eine mögliche Infizierung mit den Corona-Virus testen lassen. +++ dpa-Bildfunk +++
Wer sich in der Ortenau die Haare schneiden lassen möchte, muss entweder bereits geimpft sein oder einen negativen Corona-Test vorzeigen. Foto: Jens Büttner picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Anja Jahn kramt am Eingang vom Friseursalon Stolz in Achern in ihrer Tasche. Sie zeigt einer Mitarbeiterin einen Zettel: Die Kundin wurde negativ auf das Coronavirus getestet.

Wer sich in der Ortenau die Haare schneiden lassen möchte, muss entweder geimpft sein oder ein negatives Testergebnis mitbringen. So schreiben es die neuen bundeseinheitlichen Regeln für Landkreise mit einer 7-Tage-Inzidenz über 100 vor. Die befragten Saloninhaber der Stadt sind von den Restriktionen nicht gerade begeistert.

Manfred Stolz, Geschäftsführer vom Friseursalon Stolz, findet die neuen Regeln zu umständlich. „Viele sind einfach verunsichert“, erklärt er. In dieser Woche haben ihm schon etliche Kunden abgesagt.

Der Grund liege auf der Hand – die Menschen seien abgeschreckt davon, noch extra einen Termin in einem Testzentrum zu vereinbaren. Besonders problematisch sei das bei älteren Kunden, sagt er. „Die Online-Buchung müssen häufig die Enkel übernehmen.“

Achener Friseur möchte selbst im Salon testen

Doch Stolz hat eine Idee. Ein Bekannter aus Heidelberg schneidet nicht nur Haare, sondern testet seine Kunden vorher einfach selbst. Um die nötige Bescheinigung im Nachgang ausstellen zu dürfen, hat er einen Abendkurs belegt. „Das ging relativ schnell. Mit einer Unterrichtseinheit war die Sache erledigt“, erzählt Stolz. Nun überlegt auch er, solch einen Service bei sich anzubieten.

Die Online-Buchung müssen häufig die Enkel übernehmen.
Manfred Stolz, Inhaber Friseursalon Stolz

Ein Problem weniger hätte er dadurch auf jeden Fall. Laufkundschaft könnte einfach bei ihm vorbeikommen, sich testen und direkt danach frisieren lassen. „Die Frage ist nur, ob das die Kunden auch wirklich wollen“, räumt er ein.

Anja Jahn jedenfalls hat sich gerne vor ihrem Friseurbesuch testen lassen. Sie hat sich spontan in einem Drogeriemarkt der Stadt online angemeldet. Wenig später konnte sie sich direkt ihr negatives Ergebnis bescheinigen lassen. „Alles hat reibungslos funktioniert. Der Test hat nicht lange gedauert und nimmt einem die Angst, andere anzustecken“, sagt sie.

Auch ihre Friseurin Daniela Hornung fühlt sich dadurch ein wenig sicherer. „Die Testpflicht für unsere Kunden bietet auch uns zusätzlichen Schutz“, stellt sie fest.

24-Stunden-Fenster verunsichert Salonleiterin aus Achern

Alija Ahmad von „Alija Hair & Beauty“ in der Hauptstraße hat eher gemischte Gefühle. Zwischen Testtermin und Friseurbesuch dürfen immerhin 24 Stunden liegen. Genügend Zeit also, um sich anzustecken, erklärt die Salonleiterin.

Als die neuen Regeln verkündet wurden, hat sie ihren Kunden mit vereinbartem Termin angerufen und sie auf ihre Pflichten hingewiesen. „Viele wussten noch nicht einmal Bescheid“, sagt sie. Auch bei ihr lassen sich seither weniger Menschen sehen.

Behandlung beim Physiotherapeut ohne Corona-Test möglich

Medizinisch notwendige Behandlungen sind auch ohne vorherigen Test weiterhin erlaubt. Der Acherner Physiotherapeut Martin Broß macht sich keine Sorgen, dass dieser Fall vielleicht doch noch für seine Praxis eintreten könnte. „Seit Beginn der Pandemie habe ich mich bei keinem Patienten angesteckt“, beteuert er.

Broß selbst ist mittlerweile zweifach geimpft und trägt während der Arbeit immer eine FFP2-Maske. Dennoch: „100 Prozent sicher kann man sich nie wirklich fühlen“, räumt er ein.

Er gibt sich jedenfalls Mühe, dass sich niemand bei ihm ansteckt. Bevor seine Kunden überhaupt in seine Praxis kommen, müssen sie sich gründlich ihre Hände waschen und desinfizieren. „Im Behandlungszimmer legen wir dann für jeden Patienten ein frisches Handtuch auf die Liege“, erklärt Broß. Außerdem wird nach jedem Termin gelüftet.

Seit der Bundesnotbremse ist die Nachfrage nach Corona-Tests in Achern gestiegen

Insgesamt wurden seit dem 17. März 5.348 Termine im kommunalen Testzentrum in der Kirchstraße über die Stadtverwaltung gebucht, erläutert die städtische Pressesprecherin Helga Sauer. Seitdem die neuen bundeseinheitlichen Regeln greifen, sei der Bedarf an Terminen deutlich gestiegen, teilt sie mit.

Insbesondere ältere Menschen seien mit der Online-Buchung jedoch häufig überfordert, räumt auch sie ein. Die Testzentren, wie beispielsweise am dm-Markt in der Stadt, kämen für Senioren nicht infrage. Das könne daran liegen, dass dort noch keine telefonische Terminvereinbarung möglich sei, so Sauer.

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