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Corona-Lockerung

Friseure dürfen unter strengen Vorgaben wieder öffnen

Wenn die Friseure am Montag nach der Corona-Zwangspause ihren Kunden wieder die Haare schneiden dürfen, müssen sie vieles beachten. Die Hygiene-Vorschriften sind eine Herausforderung. Friseure in der Ortenau reagieren mit unterschiedlichen Maßnahmen.

Große Herausforderungen: Ohne Mundschutz geht auch in Salons vorerst nichts mehr. Es gibt aber noch viele weitere Vorschriften.
Große Herausforderungen: Ohne Mundschutz geht auch in Salons vorerst nichts mehr. Es gibt aber noch viele weitere Vorschriften. Foto: Gabbert/dpa

Sechs Wochen sind am kommenden Montag vergangen. Dann darf Martina Dehmelt ihren Friseursalon „Kopflos“ in Sasbach wieder öffnen. „Die Vorfreude ist riesig“, sagt die Inhaberin. Endlich könne sie ihre Kunden wiedersehen und deren Haare in Form bringen.

Wir retten jeden Kopf.
Heike Hartmann, Obermeisterin der Friseur-Innung Ortenau

Auch Christine Lang, Salonleiterin des „Manoo“ in Achern und Monique Walther vom „Pascal Friseur Am Adlerplatz“ in Achern hoffen, dass der Alltag dann ein kleines bisschen zurückkehrt. Alle Mitarbeiter seien mit Herzblut bei der Sache.

Friseure werden zunächst wohl mehr als sonst zu tun haben, wenn Leute sich in der Zwischenzeit selbst an Schere und Rasierer versuchten. „Da bekomme ich die Krise“, sagt Heike Hartmann, Obermeisterin der Friseur-Innung Ortenau und Chefin von „Heikes Haarstudio & Accessoires“ in Appenweier. Trotzdem ist sie guter Hoffnung: „Wir retten jeden Kopf.“

Termin-Kalender der Friseure sind nach der Corona-Pause voll

Im Zuge der Corona-Pandemie mussten alle Läden schließen. Einnahmen sind komplett eingebrochen, während Kosten weiterliefen. „Es geht um Existenzen“, weiß Hartmann. Soweit ihr bekannt, sind die meisten Salons in der Ortenau verhältnismäßig gut über die Zeit gekommen.

Seitdem der Eröffnungstag bekannt ist, steht das Telefon nicht mehr still. Organisation scheint das Zauberwort in der Branche zu sein. Die Nachfrage der Kundschaft nach Terminen ist enorm. „In den ersten vier Wochen sind wir voll“, sagt Lang von „Manoo“ mit Blick auf ihren Kalender. Sie rechnet aber auch immer wieder mit Absagen, wodurch Termine frei werden.

Salons führen zusätzliche Öffnungszeiten ein

„Bei uns dürfen nur drei Kunden in den Laden“, sagt Walther vom „Pascal Friseur Am Adlerplatz“. Außerdem werde mehr Zeit pro Gast benötigt. Deswegen führen viele Salons zusätzliche Öffnungszeiten ein, in etwa montags.

Hinzu kommt, dass ihnen große Herausforderungen bevorstehen. Fest steht: Der Besuch wird nicht mehr so sein wie gewohnt. Denn die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlstand hat für die Branche einen Arbeitsschutzstandard festgelegt, der für alle Betriebe verbindlich ist.

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So soll das Risiko einer Infektion für Inhaber, Beschäftigte und Kunden bestmöglich reduziert werden. Wie beim Einkauf oder im öffentlichen Nahverkehr gilt auch im Salon der Mund-Nasen-Schutz für den Friseur und den Besucher.

Außerdem muss jeder Gast – auch Männer – vor Ort die Haare waschen, ausreichende Schutzabstände sind ebenso obligatorisch wie ständiges desinfizieren, Wartebereiche darf es nicht mehr geben. Notfalls müssen die Kunden draußen ausharren. Nicht erlaubt sind vorerst Dienstleistungen wie Wimpernfärben, Rasieren oder Bartpflege.

Kunden müssen als Corona-Vorsorge ihre Handynummer beim Friseur hinterlassen

Verzichten müssen Besucher unter anderem auch auf eine Tasse Kaffee oder Zeitschriften. Im Salon müssen sie ihre Kontaktdaten hinterlassen. Dazu zählt nicht nur die Anschrift, sondern auch Handynummer oder E-Mail-Adresse. So sollen die Infektionsketten nachvollzogen und unterbrochen werden.

„Wir sind sicher, dass der neue Arbeitsschutzstandard sichere Friseurdienstleistungen in der Pandemie garantiert“, sagte Jörg Müller vom Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks.

Das „Kopflos“ in Sasbach nimmt die Richtlinien ernst, versucht sie aber gleichzeitig humorvoll umzusetzen. Direkt am Eingang steht Inhaberin Dehmelt zufolge eine „Hygienebar“, an der es verschiedene „Hygienecocktails“ gibt. Gemeint sind damit Masken, die Gäste kostenlos bekommen, falls sie diese vergessen haben, sowie Desinfektionsmittel und Pflegetücher. Zudem liegt das „Hygieneknigge“ aus, verschiedene Hinweisschilder, wie sich Kunden im Salon verhalten sollen.

Friseurbesuch wird wegen Corona-Vorgaben wohl teurer

Besucher werden vorerst wohl etwas tiefer in die Tasche greifen müssen . Obermeisterin Hartmann berichtet teilweise von einer Erhöhung um 20 Prozent in der Ortenau. Wie viel teurer der Haarschnitt künftig wird, dürfte von Salon zu Salon unterschiedlich sein.

So nannte das „Manoo“ in Achern zwar noch keine Zahlen, aber die Preise müssten aufgrund der enormen hygienischen Auflagen angehoben werden. Dagegen bleiben die Kosten im „Kopflos“ und „Pascal Friseur Am Adlerplatz“ gleich – mit Ausnahme der Männer, da auch deren Haare künftig gewaschen werden müssen.

Für die Friseure gilt es abzuwarten, inwiefern sich die Richtlinien in der Praxis umsetzen lassen. Ungebrochen groß bleibt ihr Vertrauen gegenüber den Gästen. Respekt vor der Öffnung hätten sie zwar, aber keine Angst. Vielmehr freuen sie sich auf den Umgang mit den Menschen. Das bestätigten alle angefragten Haarkünstler.

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