2001 begann er seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Scheck-in in Achern. „Als Auszubildender muss man dort alle Bereiche einmal durchlaufen“, erzählt Wühle, „und ich bin an der Käsetheke hängen geblieben. Der Käse war von Anfang an nicht nur Beruf, sondern gleichzeitig auch mein Hobby“. Mehrere Jahre arbeitete er dann unter seinem Lehrmeister, bis dieser in Ruhestand ging und er Ende 2010 die Abteilung übernahm.
Keine spezielle Ausbildung
„Das Ding ist“, erklärt Wühle, „im Käsebereich gibt es keine spezielle Ausbildung wie beispielsweise den Fleischer hinter der Wursttheke“. 2012 erfuhr er von der Ausbildung zum „Käse-Sommelier“. Er sagte natürlich zu und war damit einer der ersten 30 Teilnehmer dieses Angebots. Insgesamt 15 Tage, immer in Blöcken von zwei bis drei Tagen und mit zwei bis drei Wochen Abstand dauerte der Lehrgang bei der Landesvereinigung der bayerischen Milchwirtschaft und schloss mit einer schriftlichen und praktischen Prüfung ab.
"Von der Kuh bis zum Käse"
Jeweils an verschiedenen Standorten lernte er alles, „von der Kuh bis zum Käse“. Im Allgäu, in München oder Kulmbach besuchten die Kurs-Teilnehmer kleine und große Käsereien, machten sich mit lokalen Spezialitäten vertraut und eigneten sich Wissen über Sorten und Herstellung an. In einer Brauerei lernten sie verschiedene Biere und auch hochprozentigere Destillate kennen und erfuhren, welcher Käse dazu passt. „Cheese-Pairing“ nennt Wühle das, was mittlerweile auch zu seinem Hobby geworden ist. Dabei sucht er zu Weinen, Bieren oder Destillaten den idealen Käse. Ganz aktuell ist Gin ein großer Trend und auch dazu findet Wühle die passenden Sorten.
"Ginamour" als eigene Kreation
Seit dem vergangenen Jahr versucht er sich zusätzlich noch mit der sogenannten Affinage, der Veredelung von Käsen. „Dabei wird ein Grundkäse mit einem Destillat oder einem Gewürz ummantelt und dadurch so veredelt, dass ein völlig neues, eigenständiges Produkt entsteht“, erklärt der Käse-Sommelier. So hat er schon ein eigenes Produkt für die Firma kreiert, das sogar mit einem Patent geschützt ist. „Ginamour“ heißt der Edelpilzkäse den er mit einem regionalen Gin und gemahlenem Wacholder verfeinert hat.
Dass Hobby und Beruf sich überschneiden und damit die meiste Zeit seines Tages beanspruchen, sieht er dabei nur als Vorteil. Die Firma lasse ihm viele Freiräume, wofür er sich im Gegenzug mehr und mehr Wissen aneignen und seinen Kunden bestmögliche Beratung bieten könne. „Ich lerne auf der Arbeit für mein Hobby und bei meinem Hobby für die Arbeit“, erklärt er, „das ist doch eine Win-Win-Situation“. Für Gleichgesinnte und Interessierte hat er deshalb auch sein Käseportal im Internet. Dort stellt er immer wieder verschiedene Käsesorten und Rezepte vor, macht die „Cheese-Pairings“ und gibt Informationen zu verschiedenen Themen wie etwa laktosefreie Käsesorten.
300 verschiedene Sorten
Und er muss es wissen, immerhin hat er in seinem täglichen Geschäft eine etwa 14 Meter lange Käsetheke mit mehr als 300 verschiedenen Sorten zur Verfügung. Ein Traum für Käse-Liebhaber. „Ich habe hier eine riesige Spielwiese“, schwärmt Wühle, „und jeder Käse hat seine Daseinsberechtigung.“ Diesen Gedanken hält er auch beim „Pairing“ für wichtig, strikte Verbote für unsinnig. „Rotwein und Hartkäse, das ist keine Pflicht mehr“, das ist seine Meinung, „warum soll ich nicht einen Wein, der mir schmeckt mit einem Käse, den ich mag kombinieren?“ „Wir müssen wieder mehr auf unseren Geschmack hören“, mahnt Wühle. Deswegen finde er es auch völlig in Ordnung wenn die Kunden meist immer ihre gleichen Lieblingssorten kauften: „Wir haben für jeden etwas da, und wenn es der Butterkäse Benjamin ist.“
Nie aus dem Kühlschrank
Wichtig sei nur, wie man den Käse esse, erklärt Wühle, „das ist wie bei einem Rotwein. Auch Käse muss sein Aroma entfalten. Für den echten Geschmack sollte er also nie direkt aus dem Kühlschrank verzehrt werden.“
Immer wieder fragten ihn die Kunden, ob er nach einem Tag hinter der Käsetheke überhaupt noch Käse sehen könne. Wühles Antwort auf diese Frage kommt dann wie aus der Pistole geschossen: „Ich kann immer Käse essen. “ Er teste ja auch immer wieder neue Formen, Varianten und Komibantionen. Immer wenn er etwas neues probiere wie etwa eine Marmelade oder ein Getränk, überlege er sofort, welcher Käse wohl dazu passen könne, oft falle ihm direkt eine bestimmte Sorte ein. „Käse in jeglicher Form begleitet mich den ganzen Tag.“