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Unterricht im Flüchtlingsheim

Geflüchteter Durmus Dagasal unterrichtete Flüchtlinge in Achern ehrenamtlich in Deutsch

Durmus Dagasal hat ehrenamtlich Kriegsflüchtlinge unterrichtet. Sie haben mit ihm ihre ersten Schritte in Deutsch unternommen. Nun verabschiedet sich ihr Lehrer. Erst vor Kurzem war er selbst ein Flüchtling.

Ein Mann beugt sich über  fünf sitzende Männern und Frauen, die etwas in ihre Deutschkurs-Hefte schreiben.
Durmus Dagasal (hinten) flüchtete aus politischen Gründen aus der Türkei und half jetzt ehrenamtlich Flüchtlingen aus der Ukraine mit der deutschen Sprache. Foto: Michaela Gabriel

Der letzte Satz, den die fünf Ukrainer von ihrem Kursleiter lernen, steht nicht im Unterrichtsheft: „Übung macht den Meister.“ Übung bedeute Training, Meister bedeute Profi, erläutert er. Eine junge Frau hat den Sinn des Satzes erfasst und erklärt ihn den anderen Kursteilnehmern in ihrer Muttersprache. „Es war super“, sagt eine Teilnehmerin über den Deutschkurs, den der Verein Achern Miteinander aus Achern ihnen im Schulungsraum der Gemeinschaftsunterkunft in der Hornisgrindestraße kostenfrei ermöglicht hat.

Sie sei traurig, dass er jetzt vorbei sei. Aus den Containern in der Morezstraße und aus privaten Unterkünften waren die Teilnehmer zweimal pro Woche zusammen gekommen. Auf dem Acherner Weihnachtsmarkt hatten sie geübt, sich auf Deutsch etwas zu Essen und zu Trinken zu bestellen. Ihr nächster Schritt könnte jetzt ein offizieller Integrations- oder Intensiv-Sprachkurs sein.

„Durmus Dagasal hat auch ein Stück deutscher Kultur vermittelt. Und das, obwohl er selbst erst seit 2021 in Deutschland ist“, erklärt Ingo Kirsche vom Verein Achern Miteinander: „Er ist wirklich ein beseelter Lehrer.“ Deshalb wolle er mithelfen, dass er schon bald einen weiteren Anfängerkurs für Deutsch ehrenamtlich anbieten kann. Die Vermittlung neuer Teilnehmer soll über die Integrationsmanager des Ortenaukreises und der Stadt Achern gelingen.

Durmus Dagasal begann schon auf der Flucht, Deutsch zu lernen

Seine eigene Vergangenheit musste Durmus Dagasal hinter sich lassen. Der heute 30-Jährige studierte in der Türkei und ist eigentlich Türkischlehrer. Er kam nach Deutschland, nachdem er in seiner Heimat 21 Monate aus politischen Gründen in Haft gesessen hatte. „Ich hätte dort keine Arbeit mehr bekommen“, weiß er. Schon auf der Flucht habe er begonnen, Deutsch zu lernen. Inzwischen arbeite er als Deutschlehrer bei der Evangelischen Erwachsenenbildung Ortenau und bei der Volkshochschule Ortenau.

Wie die Ukrainer sei auch er gezwungen gewesen, sein Land zu verlassen, sagt der Türke: „Ich kann ihre Ängste und Probleme sehr gut verstehen.“ Die deutsche Sprache sei der Schlüssel, um sich gut integrieren zu können. Das wolle er den Zuwanderern ermöglichen. Er selbst habe ebenfalls hilfsbereite Menschen getroffen, die ihn unterstützten.

„Ja, ich bin angekommen“, meint der 30-Jährige. Er könne Frau und Kind ernähren und fühle sich in Achern wohl. Vor allem aber sei er jetzt in einem Land zu Hause, in dem es sicher sei und er seine Meinung frei äußern könne. Nur eines fehle ihm und seiner Familie noch: eine eigene, kleine Mietwohnung.

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