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Gemeinden in der Ortenau arbeiten gegen Vereinsamung

In den kommenden Jahren gehen viele der Generation „Babyboomer“ in Rente. Die Gemeinden in der nördlichen Ortenau haben für die „neuen Alten“ breite Angebote organisiert.

Eine Seniorin mit Stock und Tasche geht im Kurpark in Bad Homburg (Taunus) spazieren (Archivfoto vom 09.06.2005). Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auf der ganzen Welt steigt die Zahl der alten Menschen rapide an. In Russland z.B. ist für die allermeisten Älteren das Leben voller Entbehrungen. Die durchschnittliche Rente reicht gerade für das nackte Überleben. Aus Angst vor Einsamkeit und Abschiebung ins Heim nehmen sich in Deutschland jährlich zahlreiche ältere Menschen das Leben. Foto: Frank May (zu dpa-KORR "Alt, arm und einsam - gemeinsames Schicksal vereint Ältere weltweit" vom 04.10.2005) +++ dpa-Bildfunk +++
Kommunikation ist gefragt: Kommunen wollen mit ihren Angeboten Einsamkeit unter Senioren – hier ein Symbolbild – vorzubeugen. Foto: Frank May picture-alliance/ dpa/dpaweb

„Die Babyboomer gehen in Rente“ – diese Schlagzeile ist in den letzten fünf Jahren immer öfter zu hören oder zu lesen. Gemeint ist die Generation, die in der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum sogenannten „Pillenknick“ am Ende der 1960er Jahre geboren wurde und die sich nun dem Ende ihres Erwerbslebens nähert.

Sie waren und sind sehr viele, und sie haben es gelernt, sich den Problemen, die daraus erwuchsen, zum Beispiele bei der Suche nach Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, zu stellen und sie zu lösen.

Nun muss diese Generation ihren Platz in der Gesellschaft neu suchen. „Dass die Babyboomer altern, bringt für die Kommunen in Deutschland so und so massive Veränderungen mit sich. Ob die Babyboomer für sie dabei aber zur Belastung werden, weil sie Kosten verursachen und teilweise auf Pflege angewiesen sein werden, oder ob die neuen Alten ihre Kompetenzen und Erfahrungen gewinnbringend lokal einbringen, das haben die Kommunen selbst in der Hand“, schreibt Reiner Klingholz vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung.

Rheinauer Seniorenrat entwickelt neue Angebote

In den Gemeinden der nördlichen Ortenau wird auf diesen Befund bereits reagiert: Anfang Februar hat der Seniorenrat der Stadt Rheinau ein neues Angebot für Senioren auf den Weg gebracht. Es nennt sich „Spiel- und Babbeltreff“.

Eine große Auswahl an Spielen lädt zum Ausprobieren ein und bietet zugleich eine entspannte Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Dieses Angebot stößt auf große Resonanz, ebenso wie „Denken und Bewegen“, das der Seniorenrat in Kooperation mit der Stadtbibliothek zweimal monatlich anbietet.

Umfragen aus jüngerer Zeit, zum Beispiel von Forsa, belegen, dass die Gefahr von Vereinsamung gerade für hochbetagte und alleinlebende Menschen besonders hoch ist. Die Stadt Rheinau macht ihre Angebote über die Homepage unter dem Stichwort „Stadtkultur“ publik, dort ist auch der vor einigen Jahren ins Leben gerufene Seniorenrat leicht zu finden.

Die Ergebnisse der Forsa-Studie zeigen, dass die ältere Generation bereits heute digital aufgeschlossen ist – und in Zukunft immer besser digital erreichbar sein wird.

Nachbarschaftshilfe bietet Unterstützung im Haushalt an

Dem tragen auch die Angebote für Senioren in anderen Gemeinden Rechnung: Sie sind alle digital über die Seiten der jeweiligen Ortschaft zu erreichen, auch wenn sie nicht von der Gemeinde selbst verantwortet werden. So stellt Lauf auf seiner Homepage unter dem Stichwort „Senioren“ die „Nachbarschaftshilfe Lauf“ vor.

Bürger von Lauf haben sich mit dem Ziel zusammengeschlossen, Mitbürgern in schwierigen Lebenssituationen zur Seite zu stehen und damit zum Zusammenhalt der dörflichen Gemeinschaft einen Beitrag zu leisten. Sie bieten an, Alltagsaufgaben im Haushalt zu übernehmen.

Damit stehen sie zugleich auch als diskrete und vertrauenswürdige Gesprächspartner zur Verfügung. Pia Haas-Unmüßig vom Vorstand berichtet, dass besonders diese kommunikativen Betreuungsdienste gefragt sind. Seit 2020 sei die Anzahl der Einsatzstunden um jährlich rund 500 Stunden gestiegen. Auch der gemeinsame Mittagstisch einmal im Monat komme mit rund 60 Teilnehmern an die Kapazitätsgrenze.

Gemeinsame Aktivitäten sind gefragt

Sowohl für Achern als auch für Renchen gilt ebenfalls, dass die Angebote für Senioren jeweils über die Seite der Stadt zu erreichen sind. Auf beiden Homepages sind ausführlich die vielfältigen Aktivitäten verzeichnet. Sie reichen von kulturellen Veranstaltungen wie dem „Forum am Nachmittag“, das von den christlichen Gemeinden in Achern initiiert wird, über musische und sportliche Aktivitäten, zum Beispiel dem Flötenkreis in Achern oder der Seniorengymnastik in Renchen bis hin zu verschiedenen Gesprächskreisen.

Beispiele hierfür sind der Renchener Gesprächskreis für Angehörige von Menschen mit Demenz und das Trauercafé in Achern für Menschen, die nahe Angehörige verloren haben.

Dafür, dass niemand einsam sein muss, stehen auch die Initiative des DRK Ortsvereins Renchen „Iss gemeinsam in Renchen“ oder der Kaffee am Sonntagnachmittag für Senioren in Erlach. Daneben gibt es speziell auf die ältere Generation zugeschnittene Weiterbildungsangebote wie „Senioren am PC“.

Dabei stehen Senioren anderen Senioren als Mentoren zur Seite, wenn es Probleme mit dem Umgang mit digitalen Medien gibt. In allen Beispielen handelt es sich um ehrenamtliche Dienste, die von der Generation der über 60-Jährigen für Menschen, die gleichalt oder noch eine Generation älter sind, angeboten werden.

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