Bei Hitze und Sonnenschein wird am Fronleichnam am Achernsee die Badesaison eingeläutet. Bereits am Vormittag strömen hunderte Menschen zum Strandbad. Schon am Morgen gelingt es nur mit Mühe, noch einen Parkplatz zu ergattern.
Auch die Rettungsschwimmer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) haben erstmals in diesem Jahr wirklich etwas zu tun.
„Wir bewachen den Strand schon seit Mitte Mai, doch wegen des schlechten Wetters blieben die Badegäste meist aus. Heute ist der erste Tag, an dem richtig was los ist“, sagt Martin Knapp, während er Tische und Stühle vor das kleine Wachhäuschen räumt, von dem er und seine Mitstreiter das Geschehen im Wasser und am Strand beobachten.
Womit es die Rettungsschwimmer in Achern meist zu tun haben
Heute mit dabei sind Tanja Ambronn, Ausbildungsleiterin bei der DLRG Achern, und die Schülerin Monja Nesselbusch, die erst kürzlich ihren Silber-Rettungsschwimmer abgelegt hat und in diesem Jahr erstmals den Achernsee mit absichert.
Ich habe schon Respekt vor dieser Aufgabe.Monja Nesselbusch, Rettungsschwimmerin
„Ich habe schon Respekt vor dieser Aufgabe“, sagt die Jugendliche, fügt aber hinzu: „Wenn es wirklich zu einem Einsatz kommen sollte, bin ich mir aber sicher, dass ich dann nicht mehr viel nachdenke und einfach handle.“
Dass es tatsächlich so weit kommt, ist in Achern allerdings relativ unwahrscheinlich. „Einen richtigen Notfall in dem Sinne, dass wir jemanden aus dem Wasser retten mussten, hatten wir in Achern lange nicht mehr“, stellt Knapp klar. Die Rettungsschwimmer hätten es stattdessen meist mit kleineren Verletzungen wie Insektenstichen oder eingetretenen Scherben zu tun.
Dass es dennoch auch schnell anders kommen kann, zeigt der Fall eines 15-Jährigen, der am vierten Juni aus dem Baggersee in Meißenheim gerettet werden musste und später starb. Der Jugendliche konnte nicht schwimmen und war dennoch alleine ins Wasser gegangen.
Problem an den Badeseen: Immer weniger Kinder können schwimmen
Dass die Schwimmfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen nachlässt, sei ein Problem, das schon vor der Pandemie bestanden habe und durch ausgefallene Schwimmkurse zuletzt noch verschärft wurde, so Tanja Ambronn.
Die Rettungsschwimmerin sieht aber auch positive Entwicklungen: „Mittlerweile scheinen die Eltern für das Thema sensibilisiert zu sein. Wenn Kinder nicht schwimmen können, dann sieht man sie immer häufiger mit Schwimmhilfen, wie zum Beispiel Gurten, die Auftrieb bringen“, sagt sie, und zeigt auf ein Kindergartenkind, das mit eben einem solchen Gurt im flachen Wasser unter der Aufsicht seiner Mutter ungelenk, aber motiviert in das Wasser schlägt, um voranzukommen.
Dennoch seien fehlende Schwimmkurse ein großes Problem: „Wir kriegen immer wieder Anfragen, sind aber froh, dass wir überhaupt Hallenzeiten für unser eigentliches Training haben“, sagt Ambronn und ergänzt: „Problematisch ist auch, dass viele kommerzielle Anbieter die Kursdauer verkürzen. Da wird versucht, einem Kind in sechs Einheiten zu einer Stunde das Schwimmen beizubringen. Das kann in so kurzer Zeit nicht funktionieren. Außerdem halten die Kinder eigentlich keine Stunde im Wasser durch“, berichtet sie.
Größte Gefahr an heißen Tagen am See: Herzkreislauf-Probleme
Die größte Gefahr in diesen heißen Tagen seien Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System. „Jeder, der bei diesen Temperaturen baden geht, sollte sich vorher abkühlen“, mahnt Knapp. Besonders gefährdet seien Personen, die wenig Wasser trinken, aber dafür zu alkoholischen Getränken greifen, was am Achernsee durchaus an der Tagesordnung sei.
Die DLRG Achern hat in diesem Tagen nicht nur am Achernsee viel zu tun. Auch auf der Nordseeinsel Amrum schieben derzeit mehrere Acherner rund um den Vereinsvorsitzenden Fabian Ebner ihren Dienst. Dennoch gibt es keine Probleme, genug Leute für den Dienst im Strandbad zu finden.
„Auch wenn wir in der Pandemie zeitweise nur über 16-Jährige aufgenommen haben, können wir uns nicht darüber beschweren, zu wenig Leute zu haben“, stellt Ambronn klar. Auch in Zukunft würden sich Engagierte finden, die den Achernsee am Wochenende und an Feiertagen absichern. Und das, obwohl die Ehrenamtlichen für ihren Dienst nicht einmal eine Aufwandsentschädigung erhalten.