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Weiter große Belastung für Eltern und Schüler

Homeschooling hat sich in Achern und der Region zumindest technisch eingespielt

Mit der Verlängerung des Lockdowns bis Mitte Februar geht auch das Lernen von zu Hause aus weiter. Das zerrt an den Nerven der Eltern mit Doppelbelastung.

HomeSchooling bleibt eine Herausforderung: Der Fernunterricht fordert Schüler, Eltern und Lehrer.
Homeschooling bleibt eine Herausforderung: Der Fernunterricht fordert Schüler, Eltern und Lehrer. Foto: Roland Weihrauch / dpa

Es ist mitunter eine nervenaufreibende Angelegenheit, das „Homeschooling“, und mit der Verlängerung des Lockdowns geht es damit weiter. Nach teils großen technischen Anlaufschwierigkeiten nach den Ferien hat sich das Lernen aus der Ferne in der Region offenbar eingespielt, eine große Belastung für alle Beteiligten ist es trotzdem.

Mehr noch: „Die Situation wird zu Lerndefiziten führen, wenn sie noch wochenlang so andauert“, sagt die Vorsitzende des Acherner Gesamtelternbeirats, Jutta Luem-Eigenmann, deren jüngstes Kind die elfte Klasse besucht.

Eine große Frage sei ihrer Ansicht nach, ob man auf dem aktuellen Weg überhaupt einen überprüfbaren Lernfortschritt erreichen kann, oder ob so nur versucht werden könne, den aktuellen Lernstand der Schüler zu erhalten. „Ob Homeschooling klappt, hängt von der Gestaltung durch die Lehrer ab, von der häuslichen Situation der Schüler, der technischen Ausstattung für jedes Kind und davon, ob und wie viel die Unterstützung durch die Eltern möglich ist.“

Da hat die Regierung ihre Hausaufgaben nicht gemacht.
Anke Bühler, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats in Rheinau

Die erste Schulwoche von zu Hause aus im neuen Jahr sei technisch katastrophal gelaufen, sagt die Rheinauer Gesamtelternbeiratsvorsitzende Anke Bühler: Systeme brachen zusammen, man wich auf die Kommunikation per E-Mail aus. „Lehrer und Schulen bemühen sich sehr, aber da hat die Regierung ihre Hausaufgaben nicht gemacht.“ Schwierig sei die Situation insbesondere für die Abschluss-Schüler, sagt Bühler, deren Nachwuchs ebenfalls auf das Abitur unter Corona-Bedingungen zusteuert.

Während ältere Schüler sich mit dem Lernen am heimischen Computer leichter tun, läuft das bei den Grundschulen etwas anders. „Wenn man als Eltern im Home-Office arbeitet und womöglich auch noch kleinere Kinder hat, die ebenfalls Aufmerksamkeit brauchen, ist das eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit“, sagt Björn Wörner, Elternbeiratsvorsitzender an der Grundschule Gamshurst. Für diese Altersgruppe fehle mit dem weggefallenen persönlichen Kontakt mit den Lehrern ein elementarer Aspekt – die Kinder zum Lernen zu motivieren, sei da für Eltern nicht leicht.

Video-Konferenz für Jüngere eher mit sozialem Zweck

Wie der Gamshurster Schulleiter Martin Schübel erläutert, bekommen die Kinder ihre Aufgaben per Online-Plattform oder zum Abholen in der Schule, geben sie wieder ab und bekommen Rückmeldung. Bei der Digitalisierung sei man seit dem ersten Lockdown einen großen Schritt weiter: Alles Technische funktioniere inzwischen, bis auf kleine Störungen bei Video-Konferenzen.

Letztere erfüllten bei den jüngeren Schülern vor allem einen sozialen Zweck, beschreibt Philipp Mies, Leiter der Grundschule Sasbachwalden: „Sie haben es sehr genossen, so ihre Mitschüler wiederzusehen“. Eine große Entlastung sei eine Online-Plattform, die auf die Bedürfnisse der Schule angepasst werden kann. Darüber werde ein Großteil der Eltern erreicht, eine Handvoll bekomme die Schulaufgaben direkt in den eigenen Briefkasten.

Die Kommunen in der Region hatten zu großen Teilen bereits vor der Corona-Krise mobile digitale Endgeräte, Laptops und Tablets, angeschafft, von denen nun Schüler profitieren, die privat nicht ausreichend ausgestattet sind. So schafften beispielsweise die Städte Achern und Rheinau 500 Tablets beziehungsweise 124 Tablets und Laptops dafür an. In Rheinau kamen dazu 25 Webcams und Mikrofone, die die Stadt für das EDV-Equipment von Lehrern zu Hause besorgte – obwohl diese Landesangestellte sind, wie die Verwaltung betont.

Schule hat eben nicht nur die Vermittlung von Wissen im Blick.
Hans-Jürgen Decker, Bürgermeister von Ottenhöfen

Insgesamt sehen die Gemeinden die Schulen für das Homeschooling technisch gut aufgestellt beziehungsweise nutzen die entsprechenden Förderprogramme, um die digitale Ausstattung und Infrastruktur weiter auszubauen; mitunter kommt dazu auch noch zusätzliches Personal wie etwa zwei weitere EDV-Vollzeitstellen in Rheinau.

Auch Lehrer und Schüler wurden teilweise auf die Situation vorbereitet, in Renchen beispielsweise bei Lehrer-Schulungen im Sommer sowie die Kinder im IT-Unterricht. „Sicherlich muss aber das Ziel sein, so bald wie möglich, das heißt sobald es das Pandemiegeschehen zulässt, wieder zum Präsenzunterricht zurückzukehren“, sagt etwa Ottenhöfens Bürgermeister Hans-Jürgen Decker, „weil Schule eben nicht nur die Vermittlung von Wissen, sondern auch die Förderung des sozialen Miteinanders im Blick hat“.

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