„Gemeinsam gegen Einsamkeit - African Network Achern“ (ANA) ist ein Projekt überschrieben, das Grace Akinyi-Devermann im Oktober starten wird, unterstützt von der Stadt Achern und weiteren Mitstreitern.
Die Kenianerin, die seit 20 Jahren in Deutschland lebt, möchte Kulturen miteinander verknüpfen: über Workshops, Vorträge, Kochen, Musizieren und vieles mehr.
Ziel ist es, Integration auf Augenhöhe zu leben, Ängste und Vorurteile abzubauen und „unsere Zukunft gemeinsam zu gestalten“, wie sie im BNN-Gespräch betont. Primär geht es ihr, wie der Name „ANA“ andeutet, um ein afrikanisches Netzwerk. „Aber auch Deutsche und andere Kulturen sind herzlich willkommen.“
Obwohl ich mit einem Deutschen verheiratet bin, war ich hier über Jahre hinweg einsam.Grace Akinyi-Devermann, Initiatorin von „Gemeinsam gegen Einsamkeit“
Die Motivation Akinyis ist ihr eigenes Schicksal. „Obwohl ich mit einem Deutschen verheiratet bin, war ich hier über Jahre hinweg einsam“, gesteht sie. „Man lud mich oft ein, zum Beispiel um zu kochen oder zu tanzen. Wahre Freundschaft suchte niemand.“
„Und das, obwohl ich sehr schnell fließend Deutsch sprach, hatte ich die Sprache doch schon ein bisschen in meiner Missionsschule in Kenia gelernt. Als ich nach dem Abitur nach England ging, wo ich später auch meinen Mann kennenlernte, verfolgte ich das Deutschlernen weiter - als hätte ich geahnt, dass es mich hierher verschlägt.“
Sie sei in Achern eigentlich „angekommen“: „Ich war immer berufstätig, zunächst als Englischlehrerin und inzwischen als Erzieherin im Kindergarten, ich habe eine wunderbare Familie, doch irgendetwas fehlte. Da war dieses Gefühl, mit Distanz oder Angst betrachtet zu werden, mich manchmal wie Luft zu fühlen.“
Dieses Gefühl teilt Akinyi mit vielen Menschen mit Migrationshintergrund, wie sie aus unzähligen Gesprächen weiß. „Man arbeitet zwar mit Flüchtlingen, aber das hat oft eher etwas mit Gutmenschentum zu tun. Eine multikulturelle Gesellschaft sieht für mich anders aus.“
Idee reifte bei der „Zukunftswerkstatt Achern“
Der Gedanke, aktiv zu werden, „um die Situation zum Besseren zu verändern“, entwickelte sich erst im Zuge ihrer Teilnahme an der „Zukunftswerkstatt Achern“ 2020. „Da man mich über Ehrenämter kannte, lud die Stadt mich ein, mitzumachen - und damit war ich die einzige Migrantin. Das erschien mir schon erstaunlich.“
In jedem Fall sei es für sie unglaublich bewegend gewesen, aufgrund ihrer Kompetenzen eingeladen zu werden. Als sie ihre damaligen Emotionen beschreiben möchte, versagt ihr die Stimme.
Dann nimmt sie den Faden wieder auf: „Damit bei anderen Migranten nicht zwei Jahrzehnte Einsamkeit vergehen, bevor man mehr in ihnen sieht, habe ich überlegt, ANA ins Leben zu rufen.“ Bestärkt wurde sie darin durch Sprachkurse, die sich, als Ergebnis der Zukunftswerkstatt, an Menschen im Duldungsstatus richten.
Deutschkurs wird nicht nur von afrikanischen Frauen besucht
Denn: „Gerade die sitzen zu Hause, lernen kein Deutsch, dürfen nicht arbeiten.“ Ihr Kurs, den sie seit Oktober 2021 immer mittwochs ehrenamtlich erteilt, sei eigentlich für afrikanische Frauen gedacht gewesen. „Inzwischen unterrichte ich aber auch andere Nationalitäten, unter anderem Ukrainerinnen. Wir sind also schon richtig interkulturell.“
Auftakt am 1. Oktober in der Illenau in Achern
Die Auftaktveranstaltung für ANA ist am 1. Oktober ab 16 Uhr in den Werkstätten der Illenau, wie Akinyi ankündigt. „Neben dem persönlichen Austausch und viel Spaß wird es auch um die Fragen gehen, die die Menschen in der Isolation umtreiben, zum Beispiel rechtlicher oder beruflicher Art.“
Etwa 30 Personen haben sich ihr zufolge bereits angemeldet. Als sie von dem Programm spricht, an dem gerade noch gefeilt wird, sind die Tränen vergessen, ebenso die Einsamkeit. Grace Akinyi-Dewermann brennt für ANA - und wird ganz gewiss etwas zum Positiven verändern.
Service
Weitere Infos bei Grace Akinyi-Devermann, (01764) 7274799, E-Mail: graceakinyi@hotmail.com