Skip to main content

Aktionstag am 13. Juni

Jeder Fünfte bedroht: „Suppe für alle“ soll auf Armut in Achern hinweisen

Das Diakonische Werk und die evangelische Kirchengemeinde planen einen Aktionstag, um Bürger für das Thema Armut zu sensibilisieren.

Besucher essen am Mittwoch (03.01.2007) in einer Berliner Suppenküche. Kanzleramtschef Thomas de Maiziere besuchte die Einrichtung und wollte damit freiwilligem Engagement mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Täglich erhalten rund 300 bedürftige Besucher der Franziskaner-Einrichtung in Berlin-Pankow Essen. Foto: Gero Breloer dpa/lbn +++(c) dpa - Bildfunk+++
Besucher essen in einer Berliner Suppenküche. In Achern gibt es so eine öffentliche Einrichtung noch nicht, wie das Diakonische Werk Ortenau feststellt. Foto: Z5447 Gero Breloer

Mit der Aktion „Suppe für alle“ wollen die evangelische Kirchengemeinde Achern und das Diakonische Werk im evangelischen Kirchenbezirk Ortenau auf Armut in Achern aufmerksam machen. „Armut bekämpfen“ ist auch das Ziel der Diakonie Baden in der Woche der Diakonie 2023. „In diesem Jahr klopft die Armut lauter als sonst an unsere Tür“, sagt die Leiterin des Diakonischen Werkes Ortenau, Gabriele Gröger.

Deshalb stehen die Mitarbeiter der Diakonie am Dienstag, 13. Juni, von 10 bis 13 Uhr vor ihrem Standort in der Ratskellerstraße 8 in Achern und informieren über ihre Angebote. „Wir machen nicht einfach nur unseren Job. Wir arbeiten aus Überzeugung für Menschen, die uns brauchen“, heißt es in einem aktuellen Faltblatt der Diakonie Baden mit dem Titel „Armut bekämpfen – aus Liebe“.

Viele nehmen Armut gar nicht wahr.
Gabriele Gröger, Leiterin des Diakonischen Werkes Ortenau

Am Aktionstag wollen sie mit „Suppe für alle“ möglichst viele Bürger sensibilisieren. „Viele nehmen Armut gar nicht wahr“, so Gabriele Gröger.

Beim Diakonischen Werk sei Armut in allen Bereichen präsent. Frauen, die in die Schwangerenberatung kämen, sprächen über finanzielle Not und dass das Geld trotz Arbeit nicht zur Anschaffung der nötigen Erstausstattung für das Baby reiche.

Am Monatsende ist das Geld oft knapp

Die Mitarbeiter im Jugendmigrationsdienst, die junge Menschen aus dem Ausland beraten, hörten oft, dass das Geld am Monatsende knapp sei. Es gebe viele Menschen, die die Zuzahlung für ihre Medikamente bei der Abholung in der Apotheke nicht leisten könnten.

Ein Fünftel der Bevölkerung sei von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht, teilte das Statistische Bundesamt im Mai mit. Ihr Netto-Einkommen pro Jahr liegt unter 16.300 Euro, rund 1.360 Euro im Monat. Bezogen auf die Große Kreisstadt Achern mit rund 26.000 Einwohnern sind das mehr als 5.000 Bürger. „Es gibt viel verdeckte Armut“, weiß Gabriele Gröger.

Viele Menschen kämen nicht in die Beratungsstellen, obwohl sie am Existenzminimum lebten und mit besonderen Situationen finanziell überfordert seien. Da sei es sogar schwierig, einen neuen Personalausweis zu beantragen und die Kosten dafür aufzubringen.

Auch Studierende sind armutsgefährdet

Auch 22 Prozent aller jungen Leute seien betroffen, ergänzt Sozialpädagogin Katrin Schaare vom Jugendmigrationsdienst Ortenau: „Da rauszukommen, ist ganz, ganz schwierig.“ 2021 seien 38 Prozent der Studierenden armutsgefährdet gewesen.

Ganz wichtig ist Pfarrerin Kathrin Bessler-Koch, dass am Aktionstag kommenden Dienstag zur Marktzeit alle willkommen seien und niemand bloß gestellt werde. Wer etwas geben könne, dürfe in ein Kässchen spenden. Sie lade die Mitglieder ihre Gemeinde zu Begegnungen und Gesprächen am Aktionstag in die Ratskellerstraße 8 am Rande des Wochenmarkt-Geschehens ein.

Kartoffelsuppe wird kostenlos in Porzellangeschirr ausgegeben

Die Kartoffelsuppe werde kostenlos in Porzellangeschirr ausgegeben. Zubereitet werde die sie von Schülern der Robert-Schuman-Realschule Achern, die sich sozial und ehrenamtlich betätigen wollen.

Am 13. Juni zwischen 10 und 13 Uhr könnten sich auch Menschen melden, die bereit wären, anderen zu helfen, Unterstützung vom Staat zu beantragen. „So viele brauchen Hilfe beim Ausfüllen der Formulare. Das hat enorm zugenommen“, so Gabriele Gröger.

Die Spenden, die an diesem Tag eingehen, sollen unter anderem in Form von Lebensmittelgutscheinen an Bedürftige weitergegeben werden. „Auch wer bei uns anklopft, bekommt unbürokratische Hilfe“, sagt Pfarrerin Bessler-Koch.

Für die Zukunft wünschen sich Diakonisches Werk und Evangelische Kirchengemeinde eine Anlaufstelle in Achern, an der jeden Tag jemand eine Mahlzeit und ein offenes Ohr für Menschen in Armut hat. „Vielleicht braucht Achern eine Suppenküche“, meint die Chefin der Diakonie Ortenau: „Das gibt es hier noch nicht.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang