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Videostream und Chats während Corona

Jugendtreff Achern bleibt über die Sozialen Netzwerke mit Besuchern in Kontakt

Videostreams statt Kochabende, Chats statt persönlichen Gesprächen: Der Jugendtreff Achern versucht, während der Corona-Krise per Internet mit seinen Besuchern in Kontakt zu bleiben. Doch das „echte“ Treffen fehlt den Jugendlichen trotzdem.

Raphael Heisch und Jasmin Schneider packen ein Paket aus, das die neue Sportausrüstung des Jugendtreffs Achern enthält.
Per Videostream: Raphael Heisch und Jasmin Schneider lassen die Besucher des Jugendtreffs Achern digital an der Gestaltung des neuen Sportraums dabei sein. Gemeinsam packen sie die Pakete mit der Sportausrüstung aus. Foto: Julian Meier

Gemeinsam kochen, Dart oder Videospiele spielen und den Schulstress hinter sich lassen – der 16-jährigen Martina Gräf fehlt besonders der Kontakt zu den Menschen im Jugendtreff Achern.

Seit mehr als fünf Jahren trifft sie sich dort regelmäßig mit ihren Freunden. Coronabedingt sind dort jedoch die Schotten dicht und das schon seit November vergangenen Jahres.

Dennoch möchten Treff-Leiterin Jasmin Schneider und Raphael Heisch, Leiter der Fachgruppe Kommunale Soziale Arbeit der Stadt, weiterhin mit den Besuchern in Kontakt bleiben – wenn auch nur digital.

Für Jugendliche ist Online kein wirklicher Ersatz

„Wir sind nach wie vor für die Jugendlichen da“, sagt Raphael Heisch. Über den Dachverband Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Baden-Württemberg (AGJF) erhalten die Leiter Informationen und Inspirationen, wie sie den Kontakt zu den Jugendlichen aufrecht erhalten.

Die Sozialen Netzwerke wie beispielsweise Instagram eigneten sich dafür perfekt, erklären die Leiter. Per Live-Videostream kommunizieren sie regelmäßig über den Kanal des Jugendtreffs mit den Zwölf- bis 20-Jährigen. Das sei zwar kein wirklicher Ersatz für den persönlichen Austausch, dennoch eine gute Möglichkeit, um Zugang zu den Kindern und Jugendlichen zu finden, sagt Schneider.

Trotzdem sei es schwierig, neue Besucher für den Jugendtreff über diesen digitalen Weg zu gewinnen. Das ist nachvollziehbar: Unter normalen Umständen können Neuankömmlinge theoretisch einfach spontan an der Tür des Jugendtreffs klingeln und hinein spazieren.

Wir sind nach wie vor für die Jugendlichen da.
Raphael Heisch, Leiter der Fachgruppe Kommunale Soziale Arbeit

Um den altbekannten Gesichtern und auch potenziellen Neuankömmlingen 2021 ein vielfältiges Angebot bieten zu können, tüfteln Schneider und Heisch an Ideen für eine Zeit nach dem Lockdown. Die Leiter planen beispielsweise, mehr Ausflüge mit den Jugendlichen zu unternehmen – wenn es wieder möglich ist. Auch ein neuer Sport- und Fitnessraum soll entstehen.

Den haben sich die Besucher in einer Umfrage gewünscht. Die Geräte sind größtenteils alle angekommen und müssen nur noch aufgebaut werden. Das machen Schneider und Heisch jedoch nicht allein, sondern lassen die Jugendlichen digital daran teilhaben. Per Videostream übertragen sie das Auspacken und Aufstellen der Sportgeräte.

Per Chat können die Zuschauer dann live mitmischen. Ende vergangenen Jahres, zur Weihnachtszeit, hatten die Leiter bereits Live-Videos gedreht und Plätzchen vor der Kamera gebacken. Diese Videos seien besonders gut bei den Teenagern angekommen, sagt Schneider.

Leiterin will dem Frust der Jugendlichen entgegenwirken

Instagram hin oder her – der Treff fehlt dennoch. „Vielen geht es nicht gut“, erklärt Schneider. Die Frustration aufgrund von Homeschooling und Kontaktbeschränkung sei bei den jungen Menschen besonders groß.

Viele seien zudem mit den sich ständig ändernden Verordnungen restlos überfordert. Die Leiterin versucht diesem Frust mit Telefonaten oder Instagram-Nachrichten so gut es geht entgegenzuwirken.

Die 17-jährige Emily Brümmer nutzt diese Art der Kommunikation mit Schneider oft. Sie steckt gerade mitten in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr im Kindergarten und möchte später einmal Erzieherin werden. Schneider hat der Teenagerin angeboten, sie beim Schreiben der Bewerbungen zu unterstützen.

Der persönliche Austausch mit der Leiterin fehlt Emily sehr. Seit mehr als zwei Jahren geht sie in den Treff. Die Livestreams verfolgt sie regelmäßig. Eine digitale Kochanleitung habe sie zu Hause sogar einmal selbst ausprobiert: „Das Essen hat lecker geschmeckt“, sagt sie.

Auch wenn die Lichter im Treff aus sind, können die jungen Menschen immer noch im Jugendbüro für Beratungsgespräche vorbeischauen. Wenn auch nur einzeln und mit Maske.

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