An Fronleichnam früh aufstehen, Blumen zu kunstvollen Teppichen legen und sich auf eine festliche Prozession freuen, gehörte in den Pfarreien über viele Jahrzehnte zu einer schönen und gerne gepflegten Tradition.
Doch mittlerweile hat sich einiges geändert. Die altüberlieferte Volksfrömmigkeit wird von immer weniger Menschen praktiziert. Auch die Zahl der aktiven Christen und Besucher von Gottesdiensten geht mehr und mehr zurück.
Viele Ältere, die jahrelang in aller „Herrgottsfrühe“ prächtigen Blumenschmuck legten, können nicht mehr oder sind gestorben. Hinzu kommt, dass Fronleichnam in traditioneller Form zweimal durch Corona unterbrochen wurde.
Neue Wege und alte Traditionen vereinen
Die Pfarreien suchen nach neuen Ansätzen, wie sie dieses katholischste aller kirchlichen Feste lebendig, würdig feiern können. Denn das, was früher bei Hochfesten wie Fronleichnam normal war, nahezu automatisch lief und viele Leute auf die Beine brachte, funktioniert in der Zeit nach der „Volkskirche“ mit vollen Kirchen und aktiven Gruppen nicht mehr. Allerdings werden auch neue Wege gesucht, um wichtige Traditionen nicht sang- und klanglos zu streichen.
Dass die Pflege kirchlichen Brauchtums wie dem Legen von Blumenteppichen mehr und mehr schwierig wird, war aus vielen Pfarreien zu hören. Doch in Gamshurst werden an Fronleichnam vier Teppiche gelegt.
Achern plant große Prozession mit Blumen
Auch in Achern, Mösbach und in Wagshurst, hier erstmals auch von der Kinderkirche, werden für die Gottesdienste an Fronleichnam und dem Sonntag danach Blumen zu kunstvollen Motiven gestaltet.
Dies deshalb, um Jesus Christus als „Geschenk des Himmels“ alle Ehre zu erweisen, mit ihm im Zeichen des Brotes Eucharistie zu feiern und ein Zeugnis des Glaubens beim Gang durch die Dörfer und die Innenstadt von Achern zu geben.
Dass Obersasbach seit 80 Jahren eine Hochburg der Kunst des Teppichlegens ist, hat mit den Erlenbader Schwestern zu tun. Die älteren Frauen erinnern sich gerne daran, wie die Schwestern die Mädchen anlernten, Blumen zu christlichen Motiven zu legen. Als 1952 die Dorfkirche erbaut und der Kirchenchor gegründet war, übernahm der Kirchenchor die Aufgabe, an der ersten Station beim Schulhaus (heute Toni-Merz-Museum) einen großen Blumenteppich zu legen.
Die Sänger trafen sich am Vorabend zum Aufbau des Altars, die Frauen zum Farn abstreifen, Blumen zupfen und dem Herrichten der Vasen. Am nächsten Morgen mussten alle früh auf den Beinen sein, denn gegen 3.30 Uhr begann die Arbeit, um auf einer Vorlage die vorbereiteten Blumen auszulegen, um dem „himmlischen Brot“ Jesus Christus einen prächtigen Weg zu bereiten.
Blumenteppich-Tourismus in der Region
Gleiches Bild gab es bei der Landjugend und seit 70 Jahren bei der Familie von Gärtnermeister Thomas Burst, die Teppiche im Großformat kreierten und mit den anderen blumigen Kunstwerken für einen Blumenteppich-Tourismus von Menschen aus der Region sorgten. Dies alles künftig aufrechtzuerhalten, wird aufgrund fehlender Helfer nicht einfach.
Erstmals feiern die fünf Pfarreien der Seelsorgeeinheit an Fronleichnam mit Blick auf die neuen Wege der Schwestern einen Gottesdienst um 9 Uhr im Kloster. Danach folgt eine Prozession. Helfer aus allen Pfarreien legen Teppiche vor der Pforte und beim Pflegeheim, wie dies nächstes Jahr sein wird, ist noch offen.
Fronleichnam ohne Prozession und Blumenteppiche ist für mich nicht vorstellbar.Diana Springmann, Mitverantwortlich für Teppich bei Waldulmer Schule
„Fronleichnam ohne Prozession und Blumenteppiche ist für mich nicht vorstellbar“, so Diana Springmann, die mit Silke Lamm verantwortlich für den Teppich bei der Waldulmer Schule ist. Dieser werde mit den Erstkommunikanten gelegt. Alle freuen sich darauf, das Motiv zu ihrem Kommunion „Die Quelle der Liebe bis Du“ mit Blumen zu legen.
Auch die Landjugend fertige einen Teppich, so Diana Springmann vom Gemeindeteam und freute sich, dass dieser schöne Brauch in Waldulm „noch“ gepflegt werde. Diesmal feiern die Christen aus Kappelrodeck das Hochfest in Waldulm mit, 2023 wechselt der Ort, ebenso wie in Ottenhöfen und Seebach. In den ausrichtenden Pfarreien gibt es Prozessionen mit Blumenteppichen.